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die bank 09 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 3 |

MANAGEMENT 3 | Makroökonomische Einflussfaktoren im Kreditportfoliomanagement Geopolitische Auswirkungen Neue Ansätze zum Klimaschutz Zinsumfeld und Inflation Wirtschaftl. Abschwung Strukturelle Veränderungen der Bonitäten Steigende Ausfallzahlen Freihandelseinschränkungen Resilienzbemühungen der Industrie Verzerrung durch staatliche Förderungen Disruptive Geschäftsmodelle Eigenmittelbelastung Eingeschränkte Lieferketten Vorgehensmodell zur Umsetzung der proaktiven Steuerung Portfolio-Analyse Vollständige Identifikation der Risikotreiber Informationsbasis Verknüpfung interner/ externer Informationen Segmentierung Herstellung notwendiger Differenzierung (Teilportfolien) Datenqualität Formulierung der Anforderungen an den Datenhaushalt Kreditrisikostrategie Validierung und Anpassung strategischer Vorgaben/KPIs Quelle: plenum AG. deutlich schwieriger geworden. Die Steuerungsinstrumente müssen geeignet sein, Stressfaktoren mit staatlichen Hilfsmaßnahmen zu kombinieren. Die Abbildung ÿ 3 verdeutlicht den Einfluss der makroökonomischen Einflussfaktoren auf das Kreditportfolio und die notwendigen Handlungsfelder. Umfassende aktuelle Portfolio-Analysen Um das Kreditportfolio gemäß den Vorgaben der Geschäfts- und risikostrategischen Zielrichtungen steuern zu können, sind zunächst umfassende aktuelle Portfolio-Analysen vorzunehmen. Ziel ist die Identifikation von Risikotreibern und Ableitung von Erkenntnissen zur Bewertung des Bestandsportfolios. Die Portfolio-Analyse dient auch der Identifikation von bestehenden oder sich abzeichnenden Risikokonzentrationen. Als zentraler Aspekt der Portfolio-Analyse wird betrachtet, wie Kreditnehmer im Zeitverlauf zwischen den Risikokategorien wandern. Das gibt Aufschluss darüber, bei welchen Kreditnehmermerkmalen eine Verbesserung oder Verschlechterung der Bonität aufgetreten ist. Basis aus internen und externen Daten Diese Entwicklung muss analysiert und bewertet werden. Hierfür ist eine geeignete Informationsbasis aus internen und externen Daten erforderlich. Für die Bewertung der Risikotreiber müssen alle relevanten Informationen in geeigneter Form und Qualität vorliegen. Bereits vorhandene Daten müssen verfügbar sein und verdichtet werden können, damit Zusammenhänge im Rahmen der Portfolio-Analyse quantifizierbar werden. In engem Austausch mit der Research-Abteilung sind externe Informationen, insbesondere aktuelle Markteinschätzungen, zu erheben und in der Portfolio-Analyse mit zu betrachten. Für eine möglichst vollständige Identifizierung und Analyse von potenziellen Risikotreibern müssen die Ergebnisse einer aktuellen und umfassenden Geschäftsumfeldanalyse zur Verfügung stehen. Granulare Segmentierung des Kreditportfolios Im nächsten Schritt ist auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse risikoorientiert eine granulare Segmentierung des Kreditportfolios vorzunehmen. Die Berücksichtigung makroökonomischer Faktoren auf Ebene der relevanten Teilportfolios wird aufsichtlich explizit gefordert (EBA GL LoM Tz. 248). Die Bildung der steuerungsrelevanten Teilportfolios ist auf Basis der relevanten Risikotreiber abzuleiten. Geeignete Segmentierungen sind unter anderem auf folgende Dimensionen zu untersuchen: Z Geografische Segmentierungen: Bestimmte geografische Regionen (Länder) können von makroökonomischen Veränderungen stärker betroffen sein. 24 09 | 2023

MANAGEMENT Z Z Z Z Z Z Z Branchensegmentierung: Insbesondere hinsichtlich Positionen gegenüber krisenbedingt geschwächten Sektoren. Kundentyp: Resilienz gegenüber makroökonomischen Schocks. Währungsrisiken: Direkte/indirekte Auswirkungen z. B. durch Schwankungen der ukrainischen Hrywnja oder des russischen Rubel. Segmentierung nach Sicherheiten, auch Art und Fungibilität von Sicherungsobjekten. Politische Risiken: Beispielsweise durch rechtliche und regulatorische Veränderungen. Konjunkturzyklus: Abhängigkeit bestimmter Unternehmen und Branchen vom Konjunkturzyklus. Zins-/Inflationsrisiken. Die Anforderungen an den Datenhaushalt ergeben sich aus dem Informationsbedürfnis über die steuerungsrelevanten Teilportfolios. Die Schwachstelle ist im Regelfall eine unzureichende Datenqualität, die die notwendige Aggregation der Daten verhindert. Die gewonnenen Erkenntnisse sind in der Kreditrisikostrategie zu adaptieren. Dabei sind geeignete Maßnahmen und Limite für die Teilportfolios festzulegen. Ein Testkonzept muss sicherstellen, dass die neu entwickelten Maßnahmen tatsächlich die erwünschten Effekte bringen. Für die Portfolio-Überwachung sind geeignete Steuerungskennzahlen auf Teilportfolio-Ebene zu implementieren. Autor Jan-Christoph Bauer, Senior Manager bei der Plenum AG, verantwortet regulatorische Themenstellungen im Risikomanagement. Seine Schwerpunkte sind die Umsetzung risikostrategischer Vorgaben, das Kreditrisikomanagement sowie der Umgang mit notleidenden Risikopositionen. 1 Siehe auch Einschätzung in SSM-Risikomatrix, unter: https://www.bankingsupervision.europa.eu/ecb/pub/ra/html/ssm. ra2021~edbbea1f8f.de.html. FAZIT Eine adäquate Kreditrisikosteuerung erfordert mehr als nur Standardrichtlinien. Sie benötigt ein flexibles, robustes und ständig anpassbares Rahmenwerk. Das wird besonders wichtig, wenn man die jüngsten Ereignisse betrachtet, in denen staatliche Interventionen die Firmeninsolvenzquoten künstlich niedrig hielten. Hier zeigt sich die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit: Herkömmliche Risikomanagement-Tools müssen ständig überdacht und optimiert werden, um der aktuellen Entwicklung gerecht zu werden. Die Grundlage für langfristigen Erfolg ist ein aufeinander abgestimmtes Rahmenwerk, das sicherstellt, dass nur Risiken eingegangen werden, deren Form und Umfang mit der Risikostrategie im Einklang stehen. Nur so kann unerwünschten Entwicklungen mit geeigneten Maßnahmen zeitnah entgegengewirkt werden. 09 | 2023 25

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