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die bank 07 // 2021

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REGULIERUNG

REGULIERUNG GESAMTBANKPLANUNG, IRRBB UND ICAAP IN EINER ANWENDUNG Eine neue Quadratur des Kreises Dieser Beitrag dokumentiert die praktischen Erfahrungen bei der integrierten Abbildung von strategischer Gesamtbankplanung und regulatorischen Anforderungen aus IRRBB und normativem ICAAP in einer Anwendung. Der Ansatz der Pfandbriefbank (pbb) basiert auf zwei Aspekten: der sinnvollen Zuordnung aller externen und internen Anforderungen und der Nutzung bestehender IT-Funktionalitäten. Im Ergebnis wurden erhebliche Synergien gehoben und Flexibilität im Planungsprozess, Konsistenz und Überleitbarkeit der Planungsdaten innerhalb eines Mediums erreicht. 44 07 // 2021

REGULIERUNG Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds haben die nationale und europäische Aufsicht in den letzten Jahren die Themen Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch sowie die Prognose von Risiko- und Ertragskennzahlen über mehrere Perioden unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien stärker in den regulatorischen Fokus gerückt. Das Baseler Komitee für Bankenaufsicht (BCBS) veröffentlichte bereits im Jahr 2016 Standards zum Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch (Interest Rate Risk in the Banking Book - IRRBB), die European Banking Authority (EBA) folgte im Jahr 2018 mit Leitlinien zur Steuerung und Messung von Zinsänderungsrisiken. Damit wurde das Thema Zinsänderungsrisiken als wesentliche Risikoart der Säule II klassifiziert und gewann im Rahmen des aufsichtlichen Prüfungs- und Überwachungsprozesses SREP an Bedeutung. Banken müssen IRRBB im Rahmen zweier Ansätze quantifizieren, barwertig (EVE) und ertragswertorientiert (Net Interest Income, NII bzw. Dynamic Earnings). Der barwertige Ansatz fokussiert auf die zukünftigen diskontierten Cashflows der zinstragenden Aktiv- und Passivgeschäfte des Anlagebuchs. Die Bewertung unterstellt, dass sämtliche Zahlungsströme bis zum Geschäftsende berücksichtigt und auslaufende Geschäfte nicht ersetzt werden (Run-off Balance Sheet). Der komplementäre ertragswertorientierte Ansatz quantifiziert die negativen Auswirkungen von Zinsänderungen sowohl auf das periodische Zinsergebnis im engeren Sinne (NII) als auch auf das zinsinduzierte Ergebnis (Dynamic Earnings), das neben dem Zinsergebnis weitere Ergebniseffekte (wie z. B. Fair-Value-Änderungen von Instrumenten, die entsprechend der Bilanzierungsmethode entweder in der Gewinn- und Verlustrechnung oder im Other Comprehensive Income berücksichtigt werden) einschließt. Hierbei wird bei einem drei- bis fünfjährigen Betrachtungshorizont eine statische oder dynamische Bilanzentwicklung angenommen. Während bei einer statischen Bilanzentwicklung das „Einfrieren“ der Bilanz durch gleichartigen Ersatz auslaufenden Geschäfts angenommen wird, unterstellt eine dynamische Entwicklung die Modellierung von Neugeschäft und ein „Schließen der Bilanz“ durch das Funding auf Basis von Planungsannahmen der relevanten Unternehmensbereiche. Je nach Größe und Komplexität des Instituts erwartet die Aufsicht die Anwendung granularer Modellierungsannahmen wie z. B. die Berücksichtigung entsprechender Volumenänderungen oder die Ausübung von Kündigungs- und Prolongationsverhalten in verschiedenen Zinsszenarien. 1 Die Ergebnisse der IRRBB-Berechnungen sollen nach dem Verständnis der Aufsicht dabei nicht isoliert berücksichtig werden, sondern im Kontext der Risikotragfähigkeitsberechnung sowie der mehrperiodigen Kapitalplanung (Internal Capital Adequacy Assessment Process, ICAAP). Im Detail finden die Modelle Eingang in die normative Perspektive der Risikotragfähigkeitsberechnung. Sie berücksichtigt in einer gesamtheitlichen Betrachtung Risiken, die direkt auf das Kapital wirken (Risiken der Säule I, z. B. risikogewichtete Aktiva), sowie Risiken, deren Kapitalrelevanz sich indirekt über die Gewinnund Verlustrechnung materialisiert (u. a. Wertberichtigungen und Verluste aus Handelsgeschäften). Wie bei der ertragswertorientierten Perspektive des IRRBB-Modells, sollen auch im Rahmen des ICAAP eine dynamische Portfolioentwicklung berücksichtigt werden und zudem verschiedene (makroökonomische) Szenarien (BaFin (2018): Aufsichtliche Beurteilung bankinterner Risikotragfähigkeitskonzepte und deren prozessuale Einbindung in die Gesamtbanksteuerung (ICAAP-Neuausrichtung, Tz. 23). Insbesondere soll es hierbei einen Gleichlauf bzw. eine Überleitbarkeit zwischen den Ergebniskomponenten des ICAAP und denen der ertragsorientierten Perspektive des IRRBB geben. Nach dem Verständnis der Aufsicht sollen die Ergebnisse des ICAAP wiederum Bestandteil des strategischen Planungsprozesses des Instituts sein. Im Rahmen der verschiedenen Ansätze sind grundsätzlich die in der Darstellung ÿ 1 verdeutlichten, wesentlichen Inhalte und Elemente zu berücksichtigen. Banken führen die strategische Mehrjahresplanung – vergleichbar dem Planungsprozess in Industrieunternehmen – häufig sukzessive und iterativ sowie schwerpunktmäßig als Vertriebs- und Investitionsbudgetierung durch. Eine Verknüpfung mit der Risikosteuerung und Kapitalplanung bzw. anderen regulatorischen Anforderungen im Sinn einer Gesamtbankplanung und -steuerung stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Weiter erschwert wird dies durch den zu berücksichtigenden Umfang an Bestands- und Neugeschäftsdaten in unterschiedlichen Szenarien, die Variantenvielfalt sowie die regulatorischen und internen Dokumentationsanforde- 07 // 2021 45

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