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die bank 07 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT CHANCE FÜR DIE

MARKT CHANCE FÜR DIE GESCHÄFTSMODELLE Auf neue Denkweisen und Veränderungen frühzeitig reagieren Der Ansatz des folgenden Beitrags zur ESG-Thematik ist ein wenig „out of the box“, denn die Autorin sieht – neben Digitalisierung, Nullzinsphase und zunehmender Regulierung – eine derzeit noch visionäre Herausforderung auf die Bankenlandschaft zukommen: Angesichts der aktuellen Klimakrisen – auch der gerade veröffentlichte Bericht des Weltklimarats warnt ja eindrücklich vor den Folgen der Erd erwärmung – denkt sie einen Schritt weiter und hält eine Abkehr von der pronatalistischen Bevölkerungspolitik für erforderlich. Damit komme auf Vorstände und Top-Entscheider in den Banken die Frage zu, wie ein solcher Prozess auch im Hinblick auf die Ertragslage gestaltet werden könnte. Volkswirtschaften sollen wachsen, stetig und überall. Hintergrund für dieses Wachstumsdogma ist die Hypothese, dass Wirtschaftswachstum Wohlstand bringt. Phasen mit hohem Wirtschaftswachstum zeichnen sich nämlich durch eine Vollauslastung der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital aus, sodass im besten Fall ein Zustand der Vollbeschäftigung herrscht. Dementsprechend sind die Kassen der öffentlichen Haushalte gut gefüllt, und auch Verteilungskämpfe gibt es keine, da sich der Konsum ausweiten kann. Hierzulande wurde das Ziel eines stetigen und angemessenen Wirtschaftswachstums im Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft bereits im Jahr 1967 verankert. Dies zeigt, wie wichtig ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum für die hiesigen politischen Entscheidungsträger ist. Maßgebender Indikator für das Wirtschaftswachstum ist nach wie vor das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es gibt den Wert aller Güter und Dienstleistungen an, die in einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet wurden. Politiker und Ökonomen setzen folglich alles daran, das Bruttoinlandsprodukt mit Ratschlägen und Taten jedes Jahr nachhaltig zu steigern. Neben der Förderung von Innovationen und Investitionen sowie steigenden Ausgaben für Bildung und Gesundheitsprävention ist es vor allem eine pronatalistische Bevölkerungspolitik, die das Bruttoinlandsprodukt ankurbeln soll. Die theoretische Implikation dahinter: Je stärker eine Bevölkerung durch Reproduktion wächst, desto mehr Menschen können erwerbstätig sein, und desto mehr Waren und Dienstleistungen können hergestellt bzw. erbracht werden. 8 07 // 2021

Eine Erde reicht nicht aus Doch ist eine Bevölkerungspolitik, die monetäre Anreize zur Förderung der Familiengründung setzt und zugleich weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Reproduktion ergreift, in der heutigen Zeit überhaupt noch zu rechtfertigen? Nach aktuellen Schätzungen leben momentan rund 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde. Der größte Teil der Weltbevölkerung von rund 60 Prozent lebt auf dem asiatischen Kontinent, gefolgt von Afrika und Europa. Obwohl die Projektionen auf eine Verlangsamung des Bevölkerungswachstums hindeuten, wird die Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Nach einer Prognose der Vereinten Nationen soll die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf knapp zehn Milliarden Menschen anwachsen und 2100 bereits bei rund elf Milliarden liegen. Pro Tag kommen nach offiziellen Berechnungen rund 265.000 Menschen hinzu. Auf das Jahr hochgerechnet entspricht das einem jährlichen Wachstum von knapp 97 Millionen Menschen weltweit. Das sind mehr Menschen als aktuell in Deutschland leben, siehe Darstellung ÿ 1. Menschen brauchen jedoch Nahrung, Fläche und Raum. Die Folgen des explosionsartigen Bevölkerungswachstums seit Beginn der Industriellen Revolution sind unübersehbar: Artensterben, extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Dürren und außergewöhnliche Hitzeperioden, die Rodung und Vernichtung von Wald- und Regenwaldflächen zur Ausweitung von Monokulturen, die Vermüllung der Ozeane, Kriege um knappe Ressourcen und die intensive Tierhaltung sind nur einige wenige Beispiele, die einer dynamisch wachsenden Weltbevölkerung geschuldet sind. Welchen ökologischen Fußabdruck die Menschheit hinterlässt, zeigt der regelmäßig erscheinende Living Planet Report der Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF). Danach sind zwischen 1970 und 2016 die Wirbeltierbestände, also die Bestände an Säugetieren, Vögeln, Fischen, Reptilien und Amphibien, um 68 Prozent zurückgegangen. Bei den Insekten sah es ähnlich düster aus. 07 // 2021 9

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