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die bank 08 // 2018

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG diesem Fall informiert werden (beispielsweise per Push-Nachricht), dass keine Echtzeitzahlung durchgeführt werden konnte. Bleibt eine Rückmeldung der Empfängerbank gänzlich aus, muss die Bank des Kunden aktiv Nachforschungen angehen. Eine Möglichkeit wäre, dass die Bank des Kunden einen Aktionsplan und verschiedene Eskalationsstufen erstellt, beispielsweise acht Stunden, nachdem die technischen Anfragen ins Leere gelaufen sind, telefonisch mit der Empfängerbank Kontakt aufzunehmen. Limite Auch wenn Instant Payments auf der einen Seite ein Kundenbedürfnis befriedigen, möchte und sollte der Kunde auf der anderen Seite in der Lage sein, diese Funktionalität in seinem Online Banking einzuschränken und entsprechend Limite einzurichten. Echtzeitzahlungen bedeuten für viele Kunden auch das Risiko von Echtzeitbetrug. Aber auch aus geschäftspolitischer Sicht ist es mitunter von Unternehmen nicht gewünscht, Echtzeitzahlungen nach einer bestimmten Tageszeit zu erhalten. Folglich müssen Banken kundenspezifische Limit-Arten, wie Höhe der Zahlung pro Transaktion, pro Tag, pro Woche etc., festlegen können. Innerhalb der Bank gibt es vor allem organisatorische Aspekte, Rollen und Verantwortlichkeiten zu klären, z. B. welche Mitarbeiter autorisiert sind, Limite für den Kunden anzupassen. Differenzierungsfaktoren von Instant Payments Die reine Funktionalität der Echtzeitzahlung gilt als absolut notwendig, möchte die Bank keine Marktanteile im Privat- und Firmenkundengeschäft verlieren. Folglich ist allein das Angebot einer Echtzeitzahlung nicht stark genug, um Kunden zu einem Bankwechsel zu bewegen. Vor allem, da eine klassische Zahlungstransaktion von Kunden als selbstverständlich angesehen wird. Allerdings gibt es einfache und effiziente Differenzierungsmöglichkeiten, die mit Echtzeitzahlungen einhergehen: Bepreisung Eine Möglichkeit, mit Echtzeitzahlung Umsatz zu generieren, ist, Transaktionen für Privat- und Firmenkunden kostenpflichtig anzubieten. Diese Bepreisung fällt jedoch derzeit nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Institute äußerst unterschiedlich aus. So wird zum einen zwischen Privat- und Geschäftskunden und zum anderen zwischen den verschiedenen Kontenmodellen unterschieden. Eine Sparkasse verlangt beispielsweise 60 Cent für das Versenden einer SEPA-Echtzeitüberweisung im Rahmen des Basiskontos. In Premiumkontenmodellen sind die Kosten für den Kunden deutlich niedriger oder entfallen ganz. Die HypoVereinsbank hingegen erhebt 50 Cent pro Transaktion für Kunden mit einem Basiskonto, Kunden aus dem Exklusivsegment wird die Instant-Payment-Überweisung kostenlos angeboten. Derzeit gibt es im Markt zudem Überlegungen, auch den Empfang einer Zahlung in Rechnung zu stellen. Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei Echtzeitzahlungen noch immer um eine Commodity-Dienstleistung handelt, bei der zu bewerten ist, was Kunden überhaupt zu zahlen bereit sind. Grundsätzlich liegt die Preisobergrenze dort, wo ein Preis mit dem wahrgenommenem Produktnutzen übereinstimmt. Dennoch berücksichtigen viele Banken diese Erkenntnisse nicht, und es bleibt abzuwarten, ob 68 08 // 2018

DIGITALISIERUNG Kunden langfristig bereit sind, für diesen Service zusätzliche Kosten zu akzeptieren. Eine Strategie ist, den Fokus auf den Geschäftskunden zu legen und Privatkunden nicht zu belasten. Nutzerfreundlichkeit Der User Experience kommt ein wesentlicher Beitrag bei der erfolgreichen Etablierung von SCT Inst zu. So werden sich Anbieter neben dem Preis primär über die Bedienungsfreundlichkeit ihrer Nutzeroberflächen bzw. bei mobilen Applikationen differenzieren können. Hierbei gilt es vor allem bei den Privatkunden nicht nur die Generationen Y und Z für die Zahlungsdienste zu überzeugen, auch die Generation X muss bei der Gestaltung der Nutzerfreundlichkeit bedacht werden. Erfahrungsgemäß ist dabei das Motto „Keep it safe and simple“ ein erfolgversprechender Leitsatz. Overlay Services Instant Payments bietet die Chance zur Entwicklung bzw. Anbindung neuer mit dem Zahlungsverkehr verbundener Dienste für alle Kundensegmente. Diese Overlay Services nehmen eine Schlüsselfunktion als Differenzierungsfaktor ein und ermöglichen es Banken, über ihr klassisches Angebot hinweg, spürbaren Mehrwert für den Kunden zu generieren. So ist ein Service, der Rechnungen aus Online-Einkäufen direkt elektronisch an die Bank übermittelt, bereits erfolgreich im Markt gestartet. Dabei wird die Rechnung des Kunden direkt ins Online Banking überführt, und der Kunde kann diese mit Instant Payments begleichen. Solche Anwendungsfälle zeigen, dass modernes Digital Banking längst nicht mehr auf die reine Transaktionsabwicklung beschränkt ist, sondern die Kombination aus den Produkten und Dienstleistungen einen wichtigen Differenzierungsfaktor darstellt. FAZIT Um die schnellstmögliche Implementierung des SCT-Inst-Schemes zu gewährleisten, sollten Finanzinstitute einige wichtige Punkte berücksichtigen. Zuerst muss eine Entscheidung bezüglich der zu verfolgenden Umsetzungsstrategie getroffen werden. Hierbei gilt es, neben einer klassischen Kosten-Nutzen-Rechnung auch den langfristigen Blick auf die angestrebte IT- Infrastruktur nicht zu vernachlässigen. Ist diese wichtige Entscheidung gefallen, müssen analog dazu die relevanten internen Prozesse einer Soll-/Ist-Ana- lyse unterzogen werden. Dabei kommt Prozessen in den Bereichen Fraud, Embargo und Disposition eine besondere Bedeutung zu. Überdies ist vor allem die Anbindung an einen SCT-Inst-kompatiblen Clearing- und Settlement-Mechanismus zu gewährleisten. Eine Möglichkeit ist, auf die Lösungen der EZB (TIPS) sowie von EBA Clearing (RT1) zurückzugreifen. Neben der operativen Umsetzung von Anforderungen ist es empfehlenswert, gleichzeitig auch an die Einführung des neuen Angebots zu denken, vor allem, wenn die Bepreisung noch nicht vollständig analysiert und am Wettbewerb abgestimmt ist. Gleiches gilt, wenn Überlegungen, wie für Kunden im Online Banking oder mobilen Applikationen zusätzliche Mehrwerte generiert werden können, noch nicht bereichsübergreifend bzw. produktübergreifend eruiert wurden. Es ist eine Aufforderung an die Banken, dem Wettbewerb, insbesondere den amerikanischen Internetgiganten AAMAf, nicht den Markt zu überlassen, sondern aktiv in das Geschäftsfeld zu investieren und somit die Gelegenheit zu ergreifen, innovative Dienste zu entwickeln, anzubieten und existierende sowie neue Kunden zu begeistern – möglichst in Echtzeit. Autoren Dr. Stefan Huch ist Lehrbeauftragter für Digitalisierung der Universität Leipzig und Head of Payments, Cards and Blockchain D/A/CH bei Capgemini Consulting. Lilli Looks ist Expertin für Instant Payments und Digitalisierung bei Capgemini Consulting. Marc von Majewski ist Experte für Digital Payments bei Capgemini Consulting. 1 Das Settlement erfolgt auch bei den europäischen Lösungen zunächst nur auf „Sammelkonten” bei EBA oder der EZB in Echtzeit. Da aber damit die Wertstellung de facto bei den Banken erfolgt ist, wird der Betrag auf dem Kundenkonto gespiegelt und kann somit auch sofort vom Kunden verfügt werden. 08 // 2018 69

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