Aufrufe
vor 4 Jahren

die bank 08 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Die Branche

MANAGEMENT Die Branche In Deutschland gibt es immer weniger Banken. Nach Bundesbank-Angaben sank die Zahl der Kreditinstitute auch im vergangenen Jahr, und zwar um vier Prozent auf 1.888. Äußerst dynamisch entwickelt sich hingegen die FinTech-Szene. Das Gros dieser Finanz-Start-ups arbeitet jedoch ohne Banklizenz und darf deshalb zum Beispiel kein Einlagengeschäft betreiben. Die jungen Berliner FinTechs N26 und SolarisBank zählten zu den wenigen Antragstellern, die sich bei der BaFin um eine Banklizenz bewarben und diese auch erhielten. Laut Bundesfinanzministerium, das Ende 2016 die erste große Studie über die FinTech-Branche in Deutschland veröffentlichte, wurden 433 Unternehmen gezählt, wobei allerdings Ende 2015 nur 346 aktiv waren. Der Rest hatte die Geschäftstätigkeit bereits eingestellt oder war noch nicht operativ tätig. Besonders viele Finanz-Startups tummeln sich rund um die Kreditvergabe und das Finanzierungsmanagement. Mit einer Verzehnfachung des Marktvolumens habe das Teilsegment Robo Advice die größte durchschnittliche Wachstumsrate verzeichnet. Aber auch Social Trading und Crowd Investing seien mit durchschnittlichen jährlichen Raten im dreistelligen Bereich gewachsen, so die Studie. Mit 87 Prozent kooperiere das Gros der befragten Banken mit einem FinTech-Unternehmen und strebe auch künftig eine Beteiligung oder Kooperation an. Innerhalb Europas liegt Deutschland nach Großbritannien auf dem zweiten Platz. Laut Start-up-Barometer Deutschland von EY (vormals Ernst Young) floss im vergangenen Jahr das meiste Risikokapital wie schon 2015 in den Bereich E-Commerce gefolgt von FinTechs. Allerdings lag die Gesamtfinanzierungssumme infolge des Ausbleibens von Großinvestitionen deutlich unter dem 2015er Niveau. Ins E-Commerce wurden 2016 rund 422 Millionen Euro nach 1,6 Milliarden in 2015 investiert. Im Bereich FinTech waren es 413 nach 610 Millionen. Das meiste Kapital ziehen laut EY die FinTech-Sektoren Payments und Lending an. Der Löwenanteil des investierten Risikokapitals ging mit 63 Prozent an Firmen in Berlin. 46 08 // 2017

MANAGEMENT Wie sich die FinTech-Szene vernetzt Die deutsche FinTech-Szene verschafft sich immer stärker Gehör und beginnt, sich zu organisieren. In Berlin laufen aktuell Gespräche, einen FinTech-Hub zu gründen, in dem sich Mitglieder nicht nur virtuell vernetzen, sondern auch ganz real in einem Gebäude treffen können. Beteiligt an den Gesprächen sind u. a. die Förderbank IBB, die sich stark in der Start-up-Szene der Stadt engagiert, sowie das FinTech Finleap von Ramin Niroumands, das die SolarisBank gegründet hat. Das Bundesministerium der Finanzen hat am 22. März 2017 den FinTechRat ins Leben gerufen. Der FinTechRat soll das Ministerium zu Fragen der digitalen Finanztechnologie, insbesondere zu (informations-) technologischen Entwicklungen, ihren Potenzialen sowie zu Chancen und Risiken beraten. Das Gremium setzt sich bisher aus 20 Mitgliedern zusammen. Dabei handelt es sich um Vertreter von FinTechs, Banken und Versicherungen sowie Wissenschaftlern, die zur Digitalisierung des Finanzsektors forschen. Ergänzt wird der FinTechRat durch Aufsicht und Ministerien. Die Mitgliedschaft ist ein persönliches Ehrenamt. Rund 60 Teilnehmer von knapp 40 FinTechs, von Banken und des Bundesverbands deutscher Banken gründeten Mitte April 2016 das Kommunikationsforum Digital Banking. In vier Arbeitsgruppen sollen folgende Themen vertieft werden: die EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, Anlagegeschäft (Robo Advice), Bankenaufsicht (BaFin) und das Thema Geldwäschebekämpfung. Am 14. April 2016 fand das erste FinCamp im Bundesfinanzministerium (BMF) zur „Zukunft des digitalen Bankings“ statt, um den Dialog mit deutschen FinTechs zu fördern. Im November 2016 stellte das Bundesfinanzministerium die erste umfassende Studie zum FinTech-Markt in Deutschland vor. Neben der Darstellung aktueller Geschäftsvolumina und Wachstumsraten verschiedener FinTech-Segmente enthält die Studie Prognosen zur Entwicklung des FinTech-Markts in Deutschland für die Jahre 2020, 2025 und 2035. Auf einer neuen Internetseite der BaFin sollen FinTechs leichter Informationen über die regulatorischen Anforderungen erhalten. Beim Bundesverband Deutsche Startups wurde im März 2015 die Fachgruppe FinTech von führenden deutschen FinTech-Start-ups mit dem Ziel gegründet, im Bundesverband diese schnell wachsende Gruppe zusammenzubringen, um gemeinsam in den Dialog mit Politik, Aufsichtsbehörden und Branchenverbänden einzutreten und dabei die Interessen dieser Unternehmen zu vertreten. Beim Digitalverband Bitkom hat sich ein eigener Arbeitskreis FinTechs & Digital Banking etabliert. Er kommentiert aktuelle Gesetzesinitiativen und veröffentlicht Publikationen, um über neue Technologien aufzuklären und das Verständnis zu fördern. 08 // 2017 47

die bank