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die bank 07 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT TOP 100 DER

MARKT TOP 100 DER DEUTSCHEN KREDITWIRTSCHAFT An der Spitze keine Überraschung Und er bewegt sich doch, der deutsche Bankenmarkt! Im letzten Jahr konnten wir an dieser Stelle erste Bewegungen nach mehreren Jahren überwiegenden Stillstands vermelden, und dieser Trend setzt sich behutsam fort. Hinter einer sehr stabilen Spitze und einem gefestigten Mittelfeld kam am unteren Ende der Tabelle Leben ins Spiel. Die Top 100-Liste verzeichnet in diesem Jahr drei Neueinträge. Nach einem Plus von 0,2 Prozent im Vorjahr sank die Addition der Bilanzsummen diesmal allerdings um 2,5 Prozent. Einer der Neueinsteiger in die Top 100, die Gießener Volksbank Mittelhessen, ist eher ein bekanntes Gesicht und war erst 2015 aus der Liste herausgerutscht. In diesem Jahr reichte die Bilanzsumme von 7,13 Mrd. € für den Re-Entry und Platz 98. Ebenfalls neu dabei sind die GEFA Bank in Wuppertal und die Sparkasse Hildesheim Goslar Peine. Dafür haben wir uns in diesem Jahr von der LBS Nord Landesbausparkasse Berlin-Hannover (2017: Platz 93) und – zumindest dem Namen nach – von der BLB (Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg) verabschieden müssen. Die BLB, 2017 noch auf Platz 30, wurde im letzten Jahr im Zug der Gesamtrechtsnachfolge auf die NORD/LB vereinigt, nachdem sie zuvor durch die Schiffskrise in eine bedrohliche Krängung geraten war. Ebenfalls herausgefallen aus den Top 100 ist die Wüstenrot Bank AG (zuletzt Platz 70). Dieser Ausstieg war aber absehbar, wurde doch z. B. der Teilbetrieb Baufinanzierung auf die Wüstenrot Bausparkasse AG übertragen. Im Frühjahr 2018 erfolgte das Signing zum Erwerb der Pfandbriefbank durch die Bremer Kreditbank. Die BKB-Gruppe kauft damit übrigens weiter kräftig zu: 2017 hatte sie schon das Bankhaus Neelmeyer und im Februar 2018 die Oldenburgische Landesbank erworben, was sich in der Tabelle 2019 auswirken dürfte. Innerhalb der Wüstenrot und Württembergische-Gruppe hat die Schwesterbank, die Wüstenrot Bausparkasse, durch die Verlagerung der Geschäftsaktivitäten reichlich Boden gut gemacht und stieg mit einem satten Plus von 36,4 Prozent um zehn Plätze auf nun Rang 31 hoch, das ist – nach Plätzen – der zweithöchste Sprung in diesem Jahr. Einen noch größeren prozentualen Zuwachs als die Bausparkasse konnte nur die Volkswagen Bank verzeichnen. Die Braunschweiger Captive legte um 39,8 Prozent auf 78,7 Mrd. € zu. Das schlug sich im Ranking mit einem Aufstieg um fünf Ränge auf nun Platz 15 nieder. Captives liegen gut im Rennen Die Autobanken innerhalb der Top 100 schlossen das Bilanzjahr allesamt mit einem Plus ab. Finanzdienstleistungen rund ums Auto waren auch im Jahr 2017 wieder stark gefragt und stiegen weiter an, wie dem VW-Geschäftsbericht zu entnehmen ist. In Westeuropa wuchs die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um 2,5 Prozent auf 14,3 Mio. Fahrzeuge, das höchste Niveau der letzten zehn Jahre. Allein in Deutschland betrug die Nachfrage 3,4 Millionen Autos. Aber nicht nur die Fahrzeugfinanzierung selbst, sondern auch die After-Sales-Produkte wie Inspektions- und Wartungsverträge oder automobilbezogene Versicherungen lassen das Geschäft der Autobanken wachsen. Insgesamt sind vier Banken aus diesem Segment unter den Top 100 zu finden. Deutlich hinter VW folgen BMW und Mercedes. Dabei konnten die Schwaben im Kopf-an-Kopf-Rennen der letzten Jahre ihren Abstand zum weiß-blauen Mitbewerber etwas ausbauen: Die Mercedes- Benz Bank kletterte um vier Plätze auf Rang 30 und weist für das Jahr 2017 eine Bilanzsumme von 29,2 Mrd. € aus, 10,7 Prozent mehr als im Vorjahr; bei der BMW Bank ging es um drei Plätze rauf auf 33, und die Bilanzsumme stieg um 4,8 Prozent auf 26,6 Mrd. €. Die vierte im Bunde, die Kölner Toyota Kreditbank, beeindruckt nach einem Plus von 16,2 Prozent nun mit einer Bilanzsumme von 8,8 Mrd. € und konnte in diesem Jahr die meisten Plätze von allen Instituten gutmachen: Sie kletterte von Platz 90 auf Platz 78. Schauen wir ans obere Tabellenende, so hat sich dort – wie gewohnt – nur wenig getan. Branchenprimus bleibt die Deutsche Bank. Im letzten Jahr wurden die Banker in den Frankfurter Zwillingstürmen dafür gelobt, dass der Rückgang nur noch bei -2,4 Prozent lag. In diesem Jahr sank die Bilanzsumme um -7,3 Prozent und betrug nur noch 1.474 Mrd. €. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 2.022 Mrd. € gewesen. Immerhin: Die blaue Bank ist immer noch größer als die nächsten drei Verfolger zusammen und zehnmal so groß wie die NRW.Bank auf Platz 11. Und mit Ausnahme der Bayern LB und der ING-DiBa haben die Top Ten allesamt Federn lassen müssen. Die Plätze eins bis sieben blieben unverändert: Ihren im Vorjahr (nach der Fusion mit der WGZ) errungenen „Vize“-Titel hat die DZ in diesem Jahr verteidigt, ihre Bilanzsumme ging um -0,8 Prozent auf 505 Mrd. € zurück. Der letzte Podiumsplatz wird wieder von der staatlichen Förderbank KfW belegt, die um -6,8 Prozent auf 472 Mrd. € schrumpfte. Es folgen die Commerzbank und UniCredit sowie die stärkste Landesbank, die LBBW aus Stuttgart. Die Bayerische Landesbank auf Platz 7 konnte ein Plus von 1,1 Prozent vermelden, die ING-DiBa auf Platz 9 sogar plus 3,0 Prozent. Dazwischen liegt dann noch die NORD/ LB auf Platz 8, und die Helaba (im letzten Jahr noch auf Platz 8) komplettiert die Top Ten. Dementsprechend ergeben sich auch fast keine Verschiebungen innerhalb der Top-Institute der jeweiligen Kategorie. Bei den Privatbanken steht die Postbank wie im Vorjahr auf Platz 5 (hinter Deutsche 8 07 // 2018

MARKT 1 | Top 5 der Institutsgruppen Bilanzsumme 2017 in Mrd. € (gerundet) Private Banken Landesbanken Sparkassen Geno-Sektor Deutsche Bank 1.475 LBBW 238 Hamburger Sparkasse 44 DZ Bank 506 Commerzbank 452 BayernLB 215 Sparkasse Köln Bonn 26 BSK Schwäbisch Hall 68 Unicredit Bank 299 NordLB 165 Kreissparkasse Köln 26 Apobank 41 ING DiBa 162 Helaba 158 Frankfurter Sparkasse 19 Münchener Hyp 39 Postbank 145 NRW.Bank 148 Sparkasse München 18 WL Bank 38 Bank, Commerzbank, UniCredit und ING-DiBa). Bei den Landesbanken bleiben die finanzstarken Banken aus dem Süden, LBBW und Bayern LB, vorne, dahinter schob sich die NORD/LB (Vorjahr Platz 4), die den Platz mit der Helaba tauschte. Fünfte im Bunde ist die NRW.Bank. Die gewohnte Reihenfolge gilt auch bei den Sparkassen. Hier sitzt der Branchenprimus seit Jahren in der Hansestadt an der Elbe. Hinter der Hamburger Sparkasse wird der Abstand zwischen den beiden Kölner Sparkassen immer kleiner: Die Sparkasse KölnBonn liegt mit 26,08 Mrd. nur noch knapp vor der Kreissparkasse Köln mit 25,9 Mrd. €. Innerhalb der Top 100 sind die Domstädter damit auf den Plätzen 34 und 35. Mit Abstand folgen dann die Frankfurter Sparkasse auf Platz 4 (43. in den Top 100) und die Stadtsparkasse München auf dem fünften Rang (Top 100: 46). Die genossenschaftlichen Institute finden das Aushängeschild ihrer Gruppe, die DZ Bank, unverändert auf Platz 1. Danach kommt erst einmal lange nichts. Der Zweitplatzierte in dieser Institutsgruppe, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, konnte zwar ein Plus von 3,8 Prozent ausweisen und hat nun eine Bilanzsumme von 68,3 Mrd. €, befindet sich aber in den Top 100 damit erst auf Platz 19. Der Dritte dieser Klasse, die Düsseldorfer Apobank, legte gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent zu, und auch die Münchener Hypopthekenbank und die Westfälische Landschaft (WL) Bodenkreditbank Münster auf den Plätzen 4 und 5 konnten um 1,0 bzw. 1,9 Prozent besser abschließen als im Vorjahr. Die WL Bank finden wir wohl auch letztmalig in diesem Institutsranking. Sie fusioniert mit der knapp dahinter liegenden DG Hyp zur neuen DZ Hyp, womit die Genossenschaftliche Finanzgruppe ein leistungsfähiges Institut am Start haben dürfte. Mit den heutigen Zahlen läge diese neue Immobilienbank auf Platz 16 im Gesamtranking und wäre im Geno-Sektor Platz zwei hinter der Mutter DZ. Und wo ging es abwärts? Den prozentual größten Rückgang musste die HSH Nordbank hinnehmen: -16,6 Prozent werden in der aktuellen Tabelle für sie notiert, von 84,4 Mrd. ging ihre Bilanzsumme auf 70,4 Mrd. € zurück. Die Nordlichter vermeldeten für 2017 einen Verlust von 453 Mio. € vor Steuern und rutschten in der Tabelle um drei Plätze ab auf Rang 18. Die Landesbank, vor Jahren durch Schiffskredite an den Rand des Abgrunds geraten und danach mit Staatshilfe zur Aktion – Abwicklung oder Verkauf – gezwungen, ist im Februar an eine Investorengruppe verkauft worden. Die Käufer sind u. a. die Finanzinvestoren Cerberus Capital und J.C. Flowers sowie die österreichische BAWAG PSK, die im letzten Dezember auch die Südwestbank übernommen hat. Während das Stuttgarter Institut sich im unteren Tabellenzehntel behaupten und noch einen Platz gutmachen konnte, tun sich durch den Verkauf der HSH Probleme an unerwarteter Stelle auf. In Folge der Privatisierung soll die Bank die Institutssicherung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands innerhalb von zwei Jahren verlassen und in die Einlagensicherung der Privatbanken wechseln. Dort gilt für neue Mitglieder in den ersten drei Jahren ein begrenzter Schutz von 250.000 € je Anleger; im Fall der HSH sei das zu wenig, schätzen Experten. Ein längerer Verbleib in der Institutssicherung bzw. eine „Nachhaftung“ des Sparkassenverbunds und parallel bereits die Absicherung über den Einlagensicherungsfonds ist aber wohl auch nicht praktikabel, die Systeme verfolgten unterschiedliche Ansätze, erläuterte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig unlängst: „Für den Einlagensicherungsfonds steht die Sicherheit des Sparers im Vordergrund, nicht das Geschäftsmodell einer Bank.“ Eine Entscheidung im Prüfverfahren für die Mitwirkung der HSH am Einlagensicherungsfonds ist erst im Herbst 2018 zu erwarten. Einen ähnlich hohen Rückgang wie die HSH, exakt sind es -15,8 Prozent, verzeichnet die DVB Bank, für die es um sieben Plätze auf Rang 39 nach unten ging. Auch der Transportfinanzierer hat noch an alten Schiffskrediten zu knabbern und soll von der Mutter DZ zumindest teilweise verkauft werden. Zweistellige Prozentzahlen bei den Verlusten weisen auch die Dexia Kommunalbank mit -14,5 Prozent auf, fünf Ränge abwärts ging es für die Berliner auf nun Platz 36, sowie die Wiesbadener Aareal (-12,2 Prozent, Platz 24) und die IKB in Düsseldorf (-10,3 Prozent, Platz 48). Die Top 3 bei den Zuwachsraten komplettiert nach der bereits erwähnten Volkswagenbank (+39,8 Prozent) und der Wüstenrot Bausparkasse (+36,4 Prozent) die Comdirect in Quickborn. Um 19,5 Prozent wuchs die Bilanzsumme der Direktbank auf nun 23 Mrd. €, Platz 40 im Gesamtranking ist das Ergebnis. Auch die Deka Bank (9,1 Prozent, Platz 13), die Targobank (11,0 Prozent, Platz 49), die Teambank (8,9 Prozent, Platz 69) und die GEFA (9,4 Prozent, Platz 99) haben ordentliche Zuwachsraten zu verzeichnen. Autorin: Anja U. Kraus 07 // 2018 9

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