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die bank 07 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

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ó BANKING 1 „Wie hoch schätzen Sie den regelmäßigen Mehraufwand, der Ihnen durch die für die Prudent Valuation notwendigen Linienprozesse (zukünftig) entstehen wird?“ 3 2 1 1 8 0 FTE < 0 FTE 1-2 FTE > 2 FTE Mittlere relative Anteile der einzelnen AVA-Kategorien am Gesamt-AVA 10,5 % 5,1 % 12,2 % 3 6,4 % 5,7 % 0,1% 12,4 % 47,6 % Market Price Uncertainty and Close-Out Cost Concentrated Positions Future Administrative Costs Operational Risk Unearned Credit Spread Investing and Funding Cost Model Risk Fallback Approach Frage: „Welche Positionen schließen Sie aus der Prudent Valuation aus?“ 1 2 2 3 3 Nennungen 4 6 Sonstiges AFS nach Prudential Filters AFS vollständig ökon. Hedges (außerhalb des Hedge Acct.) Hedge Acct. (skaliert nach Hedge-Effizienz) Hedge Acct. vollständig Alle Verbindlichkeiten des Kontexts der Kernkapitalermittlung findet derzeit kaum statt. Keines der befragten Institute verwendet die ermittelten Additional Valuation Adjustments für eine Limitierung oder Konditionierung von Handelsaktivitäten oder für Steuerungszwecke auf Portfolio-, Geschäftsoder Deskebene. Zwei Institute berücksichtigen die AVAs bei der Berechnung der Risikopositionen gemäß KSA oder IRBA, ein Institut berücksichtigt sie in der Großkreditmeldung. Datenbasis als wesentliche Herausforderung Eine wesentliche Herausforderung der Prudent Valuation liegt in der Schaffung einer soliden Datenbasis sowohl in Bezug auf die schiere Menge an auszuwertenden Marktdaten als auch in der Integration von organisationsweit dezentral gehaltenen Daten sowie der Erweiterung der Bewertungslandschaft zur Ermittlung von Wertanpassungen für Modellunsicherheiten. Nahezu alle Institute haben ihren Datenhaushalt im Zuge der Umsetzung der Prudent Valuation deutlich erweitert. Um trotz erweiterter Basis verbleibende Datenlücken zu überbrücken, ist oft ein Rückgriff auf Näherungsverfahren und Expertenschätzungen notwendig, die einhergehen mit erhöhten Ungenauigkeiten und einer abnehmenden Vergleichbarkeit zwischen Instituten. Ein wesentlicher Kritikpunkt der teilnehmenden Institute bezieht sich dementsprechend auch auf eine nur scheinbare Genauigkeit, die u. a. dem notwendigen Rückgriff auf Expertenschätzungen geschuldet ist. Die Ergebnisse der Prudent Valuation liefern aus Sicht einiger Marktteilnehmer gerade keinen Mehrwert für diejenigen Märkte, in denen die Datenlage unbefriedigend ist. Kritikpunkte Weitere Kritikpunkte beziehen sich unter anderem auf die hohe Komplexität 30 diebank 07.2016

BANKING ó fl Die Integration der Prudent Valuation in die Steuerung der Risikotragfähigkeit, die Kapitalallokation und die Risikolimitierung wird für die Institute eine Herausforderung darstellen, könnte aber letztendlich einen echten Nutzen stiften. der Methoden, die eine signifikante Fehleranfälligkeit und Ungenauigkeit der Ergebnisse mit sich bringt und in der Regel nur zu geringem Erkenntnisgewinn führt. Auch die Etablierung einer Parallelwelt zur bilanziellen Bewertung wird kritisiert. Zudem drohen aus Sicht einiger Teilnehmer ungewollte Steuerungsimpulse und andere aus Sicht der Aufsicht nicht intendierte Effekte, wie z. B. eine hohe Prozyklizität des Kernkapitalabschlags. Auch eine fehlende Konsistenz innerhalb der CRR und die fehlende Verzahnung mit zukünftigen Anforderungen (z. B. dem Fundamental Review of the Trading Book) werden bemängelt. Fazit Die EZB-regulierten Institutsgruppen haben die Prudent Valuation grundsätzlich umgesetzt. Bei der konkreten Ausgestaltung und der Ausübung von Wahlrechten zeigte sich eine deutliche Streuung. In einer nach dieser Erstumsetzung folgenden Phase ist mit einer Konsolidierung und Standardisierung der eingesetzten Methoden und individuellen Auslegungen zu rechnen. Auch eine Verzahnung der vorsichtigen Bewertung mit anderen regulatorischen Vorgaben, eine Integration in die bestehenden Steuerungsprozesse außerhalb des Kontexts der Kernkapitalermittlung und die Optimierung bzw. Verschlankung der in der Erstumsetzung etablierten Prozesse verbleiben als zukünftige Herausforderungen. Die Integration in vorhandene Risikomanagementprozesse, wie z. B. in die Steuerung der Risikotragfähigkeit, die Kapitalallokation und die Risikolimitierung, wird für die Institute insbesondere aufgrund der in bilanzieller und aufsichtlicher Welt unterschiedlichen Sicht eine Herausforderung darstellen, könnte aber letztendlich einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert mit sich bringen. ó Autoren: Dr. Martina Brück ist Professorin für Risikomanagement an der Hochschule Koblenz. Dr. Tassilo Christ ist Senior Manager, Dr. Hans Peter Wächter ist Manager der d-fine GmbH, Frankfurt am Main. Literatur Die detaillierten Umfrageergebnisse sind Inhalt folgender Veröffentlichung: Brück, M./Christ, T./Wächter, H.P. (2016): Prudent Valuation: Praxis und Herausforderungen für Banken, Risiko Manager 07/2016. Europäische Kommission (EC) (2015): Delegierte Verordnung (EU) Nr. 2016/101 der Kommission vom 26. Oktober 2015 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf technische Regulierungsstandards für die vorsichtige Bewertung nach Artikel 105 Absatz 14. 07.2016 diebank 31

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