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die bank 09 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

Banking News

Banking News ZAHLUNGSMITTEL DER DEUTSCHEN Bargeld in, Smartphone out óó Deutsche Verbraucher bleiben skeptisch, wenn es um mobiles Bezahlen geht. So wollen 66 Prozent der Befragten auch in Zukunft auf ihr Smartphone an der Kasse verzichten. Das Bargeld bleibt damit weiterhin das favorisierte Zahlungsmittel der Deutschen. Nur 34 Prozent geben an, in Zukunft verstärkt ihr Smartphone für Zahlungen zu verwenden – der europäische Durchschnitt liegt bei 52 Prozent. Deutschland hinkt folglich bei der Nutzung mobiler Bezahlmethoden im europäischen Vergleich hinterher, so das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Befragung der ING-DiBa zum Thema Zahlungsgewohnheiten. „Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Daher verwundert es auch nicht, dass man hierzulande neuen Bezahlmethoden eher skeptisch gegenübersteht“, sagt Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Lediglich 31 Prozent der Deutschen Verbraucher verringerten ihre Bargeldnutzung in den letzten zwölf Monaten. Einen niedrigeren Wert gibt es mit 28 Prozent nur in Österreich. Spitzenreiter im mobilen Bezahlen sind Italien und die Türkei, wo rund zwei Drittel der Befragten ihre Bargeldnutzung während des vergangenen Jahres reduzierten. Mobile Banking erfreut sich hingegen zunehmender Beliebtheit. Hier liegen deutsche Verbraucher im europäischen Mittelfeld. Mehr als die Hälfte der Besitzer von Smartphones oder Tablets nutzen Mobile-Banking-Angebote. MITTELSTANDSFINANZIERUNG Der Handlungsdruck nimmt zu óó Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) schätzen ihre Finanzierungs- und Banken-Situation zum zweiten Mal in Folge schlechter ein als im Vorjahr. Dies gilt insbesondere für die kleinen Unternehmen mit bis zu 40 Mitarbeitern. So die Ergebnisse des „KMU-Banken-Barometers 2016“. Die Einschätzungen der Unternehmen hat die KMU-Berater zum ersten Mal mit einem Punktesystem in vier Bewertungsgruppen von „stark verbesserungsbedürftig“ bis „sehr gute Ausgangslage“ eingeteilt. Das Ergebnis: Ein Drittel der Unternehmen haben eine stark verbesserungsbedürftige Ausgangssituation, und weitere 40,3 Prozent haben sich als „verbesserungsbedürftig“ eingeschätzt. „Damit haben fast 75 Prozent deutlichen Handlungsbedarf, um ihre Finanzierungsund Bankensituation zu stärken“, betont Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater. Die Ergebnisse dieser Bewertung sind ein Indikator für die Qualität der Kunde-Bank- Beziehung. Laut Sander, zeige sich besonders bei den Sparkassen und Geschäftsbanken eine schlechtere Einschätzung der Unternehmen. Aufgrund der Ergebnisse müssen die Kreditinstitute im Firmenkreditgeschäft künftig noch vorsichtiger und wählerischer werden, betont Thomas Thier, Vorsitzender der KMU-Berater. BANKGESCHÄFTE Digitaler Service gefordert óó Immer mehr Bankkunden wünschen sich ein komplett digitalisiertes und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot ihrer Bank. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen dabei ein rund um die Uhr erreichbarer Kundenservice (66 Prozent), Mobile-Banking-Angebote (59 Prozent) und sichere Finanz-Apps (52 Prozent), wie eine aktuelle Umfrage von PwC ergab. Die Banken sind derzeit jedoch stark auf ihren Produktvertrieb fokussiert. Die Hälfte der Befragten gab an, dass sich ihre Hausbank ausschließlich für einen möglichen Verkauf ihrer Produkte meldet. Dabei sind knapp 60 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einer Analyse ihrer persönlichen Daten einverstanden, um individuelle Angebote zu erhalten. Etwa 40 Prozent würden ihrer Bank sogar für eine umfassende Finanzberatung ihr gesamtes Vermögen offenlegen. „Die Banken sollten viel stärker in den Dialog mit ihren Kunden treten, um deren Produkt- und Servicewünsche herauszufinden. Eine fortschrittliche Datenanalyse kann dabei immens helfen“, sagt Bankenexperte Holger Kern. 22 diebank 09.2016

KREDITVERGABE Start-ups mit Schwierigkeiten óó Die niedrigen Kreditzinsen machen die Finanzierung für IT-Unternehmen günstig – wenn sie denn ein Darlehen von den Banken bekommen. Während große Unternehmen bei der Kreditbeantragung derzeit kaum Probleme haben, gestaltet sich die Bankenfinanzierung für Start-ups schwierig. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie haben 36 Prozent der jungen IT-Unternehmen Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Rund jedes vierte Start-up (27 Prozent) gibt an, dass es Probleme hat, überhaupt einen Kredit zu bekommen. Von den Unternehmen, die bereits länger als fünf Jahre am Markt sind, berichten 17 Prozent von schwierigen Darlehensgesprächen, und nur 13 Prozent haben mit einer ablehnenden Reaktion der Kreditinstitute zu kämpfen. Somit gilt derzeit: Je größer das Unternehmen, desto leichter ist es, an einen Kredit zu kommen. Junge Unternehmen haben besonders mit den Anforderungen der Banken an die Dokumentation der Kreditverwendung, mit der Offenlegung von Unternehmensinformationen und mit der Forderung nach Kreditsicherheiten zu kämpfen. Etwa jedes dritte Start-up (je 35 Prozent) nannte diese Anforderungen als entscheidende Kredithürde. Dennoch ist die Zahl der Unternehmen mit Kreditproblemen gegenüber dem Vorjahr insgesamt leicht zurückgegangen. Allerdings hat auch mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Unternehmen gar keine Bankenkredite beantragt. ASSET MANAGEMENT Blick Richtung China óó Internationale Asset Manager sollten ihren Blick weiterhin auf China richten. Das chinesische Asset-Management-Geschäft verspricht in den kommenden Jahren ein hohes Wachstumspotenzial. Gründe hierfür sind die langfristig soliden ökonomischen Entwicklungen, die voranschreitende Marktreife, die zunehmende Marktstabilisierung und positive grenzüberschreitende Trends. Roland Berger-Experten gehen in ihrer jüngsten Studie davon aus, dass sich das chinesische Marktvolumen für das Asset Management bis 2020 von heute 4,2 auf 8,5 Bio. $ mehr als verdoppeln wird. Die Nachfrage globaler Investoren nach chinesischen Anlageprodukten soll zwischen 2013 bis 2019 sogar um durchschnittlich 34 Prozent pro Jahr steigen und ein Volumen von 934 Mrd. $ erreichen. Denn Chinas Deregulierung erleichtert ausländischen Unternehmen zunehmend den Marktzugang, deren Zahl in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist – von 93 internationalen Institutionen im Jahre 2010 auf heute 279. Wie Markus Strietzel von Roland Berger erläutert, habe die chinesische Regierung in den vergangenen zwei Jahren weitreichende Liberalisierungsmaßnahmen für ihren Kapitalmarkt beschlossen – um den Kapitalzufluss zu fördern und den Rückgang eigener Währungsreserven wettzumachen. Antragsverfahren werden hierdurch einfacher und die Nachfrage nach internationalen Anlageprodukten nimmt zu. EBURY-ANALYSE ZU CHANCEN UND RISIKEN DES E-CASHS Kommt die bargeldlose Gesellschaft? óó Jüngst beschloss die Europäische Zentralbank, den 500 Euro- Schein aus dem Verkehr zu ziehen, da er der Organisierten Kriminalität Vorschub leiste und im normalen Wirtschaftsverkehr kaum vorkomme. Gleichzeitig erklärten jedoch sowohl die EZB als auch die Bundesbank, weiterhin an Bargeld festhalten zu wollen. Dennoch spielt Bargeld eine immer geringere Rolle im Wirtschaftsverkehr. Die fortschreitende Technologisierung vereinfacht mittlerweile viele Prozesse – Online-Banking und E-Commerce etwa sind nicht mehr wegzudenken. Doch was geschieht, wenn das Bargeld der Gesellschaft weiterhin entzogen wird? Am Beispiel Schwedens lässt sich ein etwaiger Blick in die Zukunft wagen. Selbst Kleinstbeträge werden dort elektronisch bezahlt. Verschiedene Faktoren machen das bargeldlose Zahlen für die Schweden so attraktiv, wie etwa die großen Entfernungen zum nächsten Geldautomaten in dem weitläufigen Land, der Glaube an den technologischen Fortschritt und an die eigene Regierung. Hinzu kommt die schlagartige Reduzierung von Banküberfällen. Im Grunde genommen ist die Gesellschaft bereits mehrheitlich bargeldlos organisiert. Nur noch ein Bruchteil des Geldes liegt in physischer Form vor. Laut Bundesbank war das Gesamt- volumen der Sichteinlagen im Euroraum im November 2014 mit 4.858 Mrd. € mehr als fünfmal so groß wie der Bargeldumlauf mit 957 Mrd. €. Doch ist ein bargeldloser Finanzzyklus wirklich erstrebenswert? Auf den ersten Blick mag elektronisches Geld der herkömmlichen Kriminalität vorbeugen, allerdings ermöglichen Online- Banking und E-Commerce Cyber-Kriminellen, Schaden in unbekannter Größenordnung anzurichten. Zudem besteht die Gefahr, dass sich Geschäfte mithilfe von Bitcoins und ähnlichen Krypto-Währungen, die von Kriminellen gerne zur Geldwäsche verwendet werden, in die Tiefen des Darknets verschieben. Mit der Einführung des einheitlichen SEPA-Zahlungsraums wurde zwar eine gesamteuropäische Infrastruktur geschaffen, die es genau wie in Schweden ermöglicht, eine bargeldlose Gesellschaft zu errichten. Diese könnte aber ganze Bevölkerungsschichten ausgrenzen. Denn eine rein immaterielle Zahlungsweise setzt den Zugang zu einem Konto, den Besitz einer Giro-Karte und möglicherweise eines Smartphones voraus – für viele selbstverständlich, doch bei weitem nicht flächendeckend vorhanden. Ganz auf Bargeld zu verzichten, scheint auf absehbarer Zeit also unmöglich zu sein. 09.2016 diebank 23

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