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die bank 08 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 1 | Französische

MARKT 1 | Französische Banken: Kennziffern Institute Gesamtaktiva 2016, Mrd. € Erträge 2016 in Mrd. € Netto- Gewinn 2016, Mrd. € CET1 Ratio fully loaded 2016, % NPL Ratio 2016, % Cost- Income-Ratio 2016 % RoE 2016, % Netto-Zinsmargen 2016 in % BNP Paribas 2.163,9 44,0 7,6 11,6 % 5,7 % 67,1 % 7,9 % 1,1 % Credit Agricole SA 1.557,9 16,5 3,4 12,1 % 4,6 % 68,5 % 6,6 % 0,8 % Société Générale 1.404,9 25,3 3,5 11,8 % 5,4 % 68,5 % 7,1 % 0,7 % Groupe BPCE 1.235,2 23,4 3,9 14,2 % 3,4 % 70,5 % 5,9 % 1,0 % - Natixis 527,9 8,4 1,2 10,8 % 3,4 % 69,6 % 7,1 % 0,6 % Quelle: LBBW, eigene Recherchen. fizienzsteigerungen sind die Cost-Income- Ratios bei den Großbanken bei knapp unter 70 Prozent und daher weiter verbesserungsfähig. ÿ 1 Positiver Ertragstrend setzt sich fort Mit einem durchschnittlichen RoE von rund 8 Prozent konnten die französischen Banken im ersten Quartal 2017 den erfreulichen Gewinntrend aus dem vergangenen Jahr fortsetzen. Nahezu alle Banken konnten die Konsensschätzungen beim operativen Gewinn aufgrund höherer Erträge, vornehmlich im Kapitalmarktgeschäft, übertreffen. Branchenführer BNP Paribas steigerte den Nettogewinn auf 1.894 Mrd. €. Laut Thomson Reuters haben sich die Einnahmen im französischen Investmentbanking sowohl im Jahr 2016 als auch in den ersten drei Monaten 2017 deutlich erhöht. Allein im ersten Quartal legten die Einnahmen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 31 Prozent auf 1,1 Mrd. US-$ zu und damit auf einen Zehn- Jahres-Höchststand. Davon profitierte in erster Linie BNP Paribas, deren Einnahmen sich im ersten Quartal 2017 auf knapp 108 Mio. US-$ beliefen. Auch die verbesserten Ergebnisse im Privatkundengeschäft deuten darauf hin, dass selbst in diesem Segment der Wendepunkt erreicht sein könnte. Kapitalbasis unter dem Durchschnitt der EBA-Banken In den vergangenen Jahren konnten die französischen Institute auch ihre Kapitalausstattung durch Anpassung von risikogewichteten Aktiva und Gewinnrücklagen steigern, sodass die Basel-III-Anforderungen nun erfüllt sind. Die fünf größten Banken wiesen per Ende 2016 eine CET1-Quote von 12,1 Prozent (fully loaded) aus. Dies liegt jedoch noch unter dem Durchschnitt der EBA-Banken von 13,6 Prozent, obwohl die französischen Banken ihre vorteilhafteren internen Ratingansätze zur RWA-Bestimmung verwenden. BNP Paribas: Den deutschen Bankenmarkt im Visier Die französischen Banken haben in den letzten Jahren ihre Auslandsaktivitäten entweder in Form von Übernahmen gestärkt oder ihre bereits vorhandenen Kapazitäten in den europäischen Kernländern ausgebaut. Vor allem BNP Paribas hat ihre Corporate-Banking- und Retail-Banking-Operationen in vielen Ländern erweitert, wozu auch Deutschland zählt. Deutschland wird auch in Zukunft ein strategischer Kernmarkt für die europäischen Wachstumsambitionen der Großbank bleiben. In Deutschland kommt das Institut in den beiden Kerngeschäftsfeldern Retail Banking & Services sowie Corporate & Institutional Banking auf inzwischen etwa 5.000 Mitarbeiter. BNP will das Investmentbanking in vielen Ländern Europas, darunter auch Deutschland, weiter ausbauen und in den kommenden drei Jahren neue Geschäftskunden gewinnen. Gemäß ihrem Wachstumsplan konnte BNP das für den Zeitraum 2013 bis 2016 angepeilte Ertragswachstum von 8 Prozent p. a. für die Gruppe in Deutschland erreichen. Der Umsatz im Jahr 2016 wird mit ca. 1,5 Mrd. € beziffert. Durch die Übernahme der Münchener DAB Bank im Jahr 2014 und der bereits im Jahr 2002 übernommenen Consorsbank ist die französische Großbank zum größten Online Broker in Deutschland aufgestiegen. Mit der im Jahr 2016 vorgenommenen Verschmelzung der Consorsbank auf die BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland haben die Franzosen eine digitale Onlinebank mit 1,6 Millionen Kunden geschaffen. Des Weiteren ist die Gruppe noch in anderen Geschäftsfeldern wie unter anderem im Factoring (BNP Paribas Factor) und im Leasing- Geschäft (Arval) aktiv. Société Générale: Unternehmen und Privatkunden im Fokus Auch für Société Générale zählt Deutschland zu den Kernmärkten, in denen die Bank kontinuierlich investiert. Mit mehr als 3.500 Mitarbeitern ist die SocGen in verschiedenen Geschäftsbereichen wie dem Corporate- und Investmentbanking sowie im Konsumentenkreditgeschäft an sechs Standorten tätig. Im Privatkunden- bzw. Konsumentenkreditgeschäft ist SocGen unter anderem an der Hanseatic Bank, an der sie zu 75 Prozent beteiligt ist, vertreten. Daneben ist das Institut noch an der Gefa Bank, Pema, ALD Automotive und der BDK beteiligt. Über die Lyxor-Plattform ist die Société Générale auch im deutschen ETF-Geschäft tätig. BHF Bank wird zur Oddo BHF Die französische Bank Oddo hat Ende 2015 nach der Übernahme von Close Brothers 22 08 // 2017

MARKT Seydler und den Düsseldorfer Vermögensverwalter Meriten im Jahr 2014 auch die Frankfurter BHF Bank übernommen. Mit der Zusammenlegung will Oddo das Mittelstandsgeschäft der BHF Bank stärken. In diesem Jahr haben sich Oddo & Cie und die BHF-BANK neu unter der Marke Oddo BHF formiert. Seitdem werden alle Einheiten der Gruppe unter diesem Markennamen geführt. Durch die drei in Deutschland getätigten Akquisitionen ist die Mitarbeiterzahl auf insgesamt 1.300 gestiegen, davon 300 in Deutschland. Nach Unternehmensangaben soll das verwaltete Vermögen 100 Mrd. € übersteigen, die Kernkapitalquote soll 15 Prozent betragen; für das abgelaufene Jahr habe das Nettoergebnis bei 577 Mio. € gelegen, nach 426 Mio. € im Vorjahr. Oddo BHF besteht aus den drei Hauptgeschäftssparten Oddo BHF Asset Management, Oddo BHF Private Wealth Management und Oddo BHF Corporates & Markets. An der BHF Bank hatte sich ursprünglich auch die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun International beteiligen wollen. Die BHF Bank, die viele mittelständische deutsche Unternehmerfamilien und vermögende Privatleute zu ihren Kunden zählt, ist nach der strategischen Neuausrichtung in den letzten Jahren wieder interessant für Investoren geworden. CM mit Targobank erfolgreich im deutschen Konsumentenkreditgeschäft Die Genossenschaftsbank Crédit Mutuel (CM) hat im Juli 2008 den deutschen Zweig der Citibank übernommen. Der Kaufpreis hat 4,9 Mrd. € betragen, zuzüglich der im Geschäftsjahr 2008 bis zum Zeitpunkt der Übernahme erzielten Gewinne. Seit dem 22. Februar 2010 firmiert die frühere Citibank nunmehr unter dem Markennamen Targobank. Im Jahr 2016 sind die Kundeneinlagen von 12,2 Mrd. € um 10 Prozent auf 13,4 Mrd. € gestiegen. Ferner ist der Vorsteuergewinn von 430 Mio. € im Vorjahr um 20 Prozent auf 516 Mio. € gestiegen. Zugleich hat sich die Zahl der Girokonten um rund 28.000 auf insgesamt 1,11 Mio. € erhöht. Mit rund 1,27 Millionen Kreditkarten gehört die Targobank zu den führenden Emittenten in Deutschland. Zum Jahresergebnis haben vor allem das Konsumentenkreditgeschäft und die damit verbundenen Erträge aus Versicherungen beigetragen. Ausblickend will das Institut neben der Autobank auch das Firmenkundensegment auf- und ausbauen. Damit will die Bank neue Kundengruppen gewinnen und zusätzliche Ertragsquellen erschließen und letztlich das Geschäftsmodell weiter diversifizieren. Crédit Agricole profitiert vom deutschen ETF-Geschäft Im Jahr 2009 haben die beiden französischen Banken Crédit Agricole und Société Générale ihre Fondsgesellschaften CAAM und SGAM zur Amundi Asset Management zusammengeschlossen. Dadurch wurden auch die Geschäftsaktivitäten von CAAM Deutschland und SGAM Deutschland zusammengelegt. Amundi plant, die Aktivitäten im nordeuropäischen Raum und besonders Deutschland zu neuen Kernmärkten ausbauen, weil das Geschäft in Frankreich zusehends an seine Wachstumsgrenzen stößt. Die Gesellschaft ist hierzulande durch das Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) bekannt. Amundi konnte in der Vermögensverwaltung die verwalteten Aktiva im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um 57 Mrd. € auf 1,5 Mrd. € aufstocken. Ziel des Vermögensverwalters ist es, einer der führenden ausländischen Asset Manager in Deutschland zu werden. Ende Juni hat Amundi die UniCredit-Fondstochter Pioneer Investments übernommen. Die Synergien, die durch diese Integration geschaffen werden können, werden mit 180 Mio. € beziffert. Da sich die verwalteten Vermögen von Pioneer auf ca. 20 Mrd. € belaufen und diese Gesellschaft im deutschen Fondsgeschäft gut aufgestellt ist, dürfte die Präsenz von Amundi in der deutschen Vermögensverwaltung gestärkt werden. FAZIT Aufgrund der diversifizierten Geschäftsmodelle, der weitgehend erfolgreichen Auslandsaktivitäten und der verbesserten operativen Entwicklung sind die französischen Geschäftsbanken im derzeitigen Marktumfeld gut aufgestellt. Da die wirtschaftliche Dynamik sich nach der Präsidentenwahl in Frankreich weiter entfalten sollte, wird sich nicht nur das Umfeld der Banken weiter verbessern, sondern auch der Finanzplatz Paris gestärkt hervorgehen. Autor: Karl-Heinz Goedeckemeyer. 08 // 2017 23

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