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die bank 08 // 2018

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT NEUE

MANAGEMENT NEUE MARKTATTRAKTIVITÄT DURCH ROLLENFINDUNG Der Custodian zwischen Integration und Spezialisierung Die bisherige klassische Rolle eines Custodians als Mittler zwischen Markt und Marktteilnehmer ist nicht mehr unumstößliche Gewissheit. Neue Wettbewerber und neue Technologien fordern das etablierte Custody-Banking heraus. Zudem erschweren die Anforderungen der Regulatorik und der sich weiterentwickelnde Bedarf aus dem Markt dem Custodian die herkömmliche Erbringung seiner Serviceangebote. In diesem Beitrag soll gezeigt werden, welchen Gestaltungsrahmen ein Custodian hat, um sich so zu positionieren, dass er ein wichtiger Partner seiner Kunden bleibt, den Wettbewerb auf Abstand hält und dabei ertragreich sein Geschäftsmodell verfolgen kann. Das Geschäft der Wertpapierverwahrer war lange ein Konglomerat aus ertragreichen Services und Produktvermittlungen zwischen Markt und Marktteilnehmer, ermöglicht durch die Hürden und Ineffizienzen der einzelnen Märkte. Custodians ermöglichen allen Kundengruppen den Zugang zu diesen Märkten und haben dabei – bis jetzt – in fast mustergültiger Manier die klassische Bankenfunktion der Transformationsleistung erbracht. Mittlerweile wurde diese notwendige Transformationsleistung jedoch durch die vielen Ansätze zur Standardisierung deutlich reduziert und kann oftmals, zumindest in der europäischen Standardtransaktion, von den Börsenplätzen selbst wahrgenommen werden. Auch die Kunden haben ihrerseits angefangen, ihre eigene Losgrößentransformation durchzuführen und durch eigenes Trade- Matching, mit anschließender Weitergabe weniger gebündelter Transaktionen, Kosten zu sparen. Die Bündelung der Aufträge erfolgt kundenseitig und nicht mehr beim Custodian, wodurch diesem die Gebühren der Einzelorders entgehen. Effizienz durch Masse? Die meisten Custodians suchten bisher eine effiziente Lösung über das Volumen. Wer auf diese Art erfolgreich sein möchte, braucht standardisierungsfähige, massentaugliche Produkte. Dies ist aber schon allein aufgrund der heterogenen Kundenstruktur eines Custodians – bestehend aus Brokern, Asset-Managern, Retailbanken, Fondsmanagern und anderen – ein kompliziertes Vorhaben. Zudem reichen die meisten Kunden ihre eigene Heterogenität einfach an den Custodian weiter. Sie fordern die meist als Good Will getätigten nötigen Anpassungen und Betreuungsleistungen als selbstverständliche Aufgabe des Custodians ein. Das liegt auch daran, dass sie selbst in ihren Möglichkeiten begrenzt und gefangen durch ihre eigenen Systeme sind: beispielsweise im Handel oder den bestehenden Produktions- und Reportingprozessen und -tools. Ebenso unterliegen die Kunden dem Zwang zur eigenen Differenzierung in ihren Märkten, den der Custodian letztendlich ebenfalls erfüllen muss. Ein Blick über den Tellerrand zu anderen Banktypen hilft lediglich bedingt. Beispielsweise im Kreditgeschäft stellt die effiziente Massenproduktion das Fundament der Margengenerierung. Es wurden Kreditfabriken gegründet, die zwar auch noch nicht vollständig automatisiert arbeiten, aber dennoch klar den Weg Richtung Standardisierung vorgeben. Mittlerweile ist nahezu der gesamte Prozess vereinheitlicht, angefangen bei der Risikobewertung, den Bewilligungs- und Auszahlungsmodalitäten bis hin zu den automatischen Verfahren bei Nichtleistung des Kunden. Manche Kreditbanken gehen soweit, dass die fokussierten und damit zum Standard zählenden Kunden- oder Finanzierungsobjekte klar vorgegeben sind, um eine maximale Automatisierung zu erreichen: So wird ein Angebot einer Finanzierung für die Drei- Zimmer-Wohnung bei gerade noch ausreichender Bonität abgegeben, hingegen keine Finanzierung einer Almhütte oder einer herrschaftlichen Villa, nicht einmal bei bester Bonität des Kunden. Effizienz schlägt folglich Individualität und Flexibilität. Diese starke Fokussierung hilft Custodians leider kaum, da ihre Kunden selbst nicht klar strukturiert sind, sondern jeweils eine Vielzahl an Kundengruppen mit unterschiedlichen Anforderungen (Vermögensverwaltung, Retail-Kunden, Eigenhandel etc.) repräsentieren. Perspektiven für Custodians als Integrator und Spezialist Um erfolgreich zu bleiben, muss der Custodian also seine Rolle neu finden. Dafür bieten sich ihm zwei sehr unterschiedliche, aber sehr erfolgsversprechende Optionen: Entweder wird er zum Integrator oder zum Spezialisten. Der effiziente, aber unauffällige Integrator ist ein vollständig in die Kundenwertschöpfung eingebundener Servicelieferant, der nur standardisierte Leistungen zum wettbewerbsfähigen Preis liefert. Die Fokussierung liegt auf einem bestimmten Produktportfolio, das perfekt abgewickelt und zu unschlagbaren Preisen angeboten wird. Der Custodian als Spezialist entwickelt sich zur echten Kapazität auf seinem Gebiet. Er kann spezifische Kenntnisse und Fähigkei- 60 08 // 2018

MANAGEMENT ten für bestimmte Produkte ausprägen oder bestimmte Branchen oder Länder besonders bedienen. Die Spezialisierung kann auch durch Konzentration auf die Services erreicht werden, die von anderen Marktteilnehmern nicht mehr erbracht werden. Für eine der beiden strategischen Stoßrichtungen muss sich der Custodian entscheiden. Füllt er seine neue Rolle dann optimal aus, wird er seine Kunden begeistern und kann dennoch eine effiziente Leistungserbringung sicherstellen. Hat der Custodian seine Rolle gefunden, kann er das Bild drehen und eine mächtige Position im Wettbewerb um den Kunden einnehmen. Obwohl sich die beiden strategischen Ausrichtungen stark unterscheiden und höchst unterschiedliche Bedarfe an Systeme, Mitarbeiter sowie an deren Qualifikationen und an das Prozessmanagement stellen, sind sie vereint in der Nutzung modernster technischer Lösungen und methodischer Vorgehensweisen. Ebenso müssen beide Ansätze erst die Herausforderungen der gewachsenen Strukturen überwinden. Auch für Custodians gilt, dass in den historischen Bestandssystemen Anpassungen nur sehr mühsam und teuer umzusetzen sind. Hier gilt es also, kreative Lösungswege zu finden. Zusätzlich ist die Belegschaft in den 08 // 2018 61

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