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die bank 09 // 2022

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG ZUKUNFT

DIGITALISIERUNG ZUKUNFT DES GELDES Bitcoin in El Salvador: Nicht mehr als ein Marketing-Gag? Seit gut einem Jahr ist Bitcoin in El Salvador gesetzliches Zahlungsmittel. Präsident Nayib Armando Bukele will so breiten Bevölkerungsschichten einen effizienten Zahlungsverkehr ermöglichen und eine Bitcoin-City errichten, die das Land an die Spitze der technologischen Entwicklung katapultieren soll. Dass dies gelingen kann, ist jedoch mehr als fraglich. Die vergangenen 13 Monaten zeigen: Das Bitcoin-Projekt hat El Salvador und seinen Präsidenten in die Schlagzeilen gebracht – mehr aber auch nicht. 50 09 | 2022

DIGITALISIERUNG Über Bitcoin und andere Krypto-Währungen gehen die Meinungen von Kapitalmarktteilnehmern, Ökonomen und Politikern auseinander. Wenig polarisiert jedoch Bitcoin-Verfechter und -Kritiker so sehr wie die Frage, ob Bitcoin das Potenzial hat, sich zukünftig als Zahlungsmittel gegen klassische Währungen durchzusetzen. Die Diskussion darüber hat vor gut einem Jahr neuen Schwung bekommen. Im Juni 2021 verkündete der Präsident von El Salvador, Nayib Armando Bukele, die Einführung des Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in seinem Land. Im September 2021 trat schließlich das sogenannte Bitcoin Law in Kraft. Bitcoins können seitdem – jedenfalls nach den Buchstaben des Gesetzes – zur Zahlung von Waren, Dienstleistungen, Steuern oder auch zur Tilgung von Schulden genutzt werden. Das rief sehr schnell Kritiker auf den Plan. Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Vorhabens äußerten sich Ratingagenturen, die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) skeptisch zur Nutzung von Krypto-Währungen als gesetzlichem Zahlungsmittel. Destabilisierung des Finanzwesens, Cyber-Kriminalität, Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, negative Konsequenzen für die internationalen te – die Liste der adressierten Risiken ist Kapitalmärk- lang. Argumente der Befürworter Die Verfechter des Bitcoin Law geben an, breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu günstigen Zahlungsverkehrs-Dienstleistungen verschaffen zu wollen. Denn wenn Menschen aus einem Land wie El Salvador in ein anderes Land gehen, um dort zu arbeiten, kann es unglaublich mühsam sein, Geld zurück an die Familien in der Heimat zu überweisen. Der hohe Anteil solcher Remittances (= Rücküberweisungen von Gastarbeitern in ihre Heimatländer) in Höhe von 25 Prozent am Bruttoinlandsprodukt der Republik El Salvador (2021) verdeutlicht die Bedeutung dieser Geldtransfers für einen Großteil der Einwohner. Der Transfer geht einher mit enorm hohen Überweisungskosten. Bitcoin soll diese Schwierigkeiten beseitigen, indem es den Nutzern ermöglicht, Transferkosten zu senken und die Effizienz der Überweisungen von Remittances zu erhöhen. Auch der inländische Zahlungsverkehr soll einfacher werden. Bisher besitzen etwa 70 Prozent der Einwohner kein Bankkonto. Die Nutzung des Bitcoin-Netzwerks könnte diesem Teil der Bevölkerung unter anderem stundenlange Fahrten ersparen, die oft notwendig sind, um Barzahlungen abwickeln zu können. Gleichzeitig soll die Abhängigkeit vom US-$ reduziert werden. Zahlungsabwicklung und Bitcoin- Infrastruktur Das Problem bei Transaktionen über die Bitcoin-Blockchain ist, dass diese je nach Systemauslastung zum Transaktionszeitpunkt unterschiedlich schnell ausgeführt und unterschiedlich teuer werden können. Je mehr Transaktionen gleichzeitig stattfinden, desto langsamer ist jede einzelne Transaktion. Damit sind solche Transaktionen nicht für den konventionellen Zahlungsverkehr geeignet. Aus diesem Grund wird zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs auf das sogenannte Lightning-Netzwerk zurückgegriffen. Die Lightning-Technologie ermöglicht die Bereitstellung skalierbarer (= in großen Mengen möglicher) sofortiger und provisionsfreier Bitcoin-Transaktionen, um die oben beschriebenen Probleme zu lösen. Bitcoin-Zahlungen können mit Lightning in Sekundenschnelle verarbeitet werden. Auf dieser Lightning-Lö- 09 | 2022 51

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