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die bank 06 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT BANKMANAGER

MARKT BANKMANAGER FÜRCHTEN SOZIALE UNGERECHTIGKEIT Bedingungsloses Grundeinkommen ist keine Lösung Obwohl die Mehrheit der Führungskräfte in der Bankenbranche davon ausgeht, dass im Zug der Digitalisierung Arbeitsplätze abgebaut werden und die soziale Ungleichheit zunehmen wird, spricht sie sich gegen das bedingungslose Grundeinkommen aus. Mehr noch: Die befragten Personalleiter und Geschäftsführer aus dem Finanzmarkt sehen das Konzept im Vergleich zu anderen Branchen sogar besonders kritisch. Eine große Mehrheit der Personalleiter und Geschäftsführer aus der Banken- und Versicherungsbranche erwartet, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in Zukunft weiter öffnen wird. Ein entscheidender Grund dafür ist der erwartete Produktivitätsfortschritt durch neue Technologien wie künstliche Intelligenz und Blockchain, von dem nicht alle Arbeitnehmer gleichermaßen profitieren werden. Dieser Aussage zur Verschärfung der sozialen Ungleichheit in Deutschland stimmen in einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung EY 80 Prozent der Vertreter der Banken- und Versicherungsbranche zu. Die Finanzwirtschaft liegt damit über dem Querschnitt aller befragten Branchen (73 Prozent). Zugleich zeigt die Befragung, dass Banken und Versicherungen in den vergangenen fünf Jahren bereits besonders stark vom Arbeitsplatzabbau aufgrund von Digitalisierungsprozessen betroffen waren. In 43 Prozent der Unternehmen sind in diesem Zeitraum bereits Stellen weggefallen. Dennoch erwarten 60 Prozent der Befragten aus der Finanzwirtschaft, dass sich diese Entwicklung in Zukunft verschärfen wird. Insgesamt befragt wurden 301 Personalverantwortliche, Inhaber und Geschäftsführer von Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern aus den Bereichen Finanzwirtschaft, Automotive, Handel und Maschinenbau. Über alle Branchen hinweg liegt der Anteil der Unternehmen, bei denen sich die Zahl der Arbeitsplätze bereits verringert hat, bei sehr viel moderateren 17 Prozent. 33 Prozent aller Studienteilnehmer gehen davon aus, dass in ihrem Unternehmen künftig Arbeitsplätze wegfallen werden. Dagegen erwarten lediglich neun Prozent der befragten Führungskräfte, die sich intensiv mit dem Thema Personal beschäftigen, dass durch die Digitalisierung zusätzliche neue Arbeitsplätze entstehen werden. Von dieser ohnehin geringen Anzahl geht wiederum nur ein Drittel davon aus, dass die vorhandenen Qualifikationen der Mitarbeiter ausreichen, um diesen neuen Arbeitsplätzen gerecht zu werden. Stellenabbau und mangelnde Qualifikationen für eine zunehmend digitalisierte Wirtschaftswelt bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation und das gesellschaftliche Zusammenleben in Deutschland. So betrachten 39 Prozent der Befragten das Problem sozialer Abkopplung und schwindender Teilhabemöglichkeiten einzelner Gruppen als ein „ausgesprochen drängendes“ oder „eher drängendes“ Problem, lediglich 22 Prozent sehen hierin „überhaupt kein“ oder „eher kein drängendes“ Problem. Als besonders bedrohlich wird das Szenario der gesellschaftlichen Spaltung von Führungskräften aus der Automobilbranche und dem Maschinenbau eingestuft. In diesem Punkt findet sich die Finanzbranche vor dem Handel auf Platz drei. Führungskräfte spüren Handlungsdruck Insgesamt bestätigen die Studienergebnisse, dass durch den digitalen Wandel das bisherige Modell der durchgängigen Erwerbstätigkeit immer stärker infrage gestellt wird. Wenn aber Vollbeschäftigung und Lohnar- 8 06 // 2018

MARKT beit zur Disposition stehen, kann ein Teil der Bevölkerung nicht mehr am sozialen Wohlstand und an der gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben. Ein solches Heer abgekoppelter Menschen gilt als Gefahr für den Erhalt der Demokratie und für den sozialen Frieden. Folgerichtig spüren auch die Personalverantwortlichen in den Unternehmen einen starken Handlungsdruck. Dennoch spricht sich die große Mehrheit von ihnen nicht für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland aus, bei dem jeder Bürger unabhängig von seiner Leistung und seiner Lebenssituation einen bestimmten Betrag als Grundsicherung erhalten soll. So befürworten in der Bankenbranche lediglich elf Prozent der Befragten das bedingungslose Grundeinkommen, 51 Prozent erklären, dass die Nachteile überwiegen, und für 36 Prozent halten sich Vor- und Nachteile die Waage. Damit sieht die vom Stellenabbau besonders stark betroffene Finanzbranche das bedingungslose Grundeinkommen sogar noch kritischer als die anderen Wirtschaftszweige. Absage an das Grundeinkommen Auch im Branchenquerschnitt befürworten jedoch lediglich 14 Prozent der Befragten das bedingungslose Grundeinkommen. Und das, obwohl 06 // 2018 9

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