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die bank 10 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT empfinden. Dies

MARKT empfinden. Dies mündet nicht nur in einer generellen Unsicherheit ob der eigenen Zukunft, sondern eben auch in einer großen Risikobereitschaft und einem wenig selbstkritischen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. In Relation zum Durchschnitt der Gen Z fällt auf, dass man die Welpen als die Finanzelite dieser Generation bezeichnen kann. Die Studie verdeutlicht: Knapp sieben von zehn haben Aktien, mehr als fünf von zehn investieren in Fonds und ETFs, und jeder zweite Welpe besitzt Kryptowährungen. Ein Teil der Gruppe nennt außerdem klassische Anlageprodukte wie Renten- oder Immobilienfonds (14 Prozent und 11 Prozent) sein eigen. ÿ 2 Das große Interesse an neuartigen Anlageformen wie Kryptowährungen oder auch Non-Fungible Tokens (NFTs) kann mit dem Mindset der jungen AnlegerInnen erklärt werden: Es muss schnell gehen – eine Anlage die 30 Jahre braucht, um in Fahrt zu kommen, bringt nichts, wenn die Welt vorher untergeht. Und wenn eh nichts sicher ist, dann gibt es auch wenig zu verlieren. Weder der Wert eines Doge Coins noch die Expertise von YoutuberInnen oder TikTok-CreatorInnen werden kritisch hinterfragt. Was bedeutet das für Banken? Die Welpen der Wall Street sind eigentlich die ideale Zielgruppe für die Banken. Denn sie wollen investieren und haben die Mittel. Viele haben sich bereits Depots im mittleren fünfstelligen Bereich ertradet – mit Taschengeld und Ausbildungsgehalt. Sie verfügen über ein Grundwissen und vor allem ein großes Interesse an Finanzthemen – und sie lechzen nach Guidance. Doch diese Guidance finden sie bisher nur im Internet. So vertrauen sie Beratenden in Blogs, auf Instagram, TikTok und Youtube, nicht (mehr) aber der einstigen Anlaufstelle Nummer eins für Finanzfragen: der Bank. Das ermöglichen neue FinTech-Anbieter, Trading-Apps und Kryptobörsen. Als Fehlsicht und Trugschluss erweist sich hier übrigens, dass die Welpen Banken per se als old school ablehnen. Der Hauptgrund für die Irrelevanz der Banken ist vielmehr das ambivalente Bild: Auf der einen Seite gibt es eine gewisse Bewunderung für die Führungsetagen von Kreditinstituten und Investmentfirmen. Diese werden als die Profis und die echten Wölfe der Wall Street wahrgenommen, mystifiziert und geradezu verehrt. Damit könnte die Bankenwelt eigentlich arbeiten, stünde auf der anderen Seite nicht die reale Erfahrung im Kontakt mit den Finanzinstituten. Die Welpen werden nicht ernst genommen Ein Studienteilnehmer erklärt: „Die Bank ist Fluch und Segen zugleich. Die Investmentbanker sind die größten Zocker, die es gibt. Die bestimmen das ganze Game. Aber da komme ich ja gar nicht hin. Ich stehe ganz unten am Schalter und komme safe zu einem Berater, der keine Ahnung hat, (…) hätte er Ahnung, wäre er nicht mehr Berater. Aber selbst der schaut dann auf mich herab, weil ich 21 bin (…) mein Depot von über 20k bezeichnet er dann als Glückstreffer.“ Betritt ein Welpe die lokale Sparkassenoder Bankfiliale, wird das Potenzial nicht gesehen, und er fühlt sich nicht ernst genommen. Spricht die Person über ihre bisherigen Anlageerfolge, entsteht schnell das Bild, sie wolle „doch nur spielen“. Dabei investieren lediglich 34 Prozent der Welpen, weil es ihnen Spaß macht, mit Geld zu spielen. Für den Rest geht es vor allem um Absicherung. Doch selbst wenn BeraterInnen alles geben, werden Standardprodukte zum sicheren und vor allem langfristigen Vermögensaufbau empfohlen. Warum? Weil es aus Beratersicht sicherlich das Richtige ist – doch wird in der Beratung dabei kaum der Krisendruck der Welpen verstanden und ergo auch nicht ihr Bedürfnis nach schnellen Lösungen geteilt. 10 10 // 2021

MARKT 2 | Die beliebtesten Anlageformen Ja, ich habe ... ... ein Sparbuch. ... ein Tagesgeldkonto. 27 % 37 % 45 % 48 % ... Aktien. 26 % 70 % ... Aktienfond(s)/ETFs. ... Kryptowährungen. ... Rentenfonds. 24 % 19 % 9 % 14 % 52 % 56 % ... Immobilien. ... Geldanlagen in Rohstoffe. 7 % 7 % 19 % 20 % ... Immobilienfonds. Sonstige 4 % 3 % 3 % 11 % Nein, ich habe keine Geldanlagen. 0 % 25 % Quelle: september Strategie & Forschung. Gen Z gesamt Welpen der Wall Street „Langfristig“ ist allerdings ein Reizwort für die Zielgruppe, die sich in der Folge enttäuscht ab- und sich wieder Coaches auf Instagram oder anderswo zuwendet, die erklären, wo das nächste lukrative Risiko winkt. Hier muss die Bankenwelt neu verstehen, was Absicherung bedeutet, wenn potenzielle KundInnen davon ausgehen, keine Zeit für einen langfristigen Vermögensaufbau zu haben. Es geht nicht darum, 40 Jahre in einen Topf einzuzahlen und fest daran zu glauben, dass es diesen Topf auch im Jahr 2060 noch geben wird. So langfristig kann diese Generation zwar durchaus denken, doch fehlt ihr das Vertrauen, dies auch zu wollen. Ihr Bild von Institutionen, Firmen und der Politik ist dafür zu negativ. Absichern bedeutet, auf der Gewinnerseite zu stehen Aktuell bedeutet sicher beispielsweise, auf der richtigen (Krisen-)Welle zu surfen. Tägliche Entwicklungen werden mit der Hoffnung auf Rendite beobachtet. Das kann große Entwicklungen wie die Corona-Pandemie, aber auch kleinere singuläre Ereignisse betreffen. So wird durchaus mal eben in der Mittagspause gecheckt, ob vielleicht irgendwo ein Industriepark brennt, damit man dessen Aktien schnell billig einkaufen kann. 10 // 2021 11

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