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die bank 09 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

UNTERNEHMERTUM STÄRKEN

UNTERNEHMERTUM STÄRKEN Mehr Hilfen für Start-ups óó Über das Programm „Invest – Zuschuss für Wagniskapital“ unterstützt das Wirtschaftsministerium Beteiligungen an innovativen Unternehmen. Privatinvestoren erhalten für ihren Anteilserwerb einen steuerfreien Erwerbszuschuss in Höhe von 20 Prozent der Investitionssumme. Seit Mai 2013 wurden mehr als 2.200 Zuschüsse mit einem Volumen von fast 35 Mio. € gewährt und rund 175 Mio. € Wagniskapital für Start-ups bezuschusst. Die Förderung von Unternehmensgründern sei zwar das richtige Ziel, allerdings beschreite die Regierung dabei den falschen Weg, kritisiert der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). Präsident Mario Ohoven ärgern vor allem fehlende steuerliche Vorteile für Venture Capital, ohne sie habe Wagniskapital bei der Finanzierung von innovativen Investments keine Chance, sich auf breiter Ebene durchzusetzen. Ohoven plädiert für eine 100-prozentige steuerliche Abschreibung dieser Investitionen. Das Invest-Programm hingegen greife zu kurz. Außerdem fordert der BVMW eine gerechte steuerliche Forschungsförderung für innovative Unternehmen, wie es sie bereits in 28 von 34 OECD-Staaten gebe. Die Forderung: Mittelständler sollten für bis zu 15 Prozent ihrer eigenfinanzierten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung eine Steuergutschrift erhalten, Start-ups, die (noch) keine Steuern zahlen, erhalten einen Transfer. DER BREXIT UND DIE WIRTSCHAFT „Kaum Gewinner“ óó Großbritannien wird mit einer rückläufigen Wirtschaftsleistung rechnen müssen. Unter den Folgen des Brexit-Votums wird neben der Finanzdienstleistungsbranche vor allem die Automobilindustrie leiden. Eine Branche, die eine besonders enge Handelsverflechtung mit der EU hat. Feri Investment Research rechnet mit einem Rückgang der Produktion im kommenden Jahr um minus 1,5 Prozent. Das hohe Wachstum der vergangenen Jahre (zuletzt plus 6,6 Prozent Produktionszuwachs im Jahr 2015) wird sich demnach nicht fortsetzen. Unter den bereits jetzt spürbaren negativen Auswirkungen des Brexits auf den Immobilienmarkt leiden auch das Immobilienwesen und die Bauwirtschaft. In beiden Wirtschaftszweigen wird die Wertschöpfung im kommenden Jahr stärker rückläufig sein als in der Gesamtwirtschaft. „Gewinner unter den Branchen gibt es vor dem Hintergrund einer gesamtwirtschaftlichen Rezession kaum“, betont Chefvolkswirt Axel D. Angermann. Ausschließlich das Hotel- und Gastgewerbe sollte als Profiteur hervorgehen. Denn die Abwertung des Pfunds erhöht die Attraktivität Großbritanniens als Reiseziel. Als größter Brexit-Verlierer gilt weiterhin der Finanzdienstleistungssektor. Bereits 2017 wird er mit minus 5 Prozent den stärksten Rückgang der Wertschöpfung unter allen Sektoren aufweisen. KUNDENLOYALITÄT IM PRIVATKUNDENGESCHÄFT „Mobile Banking ist im Alltag angekommen” óó Mobile Banking entwickelt sich zum entscheidenden Kanal für Bankgeschäfte und trägt wesentlich zu einer hohen Kundenloyalität bei. Über keinen anderen Kanal äußern sich Privatkunden nach Interaktionen so positiv wie über eine App oder eine mobile Webseite. Dies ergab eine von Bain & Company weltweit durchgeführte Studie, in der rund 115.000 Privatkunden in 17 Ländern befragt wurden. Auch in Deutschland ist Mobile Banking im Alltag angekommen. Hier ist der Anteil mobiler Interaktionen zwischen Kunde und Bank zwischen 2012 und 2015 von nahezu null auf rund 20 Prozent gestiegen. Insbesondere die junge Generation folgt diesem Trend. In Deutschland setzen bereits mehr als 60 Prozent der 18- bis 24-Jährigen auf die Nutzung ihres Smartphones für Bankgeschäfte. Laut Experte Markus Bergmann gelten hingegen die Niederlanden als Vorreiternation, dort funktioniere Mobile Banking bereits als Vertriebskanal. Selbst komplexe Produkte wie einen Kredit kaufen die Kunden per App oder mobiler Webseite. Ein überzeugender mobiler Auftritt allein bewegt die Kunden jedoch nicht dazu, mehr Bankprodukte zu kaufen oder ihre Bank weiterzuempfehlen. Der Bain-Studie zufolge weisen besonders Omnikanal-Nut- zer eine hohe Loyalität gegenüber ihrer Hausbank auf. Deutsche Kreditinstitute können sich darüber freuen, denn gut 40 Prozent der hiesigen Bankkunden erledigen bereits ihre Bankgeschäfte sowohl in den Filialen als auch über digitale Kanäle. Anteil an Mobile Banking an Kundeninteraktionen steigt Alle Interaktionen im letzten Quartal (Deutschland, in Prozent) 100 80 60 40 20 0 2012 2013 2014 2015 Filiale Telefon/Callcenter Bankautomat Online Mobil/Tablet Quelle: Bain/Research Now – weltweite Kundenstudie 2012 - 2015. -5 0 -3 -11 19 Veränderungen in Prozentpunkten (2012 - 2015) 36 diebank 09.2016

Betriebswirtschaft Kompakt UNTERNEHMENSINSOLVENZEN Weniger Pleiten, weniger Innovation óó Immer weniger Unternehmen rutschen in Deutschland in die Insolvenz. Seit über zehn Jahren sinkt die Zahl der zahlungsunfähigen Firmen. Rund 22.000 deutsche Unternehmen dürften in diesem Jahr zahlungsunfähig werden – ein Minus von 5 Prozent (2015: 23.123). Hauptgrund für die sinkende Zahl an Firmenpleiten war die gute wirtschaftliche Entwicklung. Zudem hat sich die Eigenkapitalausstattung verbessert, was in Krisen weniger anfällig macht. Die meisten Insolvenzen weist Nordrhein-Westfalen auf. Hier wurden im Schnitt der vergangenen drei Jahren 11,9 Firmen zahlungsunfähig. Den geringsten Wert kann Baden-Württemberg mit 4,2 Pleiten verzeichnen. Die Länderquoten werden durch das unterschiedliche Wirtschaftswachstum beeinflusst. In Nordrhein-Westfalen etwa wuchs die Wirtschaft lediglich um 8,2 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 11,9 Prozent. Wie die Ergebnisse der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln darüber hinaus zeigen, gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Wachstum und der Zahl der Insolvenzen. Steigt das BIP um 1 Prozent, sinkt die Zahl der Pleiten um 3 Prozent. Allerdings stehen der sinkenden Zahl der Insolvenzen immer weniger Unternehmensgründungen gegenüber – ein Zeichen abnehmender Innovationskraft. 2015 wurden nur noch rund 300.000 Firmen gegründet, ein Minus von 200.000 im Vergleich zu 2005. WIRTSCHAFT UND ARBEITSMARKT Berlin als Wachstumsmetropole? óó Nach einer langen Phase der Stagnation liegt Berlin auf einem stabilen Wachstumskurs. Wirtschaftsleistung, Beschäftigung und Bevölkerung steigen seit Jahren überdurchschnittlich. Wie eine Analyse von DIW Berlin zeigt, verzeichnet die Hauptstadt zwar viele innovative Unternehmensgründungen, jedoch fehlen schnell wachsende Firmen, um die Produktivität und damit auch das Einkommensniveau zu steigern. Entscheidend dafür ist daher das Wachstum der bereits in Berlin ansässigen, jungen Unternehmen. Doch gerade der Übergang von der Gründung in die Wachstumsphase bedarf besserer Rahmenbedingungen. So sollten hochwertige Gewerbe- und Industrieflächen bereitgestellt und administrative Verfahren serviceorientiert verbessert und beschleunigt werden. Gezielte Kooperationen – etwa mit dem Hightech-Gründerfonds – könnten die Beschaffung von Risikokapital erleichtern, die sich vor allem für auf Vorleistungen spezialisierte Unternehmen (B2B) als schwierig erweist. Nicht zuletzt ist die Gewinnung von qualifiziertem Personal ein wichtiger Standortfaktor. AREG SCHAFFT KLARHEIT Wer profitiert? óó Nach der Verabschiedung des Abschlussprüfungsreformgesetzes (AReG) im Juni 2016 herrscht endlich Klarheit. Doch welche Auswirkungen hat die neue Regulierung nun auf Joint Audit, Sonderprüfungen und Beratungsleistungen? Fakt ist: Die ca. 1.500 finanzmarktorientierten und börsennotierten Unternehmen müssen sich nun mit dem Wechsel des Abschlussprüfers befassen. Unabhängig davon sind im Geschäftsjahr 2015 die 25 nach Inlandsumsatz führenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften (WP) in Deutschland um 8,2 Prozent gewachsen. Die Big Four legten im Durchschnitt um 8,1 Prozent zu. Hier fällt vor allem die Entwicklung von EY auf: Mit einem Wachstum von 9,2 Prozent belegt die WP-Gesellschaft erstmals Rang zwei der Lünendonk-Liste 2016 – ein Ranking führender WP-Gesellschaften in Deutschland. Angeführt wird das Ranking abermals von PwC, mit einem Umsatz von 1,64 Mrd. €. „Trotz der öffentlichen Fokussierung auf AReG ist festzustellen, dass das gute Wachstum der Top 25 in 2015 weniger durch die Abschlussprüfung, sondern vielmehr durch Steuer- und Rechtsberatung sowie Business Consulting beeinflusst wurde“, sagt Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk. 09.2016 diebank 37

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