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die bank 09 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT KREDIT ALS

MARKT KREDIT ALS STRATEGISCHE OPTION Liquidität intelligent einsetzen Die jüngsten Umfrageergebnisse zur Entwicklung des deutschen Kreditmarkts belegen, dass die Finanzierungsbedingungen für deutsche Unternehmen hervorragend sind. Dies ist neben der guten Absatzlage und der nach wie vor lockeren Geldpolitik nicht zuletzt der guten Eigenkapitalausstattung der Unternehmen geschuldet. Dennoch verzichten viele kleine und mittlere Unternehmen auf einen Bankkredit und begehen damit unter Umständen einen strategischen Fehler. Das Jahr 2017 war durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet. Zum achten Mal in Folge ist die deutsche Wirtschaft gewachsen und hat infolgedessen auch die Finanzkraft des deutschen Mittelstands gestärkt. Dies gilt vor allem für die Eigenkapitalquote, die sich nach Angaben der neuesten Ausgabe „Diagnose Mittelstand“ des deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) gegenüber dem Bilanzjahr 2015 im Mittel um 4,1 Prozentpunkte auf 28,3 Prozent verbessert hat. Dabei haben es vor allem kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zu 1 Mio. € geschafft, ihre Eigenkapitalquote in den letzten Jahren deutlich zu erhöhen. Lag diese im Jahr 2012 im Mittel noch bei 15,1 Prozent, ist sie im Bilanzjahr 2016 auf 28 Prozent gestiegen. Bei mittleren Unternehmen mit einem Jahresumsatz von einer bis 50 Mio. € stieg die Eigenkapitalquote von 22,9 Prozent auf 28,4 Prozent an. Damit rücken die Eigenkapitalquoten kleiner und mittlerer Unternehmen nahe an die von Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. € heran, die der DSGV im Bilanzjahr 2016 mit einem Mittel von 33,5 Prozent beziffert hat. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Analyse der KfW Bank. Auch diese zeigt, dass mittelständische Unternehmen seit Anfang der 2000er-Jahre deutliche Anstrengungen zur Erhöhung ihrer Eigenkapitalquote unternommen haben. Mittlerweile liegt die Eigenkapitalquote im Durchschnitt bei komfortablen 30 Prozent. Auch in naher Zukunft ist davon auszugehen, dass viele kleine und mittlere Unternehmen ihre Eigenkapitalquote weiter ausbauen werden. Für einen weiteren Anstieg sprechen die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und der anhaltende Konsum, die für eine gute Auftragslage und damit Gewinnsituation der Unternehmen sorgen. Bankkredit oft nicht benötigt Trotz nachhaltig steigender Eigenkapitalquote über alle Umsatzgrößenklassen des deutschen Mittelstands hinweg und dem damit verbundenen leichteren Kreditzugang, haben 14 09 // 2018

MARKT 1 | Was gegenwärtig gegen eine Bankfinanzierung spricht Unternehmensanteile in %, bezogen auf Investitionsfinanzierung Hohe Anforderungen an Sicherheiten Vermeidung von Schulden 40 40 Zu viel Offenlegung Kein Fremdfinanzierungsbedarf, da genügend Eigenmittel vorhanden Grundsätzlich keine Fremdfinanzierung angestrebt Kein Kreditbedarf, ausreichend andere Finanzierungsmöglichkeiten vorhanden Kein Vertrauen in Banken Finanzieller/zeitlicher Aufwand der Antragstellung zu hoch 10 10 12 15 20 21 Zinsen zu hoch Zu lange Bearbeitungs- und Entscheidungszeit 8 8 Geringe Erfolgsaussicht 7 Frühere Kreditanträge wurden abgelehnt Generelle Ablehnung von Bankfinanzierung 3 3 Quelle: KfW Mittelstandspanel 2017, Zusatzbefragung im September 2017, Mehrfachnennungen möglich. laut dem aktuellen KfW-Mittelstandspanel im Jahr 2016 allerdings lediglich rund 30 Prozent der betrachteten Unternehmen ihr Investitionsvolumen über Geldhäuser finanziert. Das heißt zugleich, dass 70 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen, die investiert haben, keinen Bankkredit zur Finanzierung von Investitionen eingesetzt haben. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie eine Zusatzbefragung zum KfW-Mittelstandspanel im September 2017 ergab. Danach berichteten jeweils 40 Prozent der Unternehmen, die Kreditverhandlungen von vornherein ausgeschlossen haben, dass die Anforderungen an Sicherheiten zu hoch seien und sie keine Schulden machen wollten. 21 Prozent gaben die strengen Offenlegungspflichten von geschäftlichen Informationen als Grund für die Ablehnung einer Kreditfinanzierung an, und 10 Prozent erklärten, dass ihnen das Vertrauen in die hiesigen Geldhäuser fehlt. Eine zu lange Bearbeitungs- und Entscheidungszeit, geringe Erfolgsaussichten für eine Kreditzusage sowie die Tatsache, dass frühere Kreditanträge abgelehnt wurden, hielten ebenfalls einige Unternehmen von der Bankfinanzierung ab. Zudem existieren neben dem Bankkredit genügend weitere externe Finanzierungsin strumente, die für Investitionsvorhaben genutzt werden können. Immerhin scheinen deshalb 12 Prozent der befragten Unternehmen keinen Kreditbedarf zu haben. Für viele der befragten Mittelständler steht der Bankkredit zur Investitionsfinanzierung aber auch deshalb nicht zur Disposition, weil sie über ausreichend Eigenmittel verfügen und ihre Investitionen allein aus diesen Mitteln bestreiten können. Das gaben 20 Prozent der befragten Mittelständler an. ÿ 1 Fehlinvestitionen binden Liquidität Hinter dem Wunsch, im Unternehmen vornehmlich eigene Mittel zur Investitionsfinanzierung einzusetzen, verbirgt sich oftmals die weit verbreitete Meinung, dass Eigenkapital generell eine gute und Fremd kapital eine schlechte Finanzierungsquelle sei. Diese Sichtweise kommt auch in der aktuellen KFW-Zusatzbefragung zum Ausdruck, wonach immerhin 40 Prozent der befragten Mittelständler angaben, keine Schulden machen zu wollen. Diese Einschätzung dürfte vor allem der Finanzmarktkrise geschuldet sein, die die Möglichkeiten, Wachstum und Innovationen über Fremdkapital zu finanzieren, deutlich eingeschränkt hat. Viele mittelständische Unternehmen berichteten damals von einer partiellen Kreditklemme, wonach sie keinen Kredit oder diesen nur zu sehr schlechten Konditionen erhalten hätten. Das Vertrauen in die Bankenbranche scheint bei einigen Unternehmen deshalb immer noch gestört zu sein, sodass sie auch heute noch einen Bogen um die Geldhäuser machen und auf die Eigenmittelfinanzierung setzen. Die Eigenmittelfinanzierung kann bei den Firmenkunden aber auch aus anderen Gründen punkten: Im Gegensatz zur Fremdfinanzierung fallen hierbei keine Kosten für Zinsen und Tilgung an, sodass keine Rückzahlungsverpflichtungen bestehen. Gerade in einer angespannten wirtschaftlichen Lage kann dies ein unschätzbarer Vorteil sein, denn in 09 // 2018 15

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