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die bank 10 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 1 |

MANAGEMENT 1 | Geschäftsmodellkonsistente Gesamtbanksteuerung Geschäftsmodell kapitalmarktfern kapitalmarktnah Risikomanagement monofunktional multifunktional Finanzwirtschaftliches Bewertungskalkül Ertragswertkalkül Markt-/Zeitwertkalkül Ökonomische Perspektive Rechnungslegungsperspektive Regulatorische Perspektive Trias der Gesamtbanksteuerung Quelle: Wiedemann, Arnd / Hille, Vanessa / Wiechers Sebastian (2020): Integrierte Banksteuerung – Internes Controlling, externe Bilanzierung und aufsichtsrechtliche Limitierung des Zinsänderungsrisikos, Siegen. (Profit and Loss, P&L) erfasst. Zufließende vertragliche Zinszahlungen gehen ebenfalls erfolgswirksam in die GuV ein. Derivate und Eigenkapitalinstrumente sind grundsätzlich gemäß dem Geschäftsmodell „Handeln“ zu bewerten. Im Hedge-Accounting ist eine Kompensation von erfolgswirksamen Marktwertänderungen in der GuV zwischen Derivat und designiertem Grundgeschäft in Schuldinstrumenten für Finanzrisiken möglich. Die Klassifikation der Finanzinstrumente folgt in der Rechnungslegung grundsätzlich den ökonomischen Geschäftszwecken einer Bank. Daher fließen auch die Bewertungsund Ergebnisdimensionen der ökonomischen Geschäftsmodelllogik in die Bewertungsmetriken ein. Daraus folgt, dass die aus den Rechnungslegungsnormen resultierenden bilanziellen Erfolgsrisiken auch für das Risikomanagement von Bedeutung sind, denn die finanziellen Risiken wirken sich in Abhängigkeit der zugrunde liegenden bilanziellen Klassifizierung unterschiedlich auf das bilanzielle Eigenkapital und das Jahresergebnis aus. Gleiches gilt für die verfügbaren regulatorischen Eigenmittel im regulatorischen Steuerungskreis. Wahl eines zielkonformen Steuerungskalküls Die Überleitung finanzieller Risiken in den Rechnungslegungs- und den regulatorischen Steuerungskreis setzt eine Verknüpfung der Steuerungskreise voraus. Die Bezugnahme auf das positionsspezifische Geschäftsmodell stellt dazu einen gemeinsamen Ansatzpunkt dar. Die zu Beginn aufgezeigten Geschäftsmodelle und Steuerungskreise eröffnen eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Ausgestaltung der Gesamtbanksteuerung. Es ist eine zentrale strategisch-konzeptionelle Aufgabe des Managements, ein sachgerechtes und zielkonformes Steuerungskalkül einzurichten. Dieses muss sich aus dem verfolgten Geschäftsmodell ableiten und für alle Ebenen konsistent gültig sein. Sicherzustellen ist, dass jeder Steuerungskreis (Ökonomie, Rechnungslegung, Regulatorik) durch Ergebnis- und Risikokennzahlen zielkonform für die Planung und Geschäftsführung abgebildet wird, siehe ÿ 2. Ihren konkreten Niederschlag finden die Kennzahlen im Risk Appetite Framework und den jeweiligen Management-Reportings. Zielkonformität bedeutet, dass das Management die Ergebnis-/Risikoziele geschäftsmodellkonsistent definiert und dimensionskonforme Performance- und Risikokenngrößen festlegt. Illustrierung eines Spannungsfelds und dessen Harmonisierung Exemplarisch soll im Folgenden das Spannungsfeld und die Harmonisierungsaufgabe am Beispiel des Zinsänderungsrisikos illustriert werden. 1 Für ein kapitalmarktnahes Geschäft kann die gesamte Wertentwicklung der Position, bestehend aus Kursentwicklung und (Zins-)Ergebnis, für die Performancemessung von Interesse sein. Umgekehrt kann es für ein kapitalmarktfernes Buch, das bis zur Endfälligkeit gehalten werden soll, sinnvoll sein, auf das Ziel periodisch realisierbarer (Zins-)Ergebnisse und den strukturellen Ertragswert in der Performancemessung abzustellen. Jedes Institut muss für sich aus dem verfolgten Geschäftsmodell ein klares Ergebnisund Risikoverständnis festlegen. Aus dieser Ziel-/Ergebnismetrik wiederum leitet sich die passende Methodik für die Bewertung resp. die Ergebnis- und Risikomessung im Risikocontrolling ab. Mit den so festgelegten Methoden und Techniken kann das Management (resp. die Treasury) mit zielkonformen Steuerungsinformationen im Sinn der Geschäftsziele ver- 42 10 // 2020

MANAGEMENT sorgt werden. Institute, die aufgrund ihrer komplexen Geschäftstätigkeit parallel ertragswertorientierten und markt-/zeitwertorientierten Kalküle anwenden, müssen Haupt- und Nebenbedingungen festlegen, um beide Kalküle aufeinander abzustimmen. Die Dualität der Zielmetriken findet sich sowohl in der Rechnungslegung als auch in den aufsichtsrechtlichen Vorschriften. In der Rechnungslegung spiegelt sich die Dualität im Rahmen des Bilanzausweises und der Ergebnisrechnung in der parallelen Anwendung von Fair-Value- und AC-Bewertung wider. Gleiches gilt für die Regulatorik, die im Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung (Internal Capital Adequacy Assessment Process, ICAAP) ökonomischet und in den Regeln zum Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch (Interest Rate Risk in the Banking Book, IRRBB) periodische wie rechnungslegungsbezogene Kalküle simultan etabliert hat. Spannungsfelder ergeben sich, weil sich die Ergebnis- und Risikokennzahlen ein- und derselben Risikoposition in den drei Steuerungskreisen nicht zwangsläufig gleichartig, sondern auch unterschiedlich oder gar konträr entwickeln können. Beispielsweise spiegelt sich ein in der ökonomischen Perspektive vorhandener (zeitweiliger) Marktwertzuwachs bei Positionen, die zu fortgeführten Anschaffungskosten bilanziert werden, nicht im Ergebnis wider. Umgekehrt zeigt die ökonomische Perspektive, dass ein heute realisierter Marktwerterfolg zukünftige Zinsergebnisse schmälert, das periodische Ergebnis jedoch (noch) nicht. Auch schlagen sich Derivate, die zur ökonomischen Absicherung langfristiger Zinspositionen gekauft wurden, als laufend im Wert schwankende Fair-Value-Positionen in der Bilanz nieder. Priorisierung Aufgrund der möglichen konträren Darstellungen, die sich nicht immer durch ein Hedge- Accounting oder andere Maßnahmen auflösen lassen, muss in der Gesamtbanksteuerung eine Priorisierung der Steuerung festgelegt werden. Im Normalfall sollte eine primäre Steuerung nach betriebswirtschaftlichen, ökonomischen Ergebnis- und Risikogrößen erfolgen. Die bilanziellen Jahresabschlusszahlen und die regulatorischen (Mindest-) Vorgaben werden nachrangig berücksichtigt. Beim Vorliegen von Engpässen (z. B. den regulatorischen Eigenmitteln) oder konkreten Zielen in der bilanziellen Aufstellung der Bank ist – zumindest vorübergehend – auch eine andere Priorisierung denkbar. Jede Zielmetrik erfordert einen entsprechenden Kalkül für die Performanceund Risikomessung. In der Ertragswertperspektive werden alle Zinsinstrumente als zukünftige Cashflows aus Kapital- und Zinszahlungen abgebildet, aus denen sich per marktzinsgerechter Diskontierung der Barwert ableitet. Dieser zeigt das in den kontrahierten Geschäften vorhandene Ergebnispotenzial über die Totalperiode und somit die ökonomische Vorteilhaftigkeit und Ertragskraft der Geschäftstätigkeit über die Gesamtlaufzeit auf. In der Marktwertperspektive wird nicht nur die risikolose Zinsstrukturkurve berücksichtigt, sondern es werden alle relevanten Risikofaktoren (z. B. Credit Spreads) im Rahmen der Bewertung erfasst, sodass die marktwertbasierte Bewertung die Gewinn- und Verlustpotenziale im Fall der Veräußerung der Geschäfte aufzeigt. Insbesondere bei kapitalmarktnahen Geschäften ist diese Information als Steuerungsgröße von übergeordneter Bedeutung. Als weitere Betrachtungsdimension kann der bilanzielle Ergebniskalkül verstanden werden. Er ergibt sich zum einen aus dem GuVwirksam realisierten Ergebnis, hier insbesondere dem Zinsergebnis als Differenz der Zinserträge und -aufwendungen, einer Rechnungslegungsperiode und den ergebniswirksamen Bilanzansatzänderungen der zum Fair Value bilanzierten Finanzinstrumente. Da der Zinsüberschuss eine wesentliche Ergebniskomponente für Banken ist, kann das Erwirtschaften langfristig stabiler, ausreichender Zinsüberschüsse das primäre Steuerungsziel für das Zinsbuch darstellen. Dies gilt insbesondere für kapitalmarktferne Geschäftsmodelle. Der bilanzielle Ergebniskalkül stellt als Steuerungsgröße methodisch sowohl auf die periodische Ertragswertperspektive als auch auf die marktwertbasierte Barwertperspektive ab. In der bilanziellen Dimension kommen daher bezogen auf das Zinsbuch sowohl die ertragsorientierte Zinsergebnissteuerung als auch die marktwertorientierte Steuerung der zum Fair Value bilanzierten Zinsinstrumente simultan zur Anwendung. 10 // 2020 43

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