MARKT 1 | M&A-Transaktionen in der europäischen Bankenbranche Zeitraum: 2010 - 2020 / in Mio. US-$ Status Jahr Land Ziel-Unternehmen Transaktions-Wert Käufer Completed 2020 Russland Sberbank Rossii PAO 33.853 Russian National Wealth Fund Completed 2012 Spanien Completed 2016 Frankreich Banco Financiero y de Ahorros SA Credit Agricole SA-Regional Banks (38) 23.785 Completed 2012 Spanien Bankia SA 17.805 Fondo de Reestructuracion Ordenada Bancaria {FROB} 20.060 SACAM Mutualisation Fondo de Reestructuracion Ordenada Bancaria {FROB} Completed 2013 Spanien Bankia SA 14.155 Banco Financiero y de Ahorros SA Completed 2012 Griechenland National Bank of Greece SA 12.903 Hellenic Financial Stability Fund Completed 2012 Spanien Caixa d'Estalvis de Catalunya Tarragon 12.017 Fondo de Reestructuracion Ordenada Bancaria {FROB} Completed 2013 Griechenland Bank of Piraeus SA 9.701 Hellenic Financial Stability Fund Completed 2010 Spanien Completed 2017 Russland Caja de Ahorros de Valencia Castellon y Alicante Bancaja Bank Otkritie Financial Corp PJSC 8.140 Caja de Ahorros y Monte de Piedad de Madrid {Caja Madrid} 7.710 Central Bank of Russian Federation Completed 2012 Griechenland Eurobank Ergasias SA 7.699 Hellenic Financial Stability Fund Completed 2011 Irland Allied Irish Banks PLC 7.264 National Pensions Reserve Fund Completed 2020 Italien Unione di Banche Italiane SpA 4.772 Intesa Sanpaolo Spa Quelle: Refinitiv, Stand: 8. September 2020. Beispiele aus anderen europäischen Ländern Vorstandsvorsitzende europäischer Großbanken – beispielsweise Credit Suisse-Chef Thomas Gottstein oder der Chef der Schweizer Großbank UBS, Sergio Ermotti – begrüßen inzwischen eine Branchenkonsolidierung in Europa. Der Zug habe den Bahnhof verlassen, und eine Konsolidierung sei unvermeidlich, sagte Ermotti im September auf einer Investorenkonferenz der Bank of America. Zugleich ging Ermotti auf das Umdenken bei den Aufsichtsbehörden – weniger „too big to fail“, mehr globale Wettbewerbsfähigkeit – ein und verwies auf die schwierigen Rahmenbedingungen, wie die anhaltenden Negativzinsen im Heimatmarkt und die durch das Corona-Virus ausgelöste globale Rezession. Diese Faktoren dürften die moderate Rentabilität der UBS-Group in den Jahren 2020 und 2021 nochmals drücken. 2019 lag ihr RoE bei 8,2 Prozent (2018: 8,5 Prozent) Dazu passt, dass die beiden Präsidenten der Schweizer Großbanken über eine Fusion verhandelt haben. Doch diese Gespräche sollen bereits vor der Corona-Krise gelaufen sein. Neben der Credit Suisse soll UBS-Präsident Axel Weber auch Zusammenschlüsse mit anderen Großbanken wie beispielsweise der Deutschen Bank und BNP Paribas durchgespielt haben. Laut Bloomberg sollen UBS und Deutsche Bank eine Fusion bereits im Jahr 2019 kurzzeitig erwogen haben, aber über den Stand früher Gespräche nicht hinausgekommen sein. So würde eine Fusion mit dem Frankfurter Institut den Anleihe-Fokus der Deutschen Bank mit dem größeren Aktiengeschäft des Instituts aus Zürich verbinden. Das Motto von Weber könnte daher lauten: „Lasst uns eine aktive Rolle in der Konsolidierung spielen, bevor Europas Banken von den Giganten aus den USA oder aus China übernommen werden.“ Was den Schweizern noch nicht gelungen ist, haben die spanischen Institute bereits vollzogen – die Kreierung eines neuen nationalen Champions. Der Zusammenschluss von Bankia und Caixabank könnte durchaus prägend für die europäischen Finanzmärkte sein und zugleich die Intensivierung der Bankenunion notwendiger machen. Mit Caixabank als der Nummer 1 und Bankia als Nummer 4 im spanischen Covered-Bond-Markt bedeutet diese Fusion eine weitere deutliche Konzentration und damit die mögliche Schaffung eines Mega-Emittenten, nicht nur im spanischen, sondern auch im globalen Kontext, heißt es in einer Studie der LBBW. Bezogen auf das Spaniengeschäft würde sich die fusionierte Bank mit einer Bilanzsumme von 664 Mrd. € auch 16 10 // 2020
MARKT 2 | Europa: M&A-Transaktionsvolumen Zeitraum: 2010 - 2020 / in Mio. US-$ Datum Transaktions- Volumen Anzahl der Transaktionen 2010 62.249,5 555 2011 56.193,0 410 2012 141.707,9 383 2013 22.747,9 304 2014 21.561,4 290 Quelle: Refinitiv, Stand: 8. September 2020. insgesamt von den Wettbewerbern deutlich absetzen und wäre mit weitem Abstand die Nummer 1 im spanischen Bankenmarkt. Bankia entstand 2010 durch den Zusammenschluss von sieben spanischen Sparkassen (u. a. Caja Madrid). Schwerpunkt ist seitdem das Retailgeschäft, vor allem Baufinanzierungen (knapp 60 Prozent des Kreditbuchs). Derzeit befindet sich Bankia noch zu 61 Prozent in Staatsbesitz. Durch die Anfang 2018 vollzogene Fusion mit der zuvor ebenfalls staatlich kontrollierten Banco Mare Nostrum (BMN) konnte Bankia ihre Marktposition als fünftgrößte spanische Bank und mit einem Marktanteil von ca. 10 Prozent weiter ausbauen. 2015 20.952,6 348 2016 35.893,9 376 2017 25.941,4 297 2018 24.755,7 255 2019 9.430,2 170 2020 44.968,2 103 Caixabank ist nach Santander und BBVA die drittgrößte Bank Spaniens. Im Inland ist sie mit einem Marktanteil von 15 bis 16 Prozent der Marktführer. Wie der LBBW-Studie weiter zu entnehmen ist, entstand die Bank Mitte 2011 im Rahmen der Reorganisation der Caixa-Gruppe. Caixabank umfasst das Bankgeschäft der in eine Bankenstiftung umgewandelten La Caixa (Caja de Ahorros y Pensiones de Barcelona). Seit 2014 ist die Investmentholding der La Caixa, die Criteria Caixa, der Haupteigentümer der Bank. ÿ 1 Transaktionsvolumen deutlich angezogen Laut Berechnungen von Refinitiv hat sich das Transaktionsvolumen im Jahr 2020 nach eher mageren Jahren wieder spürbar erhöht. Während sich die Volumina in den Jahren 2015 bis 2018 auf Werte zwischen 21 Mrd. und 35 Mrd. US-$ beliefen, hat das Transaktionsvolumen im laufenden Jahr auf knapp 45 Mrd. US-$ angezogen. In dieser Berechnung ist die geplante Fusion im spanischen Bankensektor allerdings noch nicht inkludiert. Das größte M&A-Volumen (für den Zeitraum 2010 bis 2020) wurde im Jahr 2012 erreicht, in dem mit 383 Transaktionen ein Transaktionsvolumen von 141 Mrd. US-$ erzielt wurde. ÿ 2 Bewertungen für M&A-Deals günstig Neben den strukturellen Faktoren sprechen auch die günstigen Bewertungen für weitere Zusammenschlüsse im europäischen Bankensektor. Bereits seit der Finanzkrise sind faktisch alle europäischen Banken deutlich unterbewertet. Im Schnitt werden europäische Banken zur Hälfte des Buchwerts gehandelt, die Deutsche Bank sogar deutlich darunter. Unternehmen, die mit einem deutlichen Abschlag auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis bewertet werden, sind an der Börse in der Regel weniger wert als das bilanzielle Eigenkapital. Die Unterbewertung ist aber oftmals ein Indikator, dass das Vertrauen der Investoren in das Geschäftsmodell des Unternehmens massiv erschüttert ist. Mit diesem Vertrauensverlust hatte insbesondere der deutsche Finanzsektor zu kämpfen. Dass das Vertrauen der Anleger in den europäischen Bankensektor im Zug der Covid-19-Pandemie weiter geschwunden ist, zeigt sich nicht nur an den rekordtiefen Kurs- Buchwert-Verhältnissen (P/B), sondern auch an der geringen Marktkapitalisierung und der deutlich gesunkenen Profitabilität. Nach Erhebungen von Strategy& lag die Eigenkapitalrendite (RoE) europäischer Banken im Jahr 2019 bei 4,1 Prozent. Im Vergleich dazu generierten US-amerikanische und chinesische Institute einen RoE von 9,1 Prozent bzw. 12,4 Prozent – und konnten damit auch ihre Eigenkapitalkosten verdienen, was vielen europäischen Banken seit geraumer Zeit nicht mehr gelingt. 10 // 2020 17
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