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die bank 09 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BANKING

ó BANKING diebank: Wie hat sich der Start des Wertpapiergeschäfts auf das Ergebnis im vergangenen Jahr ausgewirkt? Bellmann: Wir haben unseren Bilanzgewinn 2015 mit rund 11 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr (rd. 4,5 Mio. €) um 141 Prozent gesteigert. Ein Grund dafür liegt in dem außerordentlich hohen Ergebnis im Wertpapiergeschäft. Dieses Ergebnis lag deutlich über unseren Erwartungen und stimmt uns sehr positiv. Allerdings rechnen wir damit, dass es im Wertpapierbereich 2016 wieder niedriger ausfallen wird. Das Kreditgeschäft ist 2015 geringer ausgefallen, weil wir aufgrund starken Personalaufbaus Kapazitäten binden mussten. Im laufenden Jahr werden wir uns wieder stärker auf das Kreditneugeschäft fokussieren. diebank: Was waren die Gründe für den starken Personalaufbau, und wo hat es gehakt? Jablonka: Neue Geschäftsfelder und regulatorische Anforderungen machten es notwendig, die Mitarbeiterzahl deutlich aufzustocken. Der Personalaufbau bedeutete einen starken organisatorischen Umbruch für die Bank. Ende 2014 hatten wir noch 28 Mitarbeiter, per Ende 2015 waren es bereits 45. Dieser Zuwachs ist einerseits eine Folge der Geschäftsfelderweiterung, andererseits sind wir gezwungen, mehr Personal einzustellen, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Ein Viertel der Angestellten ist heute ausschließlich mit dem Thema Regulierung beschäftigt. Aufgrund unserer Größe brauchen wir jetzt auch einen Vollzeit-Geldwäschebeauftragten. Die Aufgabe konnte anfangs noch ein Kollege nebenher erledigen. Für eine kleine Bank wie unsere ist die stetig wachsende Regulierung ein immenser und überproportionaler Aufwand verglichen mit einer Großbank. Das Prinzip der doppelten Proportionalität wird nicht immer gewahrt. diebank: Mit dem Kreditkartengeschäft im Corporate-Card-Bereich ist ein weiteres neues Geschäftsfeld in Vorbereitung. Was genau ist geplant? Die Bank Die North Channel Bank GmbH & Co. KG wurde im Jahr 1924 als Privatbank Bankhaus Oswald Kruber mit Sitz in Berlin vom Immobilienkaufmann Oswald Kruber gegründet, der das Institut nutzte, um sein Immobiliengeschäft in der Region zu finanzieren. Die dritte Generation verkaufte die Bank schließlich an die Holding von Alexander Falk, den Sohn des Falk-Stadtpläne-Erfinders Gerhard Falk. 1996 hatten Falk jr. und seine Schwester Kasse gemacht und ihre Anteile am Kartografie-Verlag für 50 Mio. DM an Bertelsmann veräußert. Alexander Falk, der zunächst als erfolgreicher Internet-Unternehmer galt, war u. a. auch Mehrheitsgesellschafter bei der Wertpapierhandels- und Investmentbank Hornblower Fischer AG, die zusammen mit Kruber „ein umfangreiches Angebot an Bankdienstleistungen rund um den systematischen Investitionsprozess anbieten sollte“, wie es damals hieß. Bellmann: Der Bereich Karten, genauer gesagt Prepaid-Karten, ist eine weitere Säule unserer Strategie, um zu wachsen und zusätzliche Geschäftsfelder aufzubauen. Wir sehen hier großes Potenzial für in Europa ansässige Unternehmen, die international agieren. Da es in diesem Bereich vielfältige Einsatzmöglichkeiten gibt, etwa im Bereich Reisekosten, Leistungsprämien oder auch Gehälter, kommen die potenziellen Kunden auch aus verschiedenen Branchen. Ganz typisch sind Unternehmen im Bereich Transport / Logistik oder Unternehmen in der Reisebranche. Wir sind hier gerade dabei, unsere internen Vorbereitungen zu finalisieren, um zu einem abschließenden Urteil über die konkrete Markteinführung zu gelangen. Über Lizenzen mit Mastercard und Visa verfügen wir bereits und sind ebenso mit ersten interessierten Kunden im Gespräch. Doch der Unternehmer wurde 2008 zu vier Jahren Haft wegen versuchten gemeinschaftlichen Betrugs und Bilanzfälschung verurteilt. Vorausgegangen war ein langjähriger und schlagzeilenträchtiger Gerichtsprozess. Geklagt hatte das britische Unternehmen Energis, an das Falk sein Unternehmen, den Internet-Dienstleister Ision, für 812 Mio. € verkauft hatte, und das kurz darauf zahlungsunfähig wurde. Zum Zeitpunkt der Verurteilung gehörte das Bankhaus Kruber aber bereits dem US- Finanzkonzern Ocwen. 2009 erwarb schließlich eine nordamerikanische Investorengruppe mit Erfahrungen im Zweitmarkt für US-Risikolebensversicherungen das Bankhaus und benannte es in North Channel Bank um. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Bank zu einem der führenden Institute bei der Finanzierung von Investitionen in US-Risikolebensversicherungen. Der Gedanke, Ansprüche aus Lebensversicherungsverträgen zu verkaufen, wurde bereits im Jahr 1844 entworfen. In diesem Jahr konnten Versicherungsnehmer in Großbritannien ihre gemischte Lebensversicherung über den Londoner Finanzmakler Foster & Cranfield per Versteigerung an interessierte Investoren verkaufen. In Deutschland sind hingegen erst seit 1998 einige Aufkäufer tätig und konnten einen Zweitmarkt für „gebrauchte“ Lebensversicherungen etablieren. diebank: Zum Schluss noch ein kleiner privater Anlagetipp: Wenn Sie eine Million Euro im Lotto gewinnen würden, wie würden Sie diese anlegen? Jablonka: Ich würde in US-Risikolebenspolicen investieren. diebank: Hatten Sie nicht gesagt, dass eine Investition erst ab 2,5 Millionen Sinn macht? Jablonka: Herr Bellmann und ich würden unsere Millionen zusammenlegen. Wir kennen uns ja schon etwas länger (lacht). diebank: Herr Bellmann, Herr Jablonka, vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Eli Hamacher. 34 diebank 09.2016

BANKING ó sucht, ist bei uns falsch. Unsere Stärke liegt Der Zweitmarkt für Lebensversicherungen in Deutschland in der Asset Allocation, in der Aufteilung Anders als in den USA können Versicherungsnehmer in Deutschland keine Risikolebensver- der im Auftrag des Bundesverbands Vermögenstigen Rentabilität der Lebensversicherung. Laut von großen Vermögen auf die großen Vermögensklassesicherungen – am Aktien, Zweitmarkt Anleihen verkaufen. und alternative Deutsche Anlagen, wie auch amerikanische beispielsweise Risikolebens- in Roh- (BVZL) durchgeführten Umfrage schätzen die Poanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen stoff- versicherungen und Immobilienfonds. bauen kein Wir bzw. bieten nur in kein geringem Umfang Equity an Kapital oder auf. andere Deutsche Beteiligungs- Lebensver- allem den finanziellen Mehrwert und eine liceninhaber beim Verkauf am Zweitmarkt vor Private sicherungen haben aber immer ein fest schnelle, unkomplizierte Abwicklung. In dem formen an Unternehmen, Windkraftparks vereinbartes Ablaufdatum der Versicherung. Zu Verband haben sich deutsche und internationale Policenaufkäufer zusammengeschlossen. oder anderen Projekten. Wir konzentrieren diesem Zeitpunkt verfällt die Versicherung, uns ohne auf dass hochliquide diese eine Anlagen. Leistung erbringen muss. Ein Drittel derjenigen, die schon einmal eine Lebensversicherung gekündigt oder verkauft bzw. US-Lebensversicherungen hingegen haben kein diebank: Wie erfahren die Kunden von Ihren immer Fonds? im Todesfall. Lebensversicherungen als Geldanlage immer festes Ablaufdatum, die Versicherung leistet dies erwogen haben, sind überzeugt, dass sich In Deutschland dürfen nur kapitalbildende Lebensversicherungen veräußert werden. Von die- Geld Schulden oder Kredite abbezahlen. Etwa weniger lohnen. Jeder Fünfte wollte mit dem sem Recht machen die Kunden regen Verbrauch. gleich viele zweifeln, ob eine Lebensversicherung überhaupt noch eine sichere Form der Fast 50 Prozent aller Lebensversicherungs-Policen in Deutschland werden vor Laufzeitende Geldanlage ist. Und 14 Prozent sind der Meinung, dass sie ihr Geld besser – etwa in Form storniert oder auf dem Zweitmarkt verkauft, fand das Institut für Demoskopie Allensbach heraus. von Aktien oder Fonds – anlegen können. Die Mitte September 2015 veröffentlichte Umfrage nennt als Hauptmotiv Zweifel an der künf- Versicherten schon einmal eine Laut der Umfrage haben elf Prozent der aktuell Lebensversicherung gekündigt, weitere acht Prozent haben dies in Erwägung gezogen. Von denjenigen, die früher eine Lebensversicherung besessen haben, berichten 44 Prozent von einer Kündigung. Die Zahl der Verkäufer ist hingegen deutlich geringer. Nur vier Prozent der aktuell Lebensversicherten und sechs Prozent der früher einmal Lebensversicherten haben schon einmal eine Police am Zweitmarkt verkauft. An mangelndem Wissen kann es nicht liegen. Mehr als 70 Prozent der Policeninhaber sei bekannt, dass man die Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt veräußern könne, so die Umfrage. Auch sei fast die Hälfte der Versicherten überzeugt, dass man bei einem Verkauf einen höheren Betrag ausbezahlt bekommt als bei einer Kündigung. Dass im Fall eines Verkaufs anders als bei der Kündigung ein Resttodesfallschutz erhalten bleibt, ist jedoch den meisten unbekannt. Jeder zweite, der zwar weiß, dass man die Police am Zweitmarkt veräußern kann, ist nicht darüber informiert, dass dennoch ein Restschutz erhalten bleibt. Kündigungs- und Verkaufsmotive Weil Lebensversicherungen immer weniger rentabel sind 33 % Aktuell oder früher Lebensversicherte, die schon eine Lebensversicherung gekündigt, verkauft oder dies erwogen haben. Weil Lebensversicherungen als Geldanlage nicht mehr sicher sind 22 Um Schulden, Kredite abzubezahlen 21 Um das Geld besser anzulegen (Aktien, Fonds) 14 Für den Erwerb eines Hauses, Grundstücks, einer Wohnung 12 Wegen Arbeitslosigkeit 12 Um mich auf eine neue private Situation einzustellen 11 Um mir einen privaten Wunsch zu erfüllen 11 Für die Deckung unvorhergesehener Ausgaben 11 Wegen Krankheit 9 Wegen Aufgabe der Selbstständigkeit 4 Wegen der Hartz IV-Gesetze 2 Um mich selbstständig zu machen 2 Basis: Bundesrepublik Deutschland. Quelle: IfD-Umfrage 11041. Juli 2015. 09.2016 diebank 35

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