Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 07 // 2015

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

SCHWIERIGE DATENANALYSE

SCHWIERIGE DATENANALYSE Viel zu wenig Venture Capital ó Der Markt für Venture Capital in Deutschland wächst zu langsam. Eine exakte Einschätzung ist schwierig, da die Zahlen über das hierzulande investierte VC-Volumen je nach Datenquelle zwischen 600 Mio. und 2,3 Mrd. € schwanken. Für seine aktuelle VC-Analyse geht das Team von Barkow Consulting daher von einem Mittelwert in Höhe von 1,5 Mrd. € für 2014 aus. Das bedeutet einen Anstieg von etwa einem Drittel gegenüber dem Mittelwert von 2013. Trotz des Anstiegs in den letzten drei Jahren ist festzustellen, dass inländischen Gründern zu wenig Wagniskapital zur Verfügung steht. Die Berater haben die VC-Lücke in Deutschland nun erstmals genauer eingegrenzt. Sie verglichen die Investitionen in Deutschland mit denen in den USA. Dabei fokussierten sie auf das Verhältnis der VC-Investitionen zum Bruttoinlandsprodukt. Unter Berücksichtigung verschiedener Datenquellen zeigt sich, dass in den USA seit 2009 im Schnitt 7,5 mal mehr Venture Capital investiert wurde. Durch eine Mittelwertberechnung kommt Barkow zu dem Schluss, dass hierzulande 2014 die VC-Lücke einen neuen Höchstwert von 7,1 Mrd. € betragen hat. Das sind 60 Prozent mehr als 2013 (4,3 Mrd. €). Insgesamt fehlte in Deutschland seit 2009 Wagniskapital in Höhe von mehr als 27 Mrd. €. In diesem Zeitraum hätten sich Technologieunternehmen im Gesamtwert von 75 Mrd. € in Deutschland nicht entwickeln können (c. p.), so Barkow. PARADIGMENWECHSEL BEI AUFSICHT Paradigmenwechsel bei Aufsicht ó Aufgrund einer Änderung der BaFin-Verwaltungspraxis sind nun auch in Deutschland echte Kreditfonds zulässig. Die Vergabe von Darlehen sowie deren Restrukturierung und -prolongation durch alternative Investmentfonds (AIF) wird von der Aufsicht als Teil der kollektiven Vermögensverwaltung angesehen, ohne dass diese in den Anwendungsbereich des KWG fallen. Der Bundesverband Alternative Investments (BAI) wertet dies als Paradigmenwechsel in der deutschen Finanzaufsicht. Damit würden wichtige Problemstellungen für die Branche und die Investoren gelöst, etwa ob und wann die Restrukturierung von Darlehen im Bestand von Investmentfonds einer Erlaubnis nach dem Kreditwesengesetz (KWG) bedarf. Geschlossene AIF nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) dürfen sogar selbst und unmittelbar Darlehen vergeben. Das sei eine echte Innovation und ein wichtiges Signal für den Fondsstandort Deutschland, so Geschäftsführer Frank Dornseifer. Loan- / Debtstrategien sind bei institutionellen Investoren zunehmend beliebter. Schon seit langem dürfen unverbriefte Darlehensforderungen von Investmentfonds zwar erworben werden, bei deren Verwaltung stieß man aber schnell an regulatorische Grenzen. In anderen Ländern wurde das Problem schon lange pragmatischer gehandelt. Nun könnten auch in Deutschland Anlagen in diesem Segment effizienter getätigt werden, hieß es beim BAI. NIEDRIGZINSEN MACHEN BANKEN UND VERSICHERUNGEN WEITER ZU SCHAFFEN Aufsicht nimmt Unternehmen verstärkt in die Manndeckung ó Aufgrund der Niedrigzinsphase machen insbesondere die Versicherungen der BaFin Sorgen. Präsident Felix Hufeld kündigte deshalb an, die Aufsichtsanstalt werde künftig mehr Unternehmen in die „aufsichtliche Manndeckung“ nehmen, sollten die Zinsen weiter so niedrig bleiben. Aber natürlich leiden auch die Banken enorm unter den Niedrigzinsen. Deshalb will die BaFin bei den von ihr direkt beaufsichtigen Banken erneut eine Niedrigzinsumfeld-Umfrage durchführen, und diese wird durchaus „Stresscharakter“ haben, hieß es im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt. Breiten Raum nahm dabei auch das Thema kollektiver Verbraucherschutz ein. Das Kleinanlegerschutzgesetz soll als Aufsichtsziel für alle Geschäftsbereiche der BaFin verankert werden. Sie kann künftig in allen Aufsichtsbereichen verbraucherschutzrelevante Missstände verhindern oder beseitigen. Hufeld erwartet davon für seine Behörde sowohl mehr Handlungsfähigkeit als auch mehr Verantwortung. Möglicherweise gerate man bei Fragen des Verbraucherschutzes auch in ein Spannungsverhältnis zu Fragen der Risikotragfähigkeit eines Unternehmens oder der Finanzstabilität, sagte Hufeld. Ihm sei aber die Balance wichtig. Der Gesetzgeber erlaube den Bankenaufsehern Beschränkungen oder Verbote bestimmter Finanzprodukte – ohne dabei jedoch den Anleger aus der Verantwortung zu entlassen oder wirtschaftliche Initiativen zu ersticken. So sollen Angebote vom Grauen Kapitalmarkt mit erweiterter Prospektpflicht transparenter werden. Weniger Balance attestierte Felix Hufeld der reformierten Finanzmarktrichtlinie MiFID II, die unter anderem auch eine Erklärung zur Eignung der Anlageempfehlung im Hinblick auf Kleinanleger enthält und fordert, die komplette (orderrelevante) Kommunikation mit dem Kunden müsse aufgezeichnet werden. Im Kern hält auch der BaFin-Boss diese Reglungen für sinnvoll. Er warnte aber, wenn Anbieter mit übersteigerten administrativen Forderungen gelähmt würden, lähme dies auch die Versorgung des Verbrauchers mit Finanzprodukten. Er halte nichts davon, „die Regulierungstiefe maximalharmonisierender europäischer Vorhaben leichtfertig auf Vorhaben zu übertragen, die der Minimalharmonisierung dienen sollen. In der Radikal-MiFIDisierung, die wir seit geraumer Zeit beobachten, liegt kein Segen“, so Hufeld. 6 diebank 7.2015

Finanzmarkt Trends HANDBUCH VON EZB, IWF UND BIZ Island prüft Vollgeld-Idee ó Der Ende März vom Vorsitzenden des isländischen Parlamentsausschusses für Wirtschaftsangelegenheiten und Handel, Frosti Sigurjónsson, veröffentlichte Report „Ein besseres Geldsystem für Island“ verspricht eine Revolution des isländischen Finanzsystems. Nach diesem Bericht liegt die Lösung für eine stabile Finanzwelt im Vollgeld. Dabei obliegt das Recht der Geldschöpfung allein der Nationalbank. Die Geschäftsbanken fungieren lediglich als reine Servicebanken und können nicht mehr durch die Kreditvergabe am Geldschöpfungsprozess teilnehmen. Den Report beauftragt hatte der isländische Premierminister, der aufgrund hoher Inflationsraten und Immobilienblasen in der Vergangenheit sowie den Folgen der Finanzkrise dringenden Handlungsbedarf sieht. Die Parlamentarier erhoffen sich durch die Einführung von Vollgeld weniger Finanzspekulationen sowie zusätzliche Staatseinnahmen. Bislang wurde die Vollgeldtheorie in der Praxis noch nicht getestet. Island könnte damit eine Vorreiterrolle einnehmen und eventuell die Schweiz mit ins Boot ziehen. Dort werden für eine „Vollgeldinitiative“ derzeit Unterschriften gesammelt. Die Hälfte der notwendigen 100.000 Unterschriften ist vorhanden. Ganz neu ist die Vollgeld-Theorie allerdings nicht. Bereits in den 1930er-Jahre wurde die Idee eines vollgültigen, von der Zentralbank herausgegebenen gesetzlichen Zahlungsmittels entwickelt. ANSTIEG UM EIN DRITTEL ERWARTET ETP beliebte Anlagevehikel ó Börsengehandelte Fonds (ETF) werden bei den professionellen Investoren und Beratern in Europa immer beliebter. Mehr als zwei Drittel von ihnen setzen aktuell in den von ihnen verwalteten Portfolios börsengehandelte Produkte ein, weitere 22 Prozent haben in der Vergangenheit schon auf diese Instrumente zurückgegriffen. Der britische Anbieter Source hat eine Umfrage unter 750 professionellen Investoren in elf europäischen Ländern durchgeführt. Unter deren jeweiligen Top-3-Holdings finden sich solche Produkte an erster Stelle, noch vor traditionellen UCITS-Fonds. Einzelaktien erhielten die drittmeisten Nennungen. In Deutschland kaufen neun von zehn Befragten – zum größten Teil schon seit mehreren Jahren – börsengehandelte Produkte und bevorzugen dabei jeweils drei bis vier verschiedene Arten von ETPs: 71 Prozent verwenden reine Partizipationsprodukte, während 40 Prozent angeben, auf aktiv verwaltete Varianten zurückzugreifen. Source erwartet einen Netto- Anstieg des Einsatzes von Tracker-ETPs um 32 Prozent in den nächsten zwölf Monaten. HANDBUCH VON EZB, IWF UND BIZ Statistiken vergleichbar machen ó Die Wertpapiermärkte haben eine entscheidende Bedeutung für die Finanzintermediäre. Sie brauchen international vergleichbare Wertpapierstatistiken. Festgestellt wurde dieser Bedarf durch die G-20 Data Gaps Initiative, die im Gefolge der Finanzkrise mit Unterstützung der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G-20-Länder und des Internationalen Währungs- und Finanzausschusses des IWF ins Leben gerufen wurde. Mit dem nun vorgestellten, gemeinsamen „Handbook on Securities Statistics” wollen die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) diesen Bedarf decken. In diesem Handbuch werden die Hauptmerkmale von Schuldverschreibungen und Dividendenpapieren sowie der wertpapieremittierenden und wertpapierhaltenden institutionellen Einheiten und Sektoren beschrieben. Hinzu kommt ein Überblick über die jeweils geltenden statistischen Meldevorschriften. Zudem enthält das Gemeinschaftswerk Kommentare von Experten nationaler Zentralbanken, nationaler Statistikämter und internationaler Organisationen. Zu finden ist das Handbuch auf den jeweiligen Webseiten der EZB, der BIZ und des IWF. 7.2015 diebank 7

die bank