DIGITALISIERUNG INSTITUTIONELLER HANDEL MIT KRYPTO-ASSETS Wie sich Banken technisch optimal aufstellen Krypto-Assets etablieren sich trotz anhaltend hoher Volatilität zunehmend im institutionellen Handel. Dies ist ein höchst fragmentierter Markt, in dem es noch viel Optimierungspotenzial bei der Handelsausführung gibt. Um ihren Kunden eine Best Execution Policy zu ermöglichen und selbst langfristig vom Handel mit Krypto-Währungen zu profitieren, sollten Banken verschiedene Punkte bei der Implementation eines Handelssystems beachten. Die diesjährige Talfahrt der Krypto-Währungen mag viele Anleger erschreckt und einige auch kalt erwischt haben. Bitcoin und andere Krypto-Währungen konnten sich der allgemeinen Ausverkaufsstimmung an den Märkten nicht entziehen. Jedoch sollte diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich weit über die reinen „Währungen“ hinaus Krypto-Assets wie NFTs und tokenisierte Vermögenswerte weiter etablieren und immer mehr zum Mainstream in der Finanzbranche werden. Ein durchaus gewünschtes Ergebnis dieser Entwicklung ist die zunehmende Regulierung. Zeigt sie doch, dass die entsprechenden Finanzprodukte und die dahinterliegende Technologie bereits im Mainstream der Finanzwelt angekommen sind. Ende Juni haben sich der Ratsvorsitz und das Europäische Parlament auf eine vorläufige Einigung über den Vorschlag zu Märkten für Krypto-Werte (MiCA) verständigt. Da es bislang keinen spezifischen Regelungsrahmen für die gesamte EU, sondern nur diverse nationale Rechtsvorschriften gab, soll MiCa für Klarheit sorgen. Unter anderem müssen künftig alle in der EU tätigen Krypto-Firmen eine Lizenz vorweisen. Des Weiteren wird angestrebt, Geldwäsche durch eine überarbeitete Geldtransfer- Richtlinie vorzubeugen: Krypto-Plattformen werden genauso wie Banken dazu angehalten, Informationen zu Absendern und Empfängern von Transaktionen zu erfassen und mit den Behörden zu teilen. Weiterhin wird der Anlegerschutz dadurch erhöht, dass durch MiCA lizenzierte Finanzdienstleister in Anlehnung an die Prospektverordnung für die Verluste der Anleger haften und bei Spekulationen die Verbraucher auf die Risiken hingewiesen werden müssen. Jedoch wird es bis zur finalen Abstimmung durch alle EU-Instanzen und der praktischen Umsetzung der MiCa-Richtlinie noch Jahre dauern. Die Regulierung der Krypto-Welt in der Europäischen Union wird vermutlich dazu beitragen, die Assetklasse Krypto-Währungen weiterhin für professionelle Finanzdienstleister wie Banken und deren (institutionellen) Kunden attraktiv zu machen und die Nachfrage vonseiten der Banken zu erhöhen. Ein weiterer Regulierungsvorstoß kommt vom bei der Bank für Internationalen Zahlungsaustausch (BIZ) angesiedelten Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht: Dieser plant bis Ende 2022, Empfehlungen an Banken für den Handel mit als riskant eingestuften Cyber-Devisen herauszugeben. Der Krypto-Markt ist höchst fragmentiert Die Optimierung der technischen Infrastruktur für den institutionellen Handel mit Krypto-Währungen auf der Buy- und der Sell Side 66 08 | 2022
DIGITALISIERUNG steckt noch in den Kinderschuhen. Für den Handel mit Krypto-Assets existiert bisher weder ein technischer Standard noch eine einheitliche Schnittstelle zur Integration verschiedener Handelsplätze und Gegenparteien. Neben der Orchestrierung aller technischen Komponenten sollten sämtliche Schritte des Krypto-Asset- Handels für institutionelle Händler und Banken so weit wie möglich abgedeckt und automatisiert werden. Der Krypto-Markt ist nicht nur hinsichtlich der technischen Handelsinfrastruktur höchst fragmentiert, sondern auch was die Liquidität betrifft. Der Handel findet über hunderte von zentralisierten und dezentralisierten Krypto-Börsen statt sowie außerbörslich (OTC, Over The Counter) und durch Broker. Der Großteil davon, etwa 70 Prozent, entfällt auf den OTC-Handel. Ein Resultat dieser Fragmentierung sind deutliche Preis- und Liquiditätsdifferenzen zwischen den unterschiedlichen Handelsplätzen. Um gegenüber ihren Kunden eine Best Execution Policy zu wahren und Kundenaufträge zuverlässig und effizient durchzuführen, können sich Banken folglich nicht auf eine einzelne Gegenpartei verlassen. Es werden mehrere Zugänge zu verschiedenen Handelsplätzen benötigt, um mithilfe von Smart Order Routing und Execution-Algorithmen automatisch von Preisdifferenzen zu profitieren und so für Kunden den optimalen Kauf- bzw. Verkaufspreis zu erzielen. In Zeiten erhöhter Volatilität kann so auch einem möglichen Ausfall eines oder mehrerer Handelsplätze vorgebeugt werden. Auch für Banken wirkt sich die Optimierung der technischen Infrastruktur und die Ausnutzung von Preisdifferenzen über mehrere Marktzugänge positiv auf die eigene Profitabilität aus. Insbesondere bei weniger liquiden Krypto-Währungen können die Preisdifferenzen zwischen verschiedenen Handelsplätzen beträchtlich sein und mehrere hundert Basispunkte betragen. Diese Marktineffizienzen können für die Bank neben einer pauschalen oder Handelsvolumen-bezogenen Provision eine zusätzliche Einnahmequelle darstellen. 08 | 2022 67
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