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die bank 07 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT de.

ó FINANZMARKT de. Anderenfalls fallen die historisch aufgebauten Kupons und damit der Effekt aus einer Umstellung zum aktuellen Niveau (deutlich) niedriger aus. Ein Blick auf die Gesamtergebnisse zeigt, dass auch bei sukzessiv wieder anziehenden Renditen (spiegelbildlich der letzten fünf Jahre – Szenario „alte Welt“) das geringste Ergebnisrisiko bei einer Beibehaltung langfristiger Anlagen liegt. Trotz Anstieg der Kurzfristrenditen sind in diesem Szenario die Anlagestrategien mit kurzen Laufzeiten mit den geringsten Ergebnisbeiträgern verbunden. Gleichzeitig liefern rollierend zehnjährige Anlagen bei einer Annäherung der Zinsstrukturkurven an die Zeit vor der Staatsanleihenkrise bis zum Ende des Betrachtungszeitraums mit 1,89 Prozent den höchsten Ergebnisbeitrag der historisch gleitenden Strategien. Dabei zeigt sich aber auch hier, dass in diesem Szenario bei einem Strategiewechsel von 2 x GLD 10J auf GLD 10J mit 2,87 Prozent höhere Ergebnisse erreicht werden können, die hier zudem auch höher ausfallen als eine einfache Beibehaltung von 2 x GLD 10J. Interessante Ergebniseffekte lassen sich auch bei einem Blick auf die Resultate aus der Verflachung der Zinsstrukturkurve erkennen. Dort zeigt sich, dass die Strategie mit den kürzesten Laufzeitbereichen (hier GLD 1J) zwar mittelfristig den zweithöchsten Ergebnisbeitrag liefert, die Ergebnisse aber zwischenzeitlich deutlich unterhalb der langfristigen Anlagen zurückfallen. Auch hier können aus der Umstellung (Verkürzung) von rollierenden Strategien Teile der historischen Erfolge im Rahmen der kürzeren Strategie nutzbar gemacht werden. So erzielt die von 2 x GLD 10J auf GLD 10J umgestellte Strategie ab Januar 2018 den höchsten Ergebnisbeitrag. Angesichts des schnellen Zinsanstiegs generiert GLD 1J am Ende des Simulationszeitraums mit 2,26 Prozent den zweithöchsten Ertrag, während gehebelte Strategien aufgrund der vergleichsweise teuren Refinanzierungskomponente über GLD 1J insgesamt am schlechtesten abschneiden ” 4. Fazit Die durchgeführte Untersuchung über die Ergebnisentwicklung gleitender Benchmark-Strategien unter verschiedenen Zinsszenarien zeigt Handlungsoptionen im Hinblick auf unterschiedliche Ausgangslagen auf: Zunächst einmal wird deutlich, dass – trotz Null- bzw. Negativzinsumfeld – eine Aufrechterhaltung längerer Laufzeiten in der Zinsbuchsteuerung die größtmögliche Abschirmung der operativen Erträge gegen das aktuelle Kapitalmarktumfeld ermöglicht. In Anbetracht von Langfristrenditen nahe null Prozent denkbare deutliche Laufzeitverkürzungen (z. B. ≤ 1 J) würden ohnehin unter Druck befindliche 3 Ergebnisse Szenario „konstant“ (in Prozent) Historie Simulationszeitraum 8,00 6,00 5,66 5,59 GLD 1J GLD 10J 2 x GLD 10J (-GLD 1J) GLD 10 auf 5J 2 x GLD 10 auf 10J 4,00 2,83 2,00 2,20 2,51 2,12 1,16 0,00 Jan. 11 Jan. 12 Jan. 13 Jan. 14 Jan. 15 0,00 Jan. 16 Jan. 17 Jan. 18 Jan. 19 Jan. 20 Jan. 21 -0,03 -0,19 -2,00 12 diebank 07.2016

FINANZMARKT ó Gesamtbankergebnisse ad hoc noch verstärken. Lediglich im Fall kurzfristig deutlich steigender Geldmarktrenditen in Richtung inverser Zinsstrukturen kann aus einer deutlichen Laufzeitverkürzung ein höherer operativer Erfolg resultieren – dies aber perspektivisch, unter Inkaufnahme zunächst deutlich geringerer Zinsergebnisse. Hier stellt sich die Frage, inwiefern eine solche „Wette“ auf eine bestimmte Zinsentwicklung im Sinn der strategischen Gesamtbanksteuerung sachgerecht erscheint. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass der Zinsergebnisbeitrag bei der Umstellung einer langfristig gehebelten Strategie (z. B. 2 x GLD 10J) auf eine ungehebelte, langfristige Investition (z. B. GLD 10J) auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre nur geringfügig unterhalb der aktuellen Strategie liegt. Im Fall des analysierten inversen Zinsszenarios fällt der operative Ergebnisbeitrag über den betrachteten Planungshorizont dabei sogar besser aus als bei einer Mittelanlage am kurzen Ende. Für Häuser, die im aktuellen regulatorischen und kapitalmarktinduzierten Umfeld ihre strategische Zinsbuchposition hinterfragen, stellt sich daher eher die Option, auf eine ungehebelte, aber nach wie vor lange Laufzeiten einschließende Ausrichtung, als auf eine komplett am Geldmarkt ausgerichtete Zinsbuchposition zu wechseln. Inwiefern eine Umstellung der Zinsbuchposition für einzelne Häuser ein Handlungsfeld darstellt, ist dabei hausindividuell zu entwickeln. Wie aufgezeigt sind Ergebniswirkungen davon abhängig, in welchem Ausmaß und über welchen Horizont bislang Fristentransformationserfolge erwirtschaftet wurden. Gleichzeitig sind Eigenkapitalausstattungen, -strukturen und -beanspruchungen aus dem jeweiligen Geschäftsmodell im Hinblick auf Anforderungen aus dem SREP bzw. der in Deutschland noch dieses Jahr zu erwartenden Allgemeinverfügung zum Zinsänderungsrisiko einzubeziehen. ó Autoren: Christoph Balke ist Senior Manager, Thomas Bader ist Consultant in der Practice Group Treasury & Asset-Liability-Management bei zeb, Münster. 1 Vgl. EBA (2015): „Guidelines on the management of interest rate risk arising from nontrading activities“ vom 22. Mai 2015. 2 Vgl. BCBS (2016): „BCBS 368: Standards – Interest rate risk in the banking book“ vom 21. April 2016. 3 Quelle: gem. Informationsveranstaltung der BaFin „Neues SREP Konzept der Aufsicht“ vom 4. Mai 2016. 4 Ergebnisse Szenario „Verflachung“ (in Prozent) Historie Simulationszeitraum 8,00 6,00 5,66 5,59 GLD 1J GLD 10J 2 x GLD 10J (-GLD 1J) GLD 10 auf 5J 2 x GLD 10 auf 10J 4,00 2,83 2,00 2,20 2,74 2,26 1,76 1,55 1,27 0,00 0,00 Jan. 11 Jan. 12 Jan. 13 Jan. 14 Jan. 15 Jan. 16 Jan. 17 Jan. 18 Jan. 19 Jan. 20 Jan. 21 -2,00 07.2016 diebank 13

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