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die bank 10 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BERUF & KARRIERE

ó BERUF & KARRIERE KLAUS VEHNS Der Tech-Banker fi AT THE TOP Klaus Vehns ist dem seit 1. Juli 2016 Chef der Rabobank in Frankfurt/Main und trägt die Gesamtverantwortung für alle Geschäftsbereiche der niederländischen Bank in Deutschland. Vehns war zuvor u. a. für das Direct-Banking-Geschäft bei BMW sowie für die Bereiche Geschäftsentwicklung und Treasury bei der Comdirect Bank AG verantwortlich. Darüber hinaus war er für die First-e Bancorp in Dublin sowie für die frühere LB Kiel in London tätig. Vehns hat eine Ausbildung bei der WestLB absolviert sowie Volkswirtschaft an der Universität Heidelberg studiert. Es gibt für Vehns in seiner jetzigen Rolle eine Menge Berührungspunkte, denn die Wurzeln des Bankmanagers liegen in einem landwirtschaftlichen Umfeld. Das Landleben habe ihn während seiner Jugend sehr stark geprägt. Insofern scheint seine Aufgabe bei der Rabobank so etwas wie eine „Rückkehr zu den Wurzeln“ zu sein. Man merkt dem Banker an, dass ihm die Arbeit Spaß macht. Dann folgt in Vehns Überlegungen der Blick auf die globale Landkarte. Menschen müssten, so sagt er, mehr Verantwortung übernehmen. Es gelte, Ökologie und Nachhaltigkeit nicht nur durch leere Worte zu predigen, sondern auch mit Leben auszufüllen. Solche Aussagen würden Kritiker möglicherweise als Plattitüden abtun, aber Vehns hat sich – auch im Rahmen seines Berufs – intensiv mit den Themen Verantwortung und Nachhaltigkeit beschäftigt. Klaus Vehns ist ein Banker, der wild durch die Welt wabernden ökonomischen Meinungen und Theorien kritisch gegenübersteht. Im Gespräch wirkt er nachdenklich, stellt die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Situation in der Welt sehr stark auf den Prüfstand. Die von Ungleichgewichten und unzähligen Fragezeichen geprägte aktuelle globalpolitische Situation werfe die Frage auf, ob solche und ähnliche Schwächen nicht systemimmanent seien und daher in regelmäßigen Abständen immer wieder auftreten könnten. „Es gilt, die gegenwärtige Situation mit gewissem Abstand zu reflektieren“, sagt der neue General Manager der als sehr konservativ geltenden Rabobank Deutschland mit Sitz in Frankfurt. Er war bereits im Jahr 2012 als Manager zur RaboDirect Deutschland nach Frankfurt gekommen. Jetzt hat er seit Mitte des Jahres die Gesamtverantwortung für die niederländische Bank in Deutschland übernommen. Das war offensichtlich eine gute Wahl. Denn wenn über finanzielle Solidität im Banking gesprochen wird, dann kommt Betrachtern nicht selten zuerst der Name der niederländischen Rabobank Gruppe in den Sinn. Das im Jahr 1898 als Genossenschaftsbank gegründete Institut macht seit vielen Jahren als starker Finanzpartner mit ausgereifter Expertise in der Agrarindustrie und der Lebensmittelbranche von sich reden. Die Bankengruppe ist einer der größten Finanzdienstleister in den Niederlanden; sie ist in 40 Ländern mit über 8,6 Millionen Kunden und knapp 52.000 Mitarbeitern vertreten. Ökologie und Nachhaltigkeit mit Leben füllen „Nachhaltigkeit spielt für uns eine wichtige Rolle, auch weil wir als größte Universalbank der Niederlande stark in den Bereichen Agrar und Nahrungsmittel aufgestellt sind“, sagt Vehns, der allerdings eingesteht, dass es in den großen ökologischen Fragen wohl nicht „die“ Lösung gibt. Alle Verbraucher seien aufgerufen, etwa in Ernährungsfragen Vernunft walten zu lassen. Nach einer Ausbildung bei der WestLB und dem VWL-Studium in Heidelberg lockten ihn Herausforderungen in der großen weiten Welt. „Mich hat es schon früh in die Welt hinaus getrieben“, verrät Klaus Vehns. All das basiert auf der Vorliebe des Bankexperten für alles Moderne. Die Technologie-Affinität hat dazu geführt, dass er neue technolo- 92 diebank 10.2016

BERUF & KARRIERE ó gische Ideen zuerst selbst angewandt und genutzt hat. Mit Freunden hat er im Rahmen der Internet-Revolution vor vielen Jahren unternehmerischen Drang verspürt und sich früh „Technologie-Sporen“ beim Online-Broker First-e in Dublin verdient. Als der Internet-Hype platzte, überlebte allerdings auch First-e nicht. Wenn einer weiß, dass in der Finanzindustrie im Digitalisierungszeitalter nachhaltige – teils revolutionäre – Veränderungen anstehen, dann ist es Klaus Vehns. „Ich bin wohl so etwas wie ein Early Adopter“, sagt er über sich selbst und verweist darauf, dass er bereits als Jugendlicher einige kleinere Computer-Anwendungen programmiert hat. Trotz aller Reisefreude blieben die Bindungen an die Heimat eng. Und so legte der heute 48-Jährige die Basis für die berufliche Karriere durch Tätigkeiten bei der Landesbank in Kiel, wo er globales Flair durch die spannende Tätigkeit im Bereich Schiffsfinanzierungen erlebte. Später trieb es ihn zum Finanzierungsgeschäft bei BMW. Er war für einige Zeit für das Direct-Banking-Geschäft von BMW verantwortlich. „Das ist ein tolles Unternehmen, dessen interessantes Angebot ich seinerzeit nicht ablehnen konnte.“ Danach übernahm er Verantwortung für die Bereiche Geschäftsentwicklung und Treasury bei der Comdirect Bank AG. Pioniererfahrung in der Finanzindustrie im Digitalisierungszeitalter Mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem umfassenden Fachwissen im Online Banking positionierte der studierte Volkswirt dann seit dem Jahr 2012 RaboDirect erfolgreich als „Spar-Spezialisten“ am deutschen Markt. Unter seiner Führung als General Manager verzeichnete RaboDirect mit unkonventionellen Methoden ein überdurchschnittliches Kundenwachstum. Im Jahr 2013 wurde der außergewöhnliche „selbstironische“ Werbeauftritt von Rabo- Direct vom deutschen Gesamtverband Kommunikationsagenturen mit dem begehrten GWA Effie für effiziente Markenkommunikation ausgezeichnet. „Ich habe schon immer neue Wege gesucht, Banking auf unkonventionelle Art und Weise zu interpretieren und zu gestalten“, erklärt Vehns diesen Erfolg. Zu aktuellen Fragen des Bankings hat der Mann eine fundierte Meinung. Die Bankenwelt habe sich zu lange im Krisenmodus befunden und sei daher dauerhaft mit sich selbst beschäftigt gewesen. Rückblickend sei kaum zu verkennen, dass Banken meist selbst schuld seien, nicht nur an ihrer oft diffizilen finanziellen Lage, sondern auch an ihrem angeschlagenen Image. Vehns legt die Stirn in Falten, als das Gespräch auf die gigantische globale Verschuldung und den in weiten Teilen „erborgten Wohlstand“ kommt. „Es macht aus meiner Sicht sehr viel Sinn, die Staatsverschuldung deutlich zu reduzieren, weil wir so auch die Schmerzen für folgende Generationen senken.“ Es gelte, sich heute die Frage zu stellen, ob das Einkommen der Menschen auch in Zukunft vor allem aus der geleisteten Arbeit – also aus der beruflichen Tätigkeit – kommen werde, weist er auf die Risiken des Durchbruchs fl Ich habe schon immer Wege gesucht, Banking auf unkonventionelle Weise zu gestalten. von Robotern als Arbeitskräfte-Ersatz hin. Alle diesbezüglichen gegenwärtigen Modelle müssten überdacht werden – das gelte auch für die spannende Frage um garantierte Grundeinkommen für Menschen. Sehr lange hätten Banken die Innovationskraft vermissen lassen, die dann in der Folge von FinTech-Unternehmen eingebracht worden sei. „Findige Köpfe haben die Lücke erkannt und dann konsequent besetzt“, sagt Vehns. „Ja, das Thema Fin- Tech ist heute enorm gehyped“, bestätigt er, weist in gleichem Atemzuge indes darauf hin, dass FinTech nun in der Tat nichts Neues ist. „Den durch die Digitalisierung hervorgerufenen Strukturwandel in der Bankenlandschaft erleben wir ja bereits seit etwa 20 Jahren“, sinniert er. Er stimmt der Meinung zu, dass nicht alle FinTech-Unternehmen überleben werden. Es werde wohl zu einem starken Konzentrationsprozess in der Branche kommen. Bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Abschaffung von Bargeld vertritt Vehns eine klare Auffassung. „Ich habe keine Einwände dagegen“, sagt er, lächelt nachdenklich und fügt dann ein “Aber“ hinzu. Den daraufhin folgenden fragenden Blick hat er rasch verstanden. „In dieser Frage führe ich mit meiner Frau eine recht lebhafte Diskussion, denn sie ist wegen des dann möglicherweise drohenden Verlusts von Freiheit ganz klar gegen die Abschaffung des Bargelds.“ In der knapp bemessenen Freizeit treibt es ihn zurück nach Hamburg, weil er bei seiner Familie sein will, die dort lebt. Seine Frau arbeitet in der Hansestadt, und die beiden erwachsenen Kinder fühlen sich dort sehr wohl. Für Hobbies bleibt ihm in der Regel nur sehr wenig Zeit. Bei Musik sieht er sich selbst eher im Mainstream. Lieblingskünstler, nein, die gibt es nicht. „Ich mag gute Musik – aller Richtungen“, sagt er offen. Klaus Vehns hat vor zehn Jahren mit dem Hockeysport begonnen – auch, weil er mit seinem Sohn mitreden wollte, der diesen Sport bereits seit etwa 15 Jahren mit Leidenschaft betreibt. Sport ist für die Entwicklung von Menschen seiner Meinung nach von großer Bedeutung – das gelte wegen der erzieherischen Einflüsse vor allem für den Mannschaftssport. Auf das Thema Mannschaft kommt er dann zum Abschluss auch zu sprechen, als es wieder um seine Aufgabe bei der Rabobank geht. Er habe hier ein „tolles Team“ vorgefunden, das die Basis für den Erfolg darstellt. ó Jonas Dowen 10.2016 diebank 93

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