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die bank 07 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 1 | Faktoren

MANAGEMENT 1 | Faktoren für Nachhaltigkeit in KI Anzahl Nennungen Geschäfts- bzw. Förderauftrag Überzeugung Vorbildcharakter Gesetzliche Auflagen Ideen von Mitarbeitern (Polititsches) Interesse der Anteilseigner Aktivitäten von Wettbewerbern Andere Anfragen von Investoren Anfragen von Kunden 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Ferner sind in der deutschen Umsetzung der CSR-RL keine konkreten Nachhaltigkeitsindikatoren vorgegeben, die es offenzulegen gilt. Folglich gibt es seitens der Kreditinstitute auch nur wenig zu berichten, bis die Kommentarliteratur die Gesetzgebung ergänzt und sich Branchenpraktiken herausbilden. Ein Vergleich zwischen Unternehmen anhand ihrer freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung ist hingegen nur sehr eingeschränkt möglich. Unter Nachhaltigkeit können verschiedene Komponenten subsumiert werden. Ein Ansatz, die Anstrengungen eines Unternehmens im Sinn des Nachhaltigkeitsgedankens quantitativ zu beurteilen, ist der sogenannte Grothe-Kodex, an dem sich die vorliegende Studie orientiert. Hierbei wird neben den drei bekannten Säulen der Nachhaltigkeit ebenfalls die Ablauf- und Aufbauorganisation wie auch die Unternehmensführung (Governance) der Kreditinstitute untersucht. Dies dient in erster Linie der Beurteilung des Umsetzungsgrads und der Prozessreife. Für die quantitative Bemessung der Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens bei Banken wurde eine Fragebogenumfrage durchgeführt; der Fragebogen lehnte sich an verschiedene Vorgängerstudien an und enthielt Indikatoren des Deutschen Nachhaltigkeitskodex sowie des Grothe-Kodex. Abschließend wurde er mit Nachhaltigkeitsexperten aus dem Bankensektor abgestimmt. Die Antwortmöglichkeiten orientierten sich in der Regel an einer sechsstufigen Notenskala. Die Umfrage wurde von Frühjahr bis Herbst 2016 anonym durchgeführt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten, da bei ihnen aufgrund des öffentlichen Auftrags ein besonderer Fokus auf Nachhaltigkeitsgesichtspunkte vermutet wird. Insgesamt haben 31 Kreditinstitute (19 Sparkassen, vier Förderinstitute und zwei Landesbanken) an der Umfrage teilgenommen. Aktuelle und zukünftige Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten 42 Prozent der teilnehmenden Institute schätzen aktuell die Bedeutung der Nachhaltigkeit als hoch ein, lediglich ein Institut wies dem Thema einen sehr geringen Stellenwert zu. Zusätzlich geben nahezu zwei Drittel der Befragten die zukünftige Bedeutung als sehr hoch bzw. hoch an. Ein Zusammenhang zwischen der Größe des Instituts und der Bedeutung der Nachhaltigkeit kann hierbei jedoch nicht nachgewiesen werden. Größere Institute schätzen die Bedeutung der Nachhaltigkeit nur geringfügig höher ein als kleine Institute. Es kann daher festgestellt werden, dass bereits jetzt die Institute das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt haben und die zukünftige Bedeutung als wesentlich einschätzen. Maßnahmen im Rahmen der drei Säulen der Nachhaltigkeit Die durchgeführten Maßnahmen im Sinn der Nachhaltigkeit sind vielfältig und zahlreich. Zwischen den drei Säulen der Nachhaltigkeit sind jedoch deutliche Dysbalancen festzustellen. Die abgefragten Kriterien zur sozialen Säule der Nachhaltigkeit weisen die höchsten Zustimmungswerte auf. Das Engagement für soziale Zwecke in der Region wird von 96 Prozent als realisierte Maßnahme angegeben. Dazu sind innerbetriebliche Angebote, wie zum Beispiel Betriebsveranstaltungen, Sportund Kulturangebote entscheidend. 82 Prozent der Unternehmen haben Angebote an die Mitarbeiter zur Gesundheitsförderung vollständig, weitere 18 Prozent bereits teilweise umgesetzt. Auch im Bereich der sozialen Gerechtigkeit und flexiblen Arbeitszeitmodelle haben die Kreditinstitute spezifische Maßnahmen durchgeführt. Im ökologischen Bereich sind die realisierten Handlungen nicht so zahlreich vorhanden. Genau die Hälfte der Institute gibt an, dass sie Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs bzw. Steigerung der Energieeffizienz bereits durchgeführt haben, 42 Prozent haben Maßnahmen erst teilweise umge- 40 07 // 2017

MANAGEMENT 2 | Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Unternehmenserfolg 11,5 % 15,4 % 38,5 % Ja Nein 34,6 % Nicht sicher Keine Angaben setzt. Weitere größere Zustimmungsquoten finden sich im Bereich der Nutzung elektrischer Energie aus regenerativen Quellen, Berücksichtigung von Umweltaspekten beim Kauf von Büro- und Verbrauchsmaterial sowie die Abfallvermeidung und Recyclingmaßnahmen. Entwicklungspotenziale sind bei der Auswahl der Lieferanten nach ökologischen Kriterien sowie der Zertifizierung und Implementierung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems zu erkennen. Hier haben viele der Befragten keine Vorkehrungen geplant oder diese noch nicht umgesetzt. Ein schriftliches Bekenntnis zum Schutz der Umwelt haben lediglich einige der großen Institute abgegeben. Ein differenziertes Bild ergibt sich ebenfalls in Bezug auf die ökonomische Säule. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ökonomische Gesichtspunkte bei den Entscheidungen zu sozialen oder ökologischen Projekten ebenfalls miteinbezogen werden und daher nur schwer isoliert bewertet werden können. 54 Prozent der teilnehmenden Institute haben bereits ein betriebliches Vorschlagswesen, durch das nachhaltige Ideen belohnt werden. Weitere 15 Prozent haben dieses derzeit teilweise umgesetzt, 8 Prozent planen eine Umsetzung. Große Zustimmung findet mit 69 Prozent auch die partielle Förderung, Weiterentwicklung und bereichsübergreifende Nutzung der Kompetenzen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass in Bezug auf soziale Faktoren ein breiter Konsens zwischen den Instituten erkennbar ist. Bei den ökologischen und ökonomischen Themen ist hingegen keine einheitliche Tendenz hinsichtlich der Umsetzung von Maßnahmen festzustellen. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass die Institute Nachhaltigkeit sehr unterschiedlich für sich definieren und sich entsprechend auf einzelne Säulen fokussieren. Die ökologische Komponente der Nachhaltigkeit ist dabei unterrepräsentiert, was eventuell auf den geringeren ökologischen Ressourcenverbrauch bei Kreditinstituten zurückzuführen ist. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass die Antworten in keinem deutlichen Bezug zur Größe des befragten Instituts stehen. Nachhaltigkeitsaspekte innerhalb der Produkte und Dienstleistungen Die Produkte und Dienstleistungen der befragten Kreditinstitute weisen Nachhaltigkeitsaspekte auf, jedoch fließen lediglich bei einem von 26 Instituten Nachhaltigkeitsaspekte in das gesamte Produkt- und Dienstleistungsangebot ein. Bei 31 Prozent der befragten Institute sind bereits spezielle Produkte oder Dienstleistungen zur Stärkung der Nachhaltigkeit bei Stakeholdern im Unternehmen verankert. Dies sind beispielsweise Kredite für Existenzgründungen oder sogenannte Green Bonds. 23 Prozent der Institute haben hierzu weder Angebote umgesetzt noch in Planung. Bei einer geringen Zahl von Antworten war dennoch deutlich zu erkennen, dass große Institute im Bereich ihrer Produkte oder Dienstleistungen eher in der Lage sind, auf nachhaltiges Handeln bei Kunden und anderen Stakeholdern einzugehen, also beispielsweise Nachhaltigkeitsaspekte bei Kreditnehmern in die Kreditentscheidung einzubeziehen. Die Kunden erhalten bei 19 Prozent der Befragten Informationen über die Nachhaltigkeitsgesichtspunkte der Produkte und Dienstleistungen. Bei 15 Prozent ist diese Weitergabe von Informationen bereits teilweise umgesetzt. 19 Prozent gaben an, dass die Informationsweitergabe für sie nicht relevant ist. Das Spektrum der getroffenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist demzufolge sehr breit gestreut. Große Unternehmen sind bei speziellen Produkten oder Dienstleistungen zur Stärkung der Nachhaltigkeit bei den Stakeholdern besser aufgestellt. Hier ist zu vermuten, dass 07 // 2017 41

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