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die bank 08 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT

MARKT MOBILITY-AS-A-SERVICE Die Finanzierung nachhaltiger Individualmobilität Jahr für Jahr drängen neue Mobilitätsangebote auf den Markt und prägen mit ihren Autos, Mopeds, Fahrrädern und Scootern das städtische Erscheinungsbild. Um den damit verbundenen Kapitalbedarf zu decken, werden Finanzierungslösungen benötigt, die ebenso nachhaltig sind wie die Geschäftsmodelle selbst. Dies bietet die Chance, allseits geforderte Sustainable Finance in einer Win-Win-Win-Situation für innovative Firmen, Impact InvestorInnen und die Gesellschaft zu realisieren. Die Notwendigkeit für einen Paradigmenwechsel in der urbanen Mobilität ist ohne Zweifel gegeben. Bis 2050 sollen 68 Prozent aller Menschen im städtischen Raum leben. ÿ 1 Die daraus resultierende Verdichtung des Wohnraums mündet bereits heute in endlose Staus und steigenden CO2-Emissionen. Der Individualverkehr ist dabei ein wesentlicher Treiber für den Ausstoß von Treibhausgasen und den Klimawandel. Ein Umdenken bei der städtischen Mobilität ist unabdingbar, um den veränderten Bedürfnissen und den Auswirkungen auf die Umwelt im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN, Sustainable Development Goals – SDGs) gerecht zu werden. Die Gesellschaft scheint bereit, die bevorstehenden Herausforderungen anzunehmen und ihre Bedürfnisse und ihr Bewusstsein an eine klimaneutrale Zukunft anzupassen. Insbesondere bei jüngeren Menschen verliert der Wunsch, ein Auto ihr Eigen zu nennen, an Bedeutung. Sie möchten lediglich die Individualmobilität als Dienstleistung nutzen, aber nicht die damit verbundenen Nachteile wie zum Beispiel Anschaffungs- und Wartungskosten tragen – die Geburtsstunde der Mobility-as-a- Service (MaaS)-Geschäftsmodelle. Diese Geschäftsmodelle können dabei unmittelbar einen Beitrag zu SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur), SDG 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden), SDG 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) sowie SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) leisten. Gleichzeitig wird die Lebensqualität der Menschen in der Stadt erhöht, indem Abgase verringert und Fortbewegung komfortabler und und individueller werden (SDG 3, Gesundheit und Wohlergehen). Sharing-Modelle sind etabliert Teilen statt Besitzen ist nicht mehr länger ein Trend, sondern vielmehr entscheidendes Konzept für eine nachhaltige Verkehrswende im städtischen Raum. Geteilt werden dabei die unterschiedlichsten Vehikel – angefangen bei vollwertigen Automobilen, über Mopeds und Fahrräder bis hin zu Kleinstfahrzeugen wie dem E-Scooter. Im Ge- gensatz zur Vermietung über mehrere Stunden und Tage ist mit Sharing das spontane Ausleihen eines Gefährts meist für nur wenige Minuten gemeint. Je nach Unternehmen erfolgt die Abrechnung anhand eines Zeit- oder Kilometertarifs. Tendenziell hat sich der Popularitätsgrad der Sharing-Modelle durch die Corona-Krise noch verstärkt. Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr werden weitestgehend gemieden, dies zeigen auch die Umsatzeinbußen bei den Betreibern in Milliardenhöhe. Der Trend geht immer mehr in Richtung Individualverkehr. Ein Pionier im Sharing-Geschäft ist die nextbike GmbH, die bereits 2004 ihre ersten 36 08 // 2021

MARKT 1 | Nachfrage nach urbanen Mobilitätsleistungen weltweit (in Billionen Personenkilometern) 60 50 48,4 40 30 20 10 0 25,8 2010 35,1 2030 2050 Quelle: Statista, 2021. Fahrräder in Leipzig für die Sharing Community zur Verfügung stellte. Große Teile der Flotte wurden dabei über Anleihen finanziert, womit die technische Weiterentwicklung der Fahrräder sowie die stetige Expansion kontinuierlich vorangetrieben werden konnte. Jahre später entdeckten andere Unternehmen mit weiteren Vehikeln das Geschäftsfeld Sharing Mobility für sich. So werden in Europas Metropolen nicht nur Fahrräder geteilt, sondern auch Autos, Mopeds und E-Scooter. Bei den Firmen handelt es sich nicht immer um neue Start-ups, hinter Share Now verbirgt sich zum Beispiel eine Kooperation der beiden traditionellen PKW-Hersteller BMW und Daimler. Sie haben das Potenzial der flexiblen Mobilitätslösungen erkannt und passen sich den Marktveränderungen an. Chance Mikromobilität Besonders prominent sind MaaS-AnbieterInnen im Bereich der Mikromobilität vertreten. Im engeren Sinn versteht man darunter elektronische Kleinst- und Leichtfahrzeuge wie Fahrräder, E-Scooter oder Mopeds, die für kürzere und mittlere Distanzen genutzt werden. Sie sind innerstädtisch meist das schnellste Verkehrsmittel und somit eine nachhaltige Konkurrenz zum Auto. Gleichzeitig sind die elektrischen Kleinstund Leichtfahrzeuge auch die Verkehrsmittel mit dem geringsten Ausstoß an Treibhausgasen. So hat ein E-Scooter im Sharing-Betrieb mit 59g CO2 je Personenkilometer einen um 70 Prozent geringeren Ausstoß als ein durchschnittlicher Privat-PKW. Im Vergleich zum E-Bike fällt dieser Wert mit circa 85 Prozent sogar noch besser aus. ÿ 2 Neben den klassischen Sharing-Angeboten, bei denen das spontan gewählte Fortbewegungsmittel am Zielort abgestellt und der nächsten Person überlassen wird, gibt es auch Abonnement-Modelle für Mobility-as-a-Service. Start-ups, aber auch traditionelle Unternehmen, bieten ihre Fahrräder, E-Scooter oder Autos in Form einer Flatrate mit variablen Laufzeiten und flexiblen Kündigungsfristen an. So steht das Objekt kurz- oder mittelfristig AbonnentInnen exklusiv zur Verfügung, als wäre es ihr Eigentum. Über seine Lebensdauer hinweg wird es jedoch im Sinn der Sharing Economy unter vielen verschiedenen Menschen geteilt, das nicht genutzte Fahrrad verstaubt also nicht länger im Keller. Bei Abonnement- oder Subscription-Modellen mietet man in der Regel das Fahrzeug. Die Kosten für Wartung und Versicherung sind inkludiert, Investitionskosten oder Capital Expenses fallen somit nicht an. Treten Schäden auf, wird durch das Start-up entweder vor Ort repariert oder ganz einfach ausgetauscht. Ob sich das finanziell für die Kundschaft lohnt oder ob doch lieber auf ein pro Minute oder Kilometer abgerechnetes Sharing-Modell zurückgegriffen werden sollte, hängt dabei unmittelbar von der Nutzungsintensität ab. Gerade die flexiblen Kündigungsfristen sowie die Rundum-Pakete scheinen Menschen in der Stadt zunehmend zu überzeugen, da man so im Gegenteil zu Kauf oder Leasing nicht über Jahre an Fahrrad, Auto und Co. gebunden ist und sich nicht um plötzlich auftretende Reparaturkosten sorgen muss. Auch ist man so nicht darauf angewiesen, dass sich das gewünschte Vehikel zufällig in der Nähe des eigenen Standorts befindet. Ebenso wie Sharing-Modelle können auch Abo-Modelle ein wichtiger Baustein für den nachhaltigen Wandel urbaner Mobilität sein. Die meisten Firmen setzen dabei auf elektrisch betriebene Fahrzeuge. So bietet Dance nur Elektro-Fahrräder an, und auch Mercedes-Benz offeriert seine Subscriptions ausschließlich für Modelle aus der Elektroauto-Flotte. Erheblicher Kapitalbedarf Ähnlich wie bei Leasingunternehmen müssen MaaS-AnbieterInnen den Erwerb der zu vermietenden Fahrzeuge finanzieren. Daraus ergibt sich ein erheblicher Kapitalbedarf, der die Finanzierungsmöglichkeiten der begleitenden Hausbank rasch über- 08 // 2021 37

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