MARKT MOBILE PAYMENT Apple Pay unter der Lupe Lange galt Apple als Unternehmen, das neue Technologien fast im Alleingang durchsetzen konnte. Die Mobile-Payment-Lösung des iPhone-Erfinders hat diesen Durchmarsch aber noch nicht geschafft. Als der Digitalkonzern im Oktober 2014 Apple Pay startete, war die Euphorie groß. Viele Experten glaubten, nun sei der weltweite Durchbruch für mobile Bezahlverfahren zum Greifen nah. Tatsächlich breitete sich der anfangs in den USA verfügbare Dienst schnell aus. Inzwischen ist Apple Pay nicht nur in Kanada, China/Hongkong, Japan, Taiwan, Singapur, Australien sowie Neuseeland aktiv, sondern auch in Großbritannien, Irland, Frankreich, Spanien, der Schweiz – und seit Mitte Mai in Italien. Über einen baldigen Roll-out in Deutschland wird spekuliert, seit Apple im vergangenen Herbst ausführliche Support-Informationen auf Deutsch im Web veröffentlichte. Alles deutet darauf hin, dass die Ampel noch in diesem Jahr auf Grün springt. Welche Technologie steckt hinter Apple Pay? Wie die meisten kontaktlosen Zahlungssysteme basiert die Lösung des Unternehmens auf dem Nahfunk Near Field Communication für Proximity-Zahlungen, der einen NFC-Chip und ein festes Secure-Element im Gerät voraussetzt. Beides gehört seit dem iPhone 6 bzw. 6 Plus (2014) zur Standardausstattung der Mobilgeräte mit dem Apfel – inklusive der Smartuhr Apple Watch. Da bei Apple Pay die üblichen EMV-kontaktlosen Protokolle zum Einsatz kommen, kann das System mit den meisten NFC-fähigen Zahlungsterminals in Nordamerika, Asien und Europa kommunizieren. Zudem ist Apple Pay mit dem weltweit akzeptierten Token Framework der EMVCo kompatibel. Die Abwicklung erfolgt über einen Karten-Token- PAN (Device Account Number) und einen transaktionsspezifischen dynamischen Sicherheitscode (Cryptogram). Derzeit verwendet Apple lediglich die folgenden Dienste der Kartenanbieter: Visa Token Service, Mastercard Digital Enablement Services und American Express Tokenization. Wie sicher ist das Mobile-Payment- System? Viele Security-Experten halten Apple Pay für das mobile Bezahlsystem mit der höchsten Datensicherheit am Markt. Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe: Zunächst muss der Nutzer seine Visa Card, Mastercard oder AMEX Debit/Kreditkarte mit NFC-Chip der Wallet auf dem Handy hinzufügen. Dabei wird die Kartennummer durch eine Unique Device Account Number ersetzt und verschlüsselt im Secure-Element gespeichert. Dieses wird bei einer Zahlung aktiviert, um die Device Account Number (Tokenized PAN) und den dynamischen Sicherheitscode an das Kassenterminal zu senden. Nach einer Überprüfung übermittelt die Kreditkartenorganisation die Zahlung dann an die Bank. Neben Proximity Payments unterstützt Apple Pay auch Remote-Zahlungen: Onlinehändler können Kunden die Bezahlung per Apple Pay anbieten, wenn die entsprechende Programmierschnittstelle (API) vorhanden ist. Welches Geschäftsmodell verfolgt der Dienst? Dem Apple-Pay-Ökosystem liegen Vereinbarungen mit Mastercard, Visa und American Express zugrunde. Die teilnehmenden Banken in den USA, Großbritannien und in 14 weiteren Ländern müssen bei jeder Transaktion eine Gebühr von 0,15 Prozent des jeweiligen Warenwerts entrichten. So weit, so gut – doch für die teilnehmenden Kreditinstitute gibt es noch einen Haken: Die Apple Wallet behält den exklusiven Zugriff auf das Secure Element. Eigene Apps der Banken bleiben also außen vor. Außerdem sind die Vertragspartner zur Einbindung des iPhone-Fingerabdruckscanners TouchID verpflichtet, der die sonst übliche Karten-PIN bei der Autorisierung der Zahlung ersetzt. Elektrisiert der Bezahlservice den Markt? Im Gegensatz zu Ländern wie Großbritannien, Spanien, den USA oder China wartet das mobile Zahlungsgeschäft in Deutschland noch auf den Durchbruch. Keines der Verfahren am Markt konnte sich bislang international durchsetzen. Die smarte Bezahllösung von Apple macht da keine Ausnahme: Zwar verkündete CEO Tim Cook im April, dass die Anzahl der Apple-Pay-Transaktionen im ersten Quartal 2017 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs um 450 Prozent gestiegen sei. Doch zu den Nutzerzahlen äußerte sich der Apple-Boss ebenso wenig wie zu den Umsätzen. Aufschlussreicher ist eine aktuelle Untersuchung der B2B-Payment-Plattform PYMNTS.com. Demnach ist das Kundenwachstum von Apple Pay ins Stocken geraten. Als wesentliche Hürde für die weitere Verbreitung nennen die Autoren der Studie die Tatsache, dass den meisten Konsumenten die bisher verfügbaren Zahlungsmöglichkeiten genügen und Apple Pay keinen Mehrwert bietet. Dieser gilt aber unter Experten als Voraussetzung, um eine mobile Bezahllösung am Markt zu etablieren. Erfolgreiche Beispiele aus Ländern wie Italien zeigen, wie im Umfeld von Payment-Lösungen neue digitale Wertschöpfungsketten entstehen können. 24 08 // 2017
MARKT Wie stehen die Chancen in Deutschland? Das komfortable Benutzererlebnis, das Apple beim kontaktlosen Bezahlen mit dem iPhone bietet, gilt in der IT- und Finanzbranche als Benchmark. Außerdem kommt den sicherheitssensiblen deutschen Konsumenten entgegen, dass der Zahlungsdienst die Privatsphäre des Nutzers in den Fokus stellt: Schon mehrfach betonte das Unternehmen, man sei weder an der Erhebung noch der Auswertung der Zahlungsdaten interessiert. Dass der Dienst in Europa zunächst in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz angeboten wurde, überrascht kaum: Während der iPhone-Anteil an den Smartphone-Verkäufen in den genannten Ländern bei 50 Prozent oder mehr liegt, sind es in Deutschland lediglich rund 20 Prozent. Dazu kommt, dass derzeit nur etwa jeder vierte Bundesbürger eine Kreditkarte besitzt. Mehr als 50 Prozent aller Waren werden nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) nach wie vor mit Scheinen oder Münzen bezahlt. Darunter leiden auch die Payment-Anwendungen für das hierzulande weitverbreitete Android-Betriebssystem (Google Pay, Samsung Pay, etc.). Laut dem jüngst erschienenen „Mobile Payment Report 2017“ des Beratungshauses PricewaterhouseCoopers (PwC) liegt der Anteil der deutschen Konsumenten, die schon mal mit dem Smartphone bezahlt haben, bei 13 Prozent. Aber mehr als jeder Zweite möchte dies künftig tun. Erst vor kurzem hat deshalb die Deutsche Bank eine Wallet auf NFC- Basis für Android-Smartphones gelauncht. Auch die Kunden der Sparkassen sollen ab Ende 2017 die Möglichkeit erhalten, kontaktlos per Smartphone zu bezahlen. FAZIT Einen erheblichen Push für Apple und andere branchenfremde Dienstleister könnte die für Anfang 2018 vorgesehene Einführung der neuen europäischen Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) bringen. Sie zwingt Banken und Sparkassen, Drittanbietern (AISP, PISP) freien Zugang zu den bei ihnen geführten Konten zu gewähren. Eine Banklizenz oder direkte Kooperation soll nicht erforderlich sein. Damit werden die Karten um die Gunst der Kunden neu gemischt und Smartphone-Wallets wie Apple Pay an Attraktivität gewinnen – nicht zuletzt dank neuer Angebote wie Instant Payment. Autor: Bernd-Josef Kohl ist Executive Director bei GFT Technologies SE. 08 // 2017 25
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