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die bank 08 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT beste GAR. Die

MARKT beste GAR. Die Umsetzung von NSI- und SH-Taxonomien könnte diesem Wettbewerb entgegenwirken, der ansonsten zur Aussteuerung von Teilen der gewerblichen Wirtschaft in den Aktiva von Finanzunternehmen führen könnte. Herausforderungen und Chancen für KMU Chancen der Sustainable-Finance-Regulierung materialisieren sich, wenn eine verhältnismäßige und vertrauenswürdige Umsetzung gelingt und der Finanzierungszugang erhalten bleibt. Unternehmen sammeln bereits viele Datenpunkte, die gewisse Aspekte der Sustainable-Finance- Regulierung abdecken. Hierbei ist es ausschlagegebend, dass die Firmen Rechtssicherheit bezüglich der Ausweisung wesentlicher Informationen mit Blick auf ihre nachhaltigkeitsorientierten Erklärungen haben. Eine Harmonisierung der entsprechenden Berichtspflichten und Datenerfordernisse in der korrespondierenden Regulierung könnte erheblich dazu beitragen, den Aufwand aufseiten der Unternehmen zu reduzieren. Um den deutschen Mittelstand als wesentlichen Träger der Transformation zu unterstützen, muss überlegt werden, inwieweit in Bezug zur Unternehmensgröße die Verhältnismäßigkeit gewahrt werden kann. Die Kommission versucht den administrativen Aufwand insbesondere für KMU in ihrer neuen Sustainable-Finance-Strategie mit verschiedenen Maßnahmen zu verringern. So wurde vor kurzem ein Taxonomie-Kompass veröffentlicht, der die Inhalte der Taxonomie leichter zugänglich machen soll. Außerdem plant die Kommission, separate und proportionale Berichtsstandards für KMU zu entwickeln. Während börsennotierte KMU verpflichtet wären, diese verhältnismäßigen Standards anzuwenden, sollen dies KMU ohne Börsennotiz auf freiwilliger Basis tun. Außerdem möchte die Kommission die Mitgliedstaaten dabei unterstützen, KMU umfassender beraten zu können, um eine freiwillige Berichterstattung über Nachhaltigkeitsrisiken und -auswirkungen generell zu fördern. Um den Zugang zu Daten zu erleichtern, hat die Kommission im Februar 2021 eine Konsultation zum Thema European Single Access Point (ESAP) gestartet. Dieses Instrument soll nachhaltigkeitsorientierte Informationen von Unternehmen bündeln und in strukturierter Form AnlegerInnen und anderen StakeholderInnen zugänglich machen. Neben den Bemühungen der Kommission zielen internationale Standards und Leitfäden darauf ab, die Standardisierung und Vergleichbarkeit von Unternehmensdaten zu verbessern. Ein weiteres hilfreiches Instrument kann der EU-Green-Bond- Standard sein, der bei adäquater Implementierung Chancen für KMU birgt. Grüne Anleihen können ein Teil der Finanzierung des kohlenstoffarmen Transformationsprozesses sein, da sie typischerweise lange Laufzeiten und endfällige Rückzahlungsstrukturen haben, die gut zu großen Infrastrukturprojekten passen. Auch KMU werden von dieser Investitionstätigkeit profitieren können. Der Standard wird – insbesondere wegen seiner obligatorischen Verpflichtung zur Verifizierung durch eine unabhängige Drittpartei – auch einen Referenzrahmen für ESG-konforme Anlagen auf den Kapitalmärkten definieren. Mit Blick auf die besondere Abhängigkeit des Mittelstands von der bankbasierten Unternehmensfinanzierung und die erforderlichen Finanzvolumina für die Nachhaltigkeits-Transformation kann auch dem Verbriefungsmarkt eine erhebliche Rolle zukommen. Im Zusammenhang mit ABS-Papieren (Englisch: Asset Backed Security, ein forderungsbesichertes Wertpapier) werden InvestorInnen – vornehmlich Banken und regulierte institutionelle AnlegerInnen – von sich aus auf Nachhaltigkeitstransparenz achten. Von liquiden ABCP-Märkten (Englisch: Asset Backed Commercial Papers, ein besichertes Geldmarktpapier) könnte der Mittelstand ebenfalls profitieren – wenn es gelänge, ESG-konforme ABCP-Programme aufzulegen. Hier stellt sich allerdings nicht nur die Frage nach der Bezugsgröße, sondern insbesondere erneut die Frage nach der angemessenen Granularität der Daten, etwa für die Verbriefung sehr kurzfristiger Handelsforderungen. Ein weiterer zentraler Hebel für eine vertrauenswürdige Umsetzung der Sustainable-Finance-Regulierung wären eine erweiterte Rechnungslegung und nachhaltigkeitsbezogene Berichterstattung von Unternehmen, die in der Corporate Governance durch Verpflichtungen von Vorstand und Aufsichtsrat sowie interne und externe Prüfungsmechanismen verankert ist. 34 08 // 2021

MARKT FAZIT Mit Blick auf den deutschen Mittelstand als Motor der Transformation hin zu stärkerer Nachhaltigkeit ist im Kontext der Taxonomie zu erwägen, inwieweit bei Unternehmen bestimmter Größe die Verhältnismäßigkeit gewahrt werden kann. Für die Umsetzung der Transformation ist es wichtig, dass Sektoren mit einer hohen negativen Umweltauswirkung in die Berichtspflichten der Sustainable-Finance-Regulierung mit einbezogen werden – und das unabhängig von der Kapitalmarktorientierung der betroffenen Unternehmen. Mit ausreichender Unterstützung kann sich für die europäischen Finanzmärkte eine Chance ergeben, sich vom Rest der Welt positiv abzuheben – insbesondere, wenn InvestorInnen außerhalb der EU die Taxonomie hinsichtlich ihrer ESG-Kriterien für Investitionsentscheidungen innerhalb und außerhalb des europäischen Finanzmarkts berücksichtigen. Eine Voraussetzung dafür ist ein hinreichend großes bzw. liquides Marktsegment für ESG-konforme Investments. Entsprechendes Größenwachstum erscheint mit Blick auf die aufzuwendenden Finanzmittel für die Nachhaltigkeitsorientierung der Wirtschaft wünschenswert und möglich. Dieser Prozess verlangt allerdings, dass der deutsche Mittelstand angemessen in den nationalen und europäischen Diskurs integriert und in die weitere Ausgestaltung der Anwendung der Taxonomie miteinbezogen wird. So kann die Nachhaltigkeitstransformation gelingen. 1 Marktinformationen sind üblicherweise nicht gleichmäßig verteilt. Erstmals hat Akerlof (1970) gezeigt, dass dies zu Marktversagen führen kann. KäuferInnen auf dem Markt können durch mangelnde Informationen nicht erkennen, wie die Qualität des nachgefragten Produkts ist. Daher sind sie ausschließlich bereit, einen durchschnittlichen Preis zu zahlen. Dies führt zu adverser Selektion, einer negativen Auslese von Produkten mit guter Qualität. 2 Unternehmen mit einer Bilanzsumme von über 20 Mio. Euro oder einem Jahresumsatz von über 40 Mio. Euro. 3 Für Kleinstunternehmen darf nicht mehr als ein Kriterium überschritten werden: 1) 10 Beschäftigte, 2) 350.000 Euro Bilanzsumme oder 3) 700.000 € Nettoumsatzerlöse. 4 Börsennotierte EU-Unternehmen mit über 500 Mitarbeitenden sowie Banken und Versicherungen. Durch dieses Maß an Verbindlichkeit lässt sich eine Transparenz von ESG-Daten erzielen, die aus Sicht von Dritten verlässliche Informationen darstellen können. Aufgrund des mit dem Aufbau entsprechender Strukturen verbundenen Aufwands sollten angemessene Übergangsfristen geboten werden. Autoren Christian Fahrholz ist Leiter des Referats Unternehmensfinanzierung und Finanzmärkte des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) e. V. und Mitglied des Vorstands des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. (VDB). Ingmar Jürgens ist Geschäftsführer der Denkfabrik Climate & Company und Experte für Sustainable Finance. Zusätzlich koordiniert er die Umweltdimension Biodiversität in der EU Sustainable-Finance-Platform. Die Autoren danken Hartmut Bechtold, Katharina Erdmann, Laura Kaspar und Simon Lehmann-Leo für ihre Mithilfe bei der Erstellung dieses Beitrags. Die hier geäußerten Ansichten spiegeln die Position der Autoren und nicht notwendigerweise die des DIHK wider. Vielfältige Informationen rund um das Thema ESG-Kriterien erhalten Sie bei unserem Online 1. D-A-CH ESG Risk Forum am 27. Oktober 2021 Alle Infos hier: https://www.bv-events.de/event/esg-risk-forum 08 // 2021 35

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