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die bank 08 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT TOP 100 DER

MARKT TOP 100 DER DEUTSCHEN KREDITWIRTSCHAFT Zartes Erwachen Nach Jahren des Stillstands ist in die Top 10 der größten deutschen Kreditinstitute zuletzt wieder etwas Bewegung gekommen. Durch die Fusion von DZ Bank und WGZ Bank ist ein neuer nationaler Champion auf Platz 2 vorgerückt, der die Commerzbank auf Platz 4 verwiesen hat. Unterm Strich scheint das strategische Abschmelzen der Bilanzsummen der Institute gestoppt. Erstmals seit Jahren steigt die Summe der Top 100 um 0,2 Prozent. Unangefochtene Nummer eins unter Deutschlands größten Banken bleibt die Deutsche Bank, die mit einem Bilanzvolumen von mehr als 1,59 Bio. € größer ist als die drei nächstgrößeren Institute zusammen. Obwohl der Branchenprimus um eine Reduzierung des Kapitalmarkt- und Derivategeschäfts weiter bemüht war, sank die Bilanzsumme 2016 nur noch um 2,4 Prozent. Im Jahr zuvor waren es noch 4,66 Prozent. Absoluter Aufsteiger ist die mit der WGZ Bank fusionierte DZ Bank (über 509 Mrd. € Bilanzsumme), die sich mit einem Zuwachs von 24,8 Prozent auf Platz zwei katapultierte und selbst die staatliche Förderbank KfW (507 Mrd. €) hinter sich ließ. Die Commerzbank ist zwar nach der Deutschen Bank unverändert die zweitgrößte Privatbank, die als Universalbank in Deutschland etwa eine Million Firmen- und über zwölf Millionen Privatkunden betreut. Im Gesamtranking ist das Frankfurter Institut mittlerweile allerdings hinter die DZ Bank und die KfW auf Platz vier zurückgefallen. Ausschlaggebend hierfür waren die weitere Reduzierung der Bilanzsumme (-9,8 Prozent) und eine Anpassung des Geschäftsmodells aufgrund neuer Regulierungsvorschriften und Mindestkapitalanforderungen. Das negative Zinsumfeld, der Konzernumbau sowie die Risikovorsorge für das Portfolio mit Schiffskrediten wirkten sich 2016 deutlich negativ auf das Ergebnis aus. Vor allem die Schiffsrisiken machen sich auch in der Bilanz der HSH Nordbank bemerkbar (Rang 15). Die Bilanzsumme ging 2016 abermals um 13 Prozent auf 84,36 Mrd. € zurück, was sich u. a. aus einem forcierten Bestandsabbau im Segment Shipping ergibt. Während die Kernbank die strategischen Marktbereiche bündelt, umfasst die Abbaubank alle nicht-strategischen und leistungsgestörten Vermögenswerte mit dem Ziel, diese abzubauen. Aktuell dominieren Kredite aus der Schiffsfinanzierung (46 Prozent), Immobilienkunden (19 Prozent) sowie Divestments (16 Prozent) das Portfolio der Abbaubank. Die Altlasten wurden seit 2009 von 183 Mrd. € auf 18,2 Mrd. € per Ende 2016 reduziert. Im Jahr 2008 betrug die Bilanzsumme der HSH Nordbank noch mehr als 208 Mrd. €. Für 2017 ist nun der Abbau von weiteren 5,5 Mrd. € Altlasten auf 15,9 Mrd. € geplant, sodass die Bilanzsumme im Ranking 2018 unter die 80-Mrd.-€-Marke fallen dürfte. Auch bei der Wüstenrot Bank AG (Rang 70) ist der Rückgang der Bilanzsumme um 19,2 Prozent auf rund 9,46 Mrd. € durch eine Anpassung des Geschäftsmodells begründet. Im Ranking fällt die Bank um acht Plätze nach unten. Nachdem das Baufinanzierungsgeschäft neuerdings zentral bei der Schwestergesellschaft Wüstenrot Bausparkasse gebündelt wird, die jetzt auch Pfandbriefe begibt, konzentriert sich die Wüstenrot Bank künftig ganz auf ihre Rolle als Digital-Bank für Privatkunden mit einem online zugänglichen Produktangebot im Konten-, Karten- und Wertpapiergeschäft. Im Mai 2017 kündigte die Eigentümerin Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) an, weitere Zukunftsoptionen für die Wüstenrot Bank zu untersuchen, die auch in einen Verkauf der Bank münden können. Im nächsten Schritt wird die Bilanzsumme der 150 Stellen umfassenden Wüstenrot Bank durch die Ausgliederung des Baufinanzierungsgeschäfts von den annähernd 10 Mrd. € auf rund 1,6 Mrd. € zurückgeführt, sodass die Bank im Ranking 2018 nicht mehr vertreten sein wird. Auch unter den Top 100 der Privatbanken wird die Wüstenrot Bank dann vermutlich nicht mehr zu finden sein. Unabhängig von einem eventuellen Verkauf der Bank sollen die bislang in der Bank angesiedelten digitalen Aktivitäten in das neue Digital-Geschäftsfeld der W&W-Gruppe übergehen. Dieses wird derzeit aufgebaut und soll künftig auch das Engagement bei dem digitalen Finanzassistenten Treefin sowie die neue Digitalmarke umfassen. Die Bilanzsumme der Deka Bank (Rang 14) belief sich zum Jahresende 2016 auf rund 86 Mrd. € und sank damit, insbesondere wegen des Auslaufens von Wertpapieren, von allen erfassten Banken am stärksten (-20,4 Prozent). Die Forderungen an Kreditinstitute und Kunden sanken bei der Deka Bank um 6,1 Mrd. € auf 43,5 Mrd. € und entsprachen etwa der Hälfte der Bilanzsumme. Diese Veränderung resultiert im Wesentlichen aus dem Rückgang der Geldmarktfinanzierung aus Reverse-Repo-Geschäften sowie dem Auslaufen von Geldgeschäften. Die zum Fair Value erfolgswirksam bewerteten Finanzaktiva verringerten sich vor allem durch Auslauf und Abbau von Geldmarktpapieren um rund 16 Mrd. € und betrugen damit 34,9 Mrd. €. Sie entsprechen rund 40 Prozent der Bilanzsumme. Auf der Passivseite sanken die Verbindlichkeiten der Deka gegenüber Kreditinstituten und Kunden zusammen um 12,8 Mrd. € auf 40,8 Mrd. €; damit standen sie für rund 47 Prozent der Bilanzsumme. Diese Veränderung resultiert im Wesentlichen aus dem Rückgang in der Geldmarktrefinanzierung. Die verbrieften Verbindlichkeiten verringerten sich 2016 ebenfalls deutlich um 8,8 Mrd. € bedingt durch den Rück- 12 08 // 2017

MARKT 1 | Top 5 der Institutsgruppen Bilanzsumme 2016 in Mrd. € (gerundet) Private Banken Landesbanken Sparkassen Geno-Sektor Deutsche Bank 1.590 LBBW 244 Hamburger Sparkasse 43 DZ Bank 509 Commerzbank 480 BayernLB 212 Sparkasse Köln Bonn 27 BSK Schwäbisch Hall 66 Unicredit Bank 302 Helaba 175 Kreissparkasse Köln 25 Apobank 39 ING DiBa 157 NordLB 174 Frankfurter Sparkasse 18 Münchener Hyp 38 Postbank 147 NRW.Bank 142 Sparkasse München 17 WL Bank 37 gang der Geldmarktrefinanzierung durch Commercial Papers und beliefen sich auf 11,1 Mrd. €. Weiterhin rückläufige Bilanzsummen jenseits von 5 Prozent sind sodann bei einigen Pfandbriefbanken zu konstatieren. Der rückläufige Pfandbriefabsatz sowie die durch erhöhten Eigenkapitalanforderungen und eine zurückhaltende Nachfrage der Kunden nach Krediten vieler Pfandbriefbanken schlagen sich hier nieder. In der Staatsfinanzierung setzte sich die seit Jahren zu beobachtende Konsolidierung weiter fort, was insbesondere an den Maßnahmen der Kreditwirtschaft zum Bilanzsummenabbau lag. Dieser Trend wird durch geringere Bestände an Kommunalkrediten verstärkt. Die Dexia Kommunalbank und die Aareal Bank (beide -8,2 Prozent) leiden ebenso unter dem Markt- und andauernden Niedrigzinsumfeld wie die DG Hyp (-7,8 Prozent), Berlin Hyp (-7,7 Prozent), Deutsche Hypothekenbank (-6,5 Prozent) und die Deutsche Pfandbriefbank (-6,2 Prozent). Nachdem bei der Aareal Bank (Rang 21) in den vorangegangenen Jahren die Integration der beiden großen Zukäufe Corealcredit Bank und WestImmo im Fokus stand, treibt das Management nun den weiteren strategiekonformen Abbau der nicht zum Kerngeschäft gehörenden Kreditportfolien voran. Dazu zählen etwa Privatkundenkredite, aber auch Kommunaldarlehen. Damit einher geht entsprechend der geplante Rückgang der Bilanzsumme auf nunmehr 47,7 Mrd. €. Bei der DG Hyp (Rang 28) hat sich die Bilanzsumme 2016 weiter um 3,1 Mrd. € auf 36,7 Mrd. € verringert. Für diese Entwicklung war maßgeblich eine Bestandserhöhung in der gewerblichen Immobilienfinanzierung verantwortlich, die trotz anhaltend hoher außerplanmäßiger Tilgungen aufgrund des über den Erwartungen liegenden Neugeschäftsvolumens realisiert wurde. Dieser Anstieg hat den planmäßigen Rückgang im nicht strategischen Immobilienkreditgeschäft, insbesondere der privaten Baufinanzierung, überkompensiert. Bei der Berlin Hyp (Rang 35) reduzierte sich die Bilanzsumme ebenfalls deutlich um 2,2 Mrd. € auf 26,4 Mrd. €. Der Rückgang entfiel überwiegend auf fällig gewordene Kommunaldarlehen sowie festverzinsliche Schuldverschreibungen. Auch hier verringerte sich der Bestand an Kommunaldarlehen im Rahmen der strategischen Ausrichtung. Auch die Bilanzsumme der Deutschen Hypo (Rang 37) ging im Vergleich zum Vorjahr weiter auf 25,2 Mrd. € (Vj. 26,94 Mrd. €) zurück. Der Rückgang ist auf einen strategischen Abbau des Staatskreditgeschäfts zurückzuführen. Durch die Reduktion des Bedarfs an Deckungsmassen wurde die Kürzung der Bilanzsumme forciert. Mit einer gegenteiligen Strategie zeigen sich die Comdirect Bank (+14,9 Prozent) und die Karlsruher BB Bank (+10,1 Prozent) besonders erfolgreich, ebenso die Autofinanzierer Mercedes-Benz Bank (+9,5 Prozent) sowie Volkswagen Bank (+14,5 Prozent). Auch die ING-DiBa konnte abermals ordentlich zulegen (+9,4 Prozent). Die Frankfurter Direktbank hat seit dem Jahr 2008 ihre Bilanzsumme nahezu verdoppelt und ist mittlerweile bei 157,5 Mrd. € angelangt. Damit nimmt die ING- DiBa unter den 100 größten Instituten erstmals Platz zehn ein. Gleich sieben Plätze ist die Comdirect Bank nach oben geklettert (Rang 43). Die Bilanzsumme der Comdirect Bank konnte primär aufgrund eines gestiegenen Einlagevolumens von 16,77 Mrd. € auf 19,27 Mrd. € zulegen. Die Bilanzsumme der BB Bank hat sich im Jahr 2016 um 915 Mio. € (+10,1 Prozent) ebenfalls deutlich erhöht und erreichte zum Jahresende die 10-Milliarden-Marke. Der Anstieg resultiert wie in den Vorjahren aus den Zuwächsen im Kundenkredit- und Kundeneinlagengeschäft. Im Ergebnis rückt die BB Bank wieder fünf Plätze nach oben (Rang 69). Um die gleiche Zahl an Positionen verbesserte sich auch HSBC Deutschland (Rang 39), deren Bilanzsumme um 6,5 Prozent auf 23. Mrd. € zulegte. FAZIT Nach Jahren des Stillstands ist in die vorderen Plätze der 100 größten deutschen Kreditinstitute 2016 wieder etwas Bewegung gekommen. Durch die fusionierte DZ Bank ist ein neuer nationaler Champion auf Platz 2 vorgerückt, die Commerzbank ist auf Platz 4 zurückgefallen. In der Gesamtperspektive scheint das strategische Abschmelzen der Bilanzsummen vorerst gestoppt. Gemessen an den 100 größten Instituten ist die Gesamtbilanzsumme von 6.545 Mrd. € auf rund 6.559 Mrd. € erstmals seit längerer Zeit wieder gestiegen. Dies entspricht einem hauchdünnen Zuwachs von mehr als 0,2 Prozent. Die Branche erlebt ein zartes Erwachen. Die Bilanzsummen der zehn größten Banken legten von 4.319 Mrd. € auf 4.352 Mrd. € zu, was immerhin einer Steigerung von 0,78 Prozent gleichkommt. Autor: Stefan Hirschmann 08 // 2017 13

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