MANAGEMENT 2 | Neue regulatorische Anforderungen Kreditportfolio/Risikoprofil = Fähigkeit zur Steuerung der Kreditqualität im gesamten Kreditportfolio und des Risikoprofils auf granularer Ebene; Berücksichtigung relevanter Risikotreiber und makroökonomischer Faktoren (EBA GL LoM Tz. 248). Überwachung = Fähigkeit des Überwachungssystems, eingegangene Risiken auf granularer Portfolio-Ebene zu steuern und zu überwachen. Alignment Kreditrisikostrategie mit Überwachungsprozess auf Teilportfolioebene (EBA GL LoM Tz. 241). „proaktiver Ansatz zur Portfolioüberwachung und -steuerung“ (EBA GL LoM Tz. 35) Risikofrühwarnung = Deutlich frühere Erkennung der Verschlechterung von Kreditrisiken auf Basis geeigneter Indikatoren. Alignment Kreditrisikostrategie und Frühwarnschwellen (EBA GL LoM Tz. 270). Erweiterte Parameter zur Risikoerkennung erforderlich (neue MaRisk BTO 1.3.1., EBA GL LoM Tz. 274) Kreditvergabe = Alignment Kreditvergabeprozess mit Kreditrisikostrategie (EBA GL LoM Tz. 195). Quelle: plenum AG. ten und damit einhergehenden Abwärtsrisiken. Das Risikoumfeld sei bestimmt durch eine Phase länger anhaltender konjunktureller Störungen, in deren Zusammenhang mit einem deutlichen Anstieg von Kreditausfällen in bestimmten Sektoren zu rechnen ist. 1 Risikopositionen gegenüber anfälligen Sektoren werden im Risikomanagement oft nicht ausreichend reflektiert. Sektoren, die empfindlicher auf das bestehende Umfeld reagieren, müssten schneller erkannt werden können. Im Fokus der BaFin stehen derzeit zunächst Gewerbekreditausfälle. Es besteht eine Gemengelage aus hoher Inflation, gestiegenen Finanzierungskosten und einer gleichzeitig wachsenden Rezessionsgefahr. Damit geht auch eine beobachtbare Veränderung des Konsumverhaltens einher. Die bestehende Risikovorsorge der Institute ist aus aufsichtlicher Betrachtung oft unzureichend. Es besteht weiter die Gefahr, dass sich bei einem steigenden Finanzierungsbedarf und gleichzeitig restriktiveren Finanzierungsbedingungen Abwärtsrisiken verschärfen. Institute sollen bei der Entwicklung von Geschäftsstrategien vorsichtiger agieren und das Risikomanagement stärker in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Dazu kommen die Erkenntnisse aus dem SREP 2022. Diese beinhalten Mängel in Bezug auf die Kreditvergabe, die Überwachung und Einstufung von finanziell angeschlagenen Schuldnern sowie die Rahmenwerke für die Risikovorsorge. Die Abbildung ÿ 1 verdeutlicht die Prioritäten des europäischen Aufsichtsmechanismus (SSM) für die Jahre 2023-2025. Regulatorische Rahmenbedingungen und aufsichtliche Erwartungshaltung Das gesamtwirtschaftliche Umfeld hat sich umfassend verändert. Ohne klare Sicht sowie zeitnahe Reaktion ist die Steuerungsfähigkeit über kurz oder lang nicht mehr gegeben. Das bedeutet, dass die Institute in der Lage sein müssen, ihr Kreditportfolio proaktiv zu steuern. Neue Risikoentwicklungen werden dann frühzeitig erkannt und die Zeiträume bis zu den Steuerungseingriffen werden so verkürzt, dass sich negative Effekte nicht wesentlich auf das Portfolio auswirken können. Gefordert ist damit die Fähigkeit zu einem frühzeitigen Erkennen, Handeln und Gegensteuern versus bloßer Schadensminimierung ex-post. Zur Umsetzung dieser Anforderungen sind grundsätzlich keine neuen Regularien erforderlich. Vielmehr reicht bereits die konsequente Anwendung des bestehenden Instrumentariums. Zu einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation gehören die angemessene Ermittlung und Überwachung der Risiken und die Ableitung der richtigen Erkenntnisse und Maßnahmen. Die aufsichtliche Bedeutung einer proaktiven Kreditrisikosteuerung lässt sich zudem aus den detaillierten Anforderungen der EBA-Leitlinien für die Kreditvergabe und Überwachung (EBA GL LoM) ablesen, die mit der 7. MaRisk- Novelle vom 29. Juni 2023 für alle Institute verbindlich geworden sind. Eine Übergangsfrist für die Umsetzung der Neuerungen gilt bis zum 1. Januar 2024. Ein proaktiver Ansatz zur Portfolioüberwachung und -steuerung ist danach ausgehend von der Kreditrisikostrategie sicherzustellen (EBA GL LoM Tz. 35). Das Kreditportfolio ist dabei auf granularer Ebene so differenziert wie möglich zu steuern. Die Ausrichtung der Teilportfolios ist anhand makroökonomischer Faktoren auszurichten. Die Dynamik der Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld muss sich in der Flexibilität der Portfoliosteuerung wiederfinden. Es sind geeignete Indikatoren zu implementieren, die sicherstellen, dass Entwicklun- 22 09 | 2023
MANAGEMENT gen wesentlich früher erkannt werden. Geeignete Kennzahlen stellen sicher, dass die Entwicklungen der Teilportfolios entsprechend den Vorgaben der Risikostrategie gesteuert werden. Der Kreditvergabeprozess ist hierauf abzustimmen. Die zentralen Fokusfelder der EBA-Leitlinien zur proaktiven Kreditportfoliosteuerung sind in der Abbildung ÿ 2 skizziert. Strategisches Kreditportfoliomanagement Langfristig erfolgreiche Institute sind in der Lage, aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen zeitnah in die Risikosteuerung und geeignete Szenarien zu übersetzen. Die Praxis zeigt, dass in den Instituten oft keine Systematik zur Erfassung und für den Umgang mit neuen Risikotreibern entwickelt wurde. Zudem werden Szenarien nicht schnell genug und nicht ausreichend an veränderte Rahmenbedingungen angepasst. Neu entwickelte Szenarien sind zudem eher die Ausnahme. Meist werden bestehende Szenarien lediglich um einzelne Parameter modifiziert. Die steuerungsrelevanten Teilportfolios sind meist zu starr und richten sich nach bekannten, meist regulatorischen Ordnungen. Es fehlt die Flexibilität und Systematik, um veränderte Risikotreiber in die Portfoliosteuerung zu übersetzen und Umwelteinflüsse adäquat abzubilden. Zudem führt der Umfang staatlicher Unterstützungsmaßnahmen zu Verzerrungen in der Abbildung der tatsächlichen Risikosituation. Oft fehlt ein methodisch geeigneter Ansatz zur Bewertung dieser Effekte. Die Analyse der Auswirkungen neuer Risikotreiber ist 09 | 2023 23
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