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die bank 06 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

News & Trends INTERESSE

News & Trends INTERESSE DER ANLEGER WÄCHST Nachhaltigkeit im Blick Die weitaus meisten institutionellen Anleger und Stiftungen gehen davon aus, dass das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen weiter steigen wird, ergab eine Umfrage der LBBW. Die gefragtesten Einzelaspekte sind Ressourcenschonung, Klimawandel sowie Compliance und Menschenrechte. Soziale oder gesellschaftliche Themen wie Work Life Balance oder faire Arbeitsbedingungen gelten als weniger wichtig. Die Mehrheit erkennt weder negative noch positive Auswirkungen auf die Rendite. Dieses Ergebnis, so LBBW Research, widerspricht dem Vorurteil, dass Nachhaltigkeit zwingend die Rendite belaste. Interessierte Anleger können heute in nachhaltig orientierte Unternehmen, bei geringerer Risikoneigung auch in grüne Spezialund Publikumsfonds investieren. Allein der Green-Bond-Markt wuchs in den letzten Jahren im zweistelligen Bereich und übersprang 2017 erstmals die Hürde von 100 Mrd. € an Neuemissionen. ù Neben Green Bonds gibt es inzwischen auch Green-ABS, Grüne Schuldscheine oder auch Grüne Hybridanleihen, die sich an professionelle Investoren richten. BEDEUTUNG FÜR STEUERN UND ARBEITSPLÄTZE Crowdlending als Wirtschaftsfaktor Crowdlending kann gerade kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Zugang zu flexibler Finanzierung sichern und schließt so eine Versorgungslücke im Finanzsystem. Eine Studie von Oxford Economics zeigt nun erstmals die wachsende globale Bedeutung von Crowdlending für Volkswirtschaften und seine gesamtgesellschaftliche Relevanz für die Länder Großbritannien, Deutschland, die Niederlande und die USA. Demnach generierten die durch diese Kreditform finanzierten wirtschaftlichen Aktivitäten der KMUs in diesen Ländern Steuern in Höhe von 1,5 Mrd. €. Für Banken sind Kredite für KMUs aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase und der zunehmenden Regulierung oft zu aufwendig und zu wenig attraktiv. Der Berliner Online-Kreditmarktplatz Funding Circle beispielsweise vermittelte im letzten Kalenderjahr über 2 Mrd. € in vier Märkte. Seine Kreditnehmer konnten dank dieses Kapitals einen Beitrag von 4,4 Mrd. € zur Globalwirtschaft leisten (Bruttowertschöpfung) – das sind 2 € für jeden vergebenen Euro in den vier Ländern. Das Unternehmen sieht sich in seinem ersten Markt Großbritannien bereits im direkten Wettbewerb mit den Geschäftsbanken: Die über die Plattform abgewickelte Neufinanzierung habe Ende 2017 netto die des gesamten britischen Bankensystems übertroffen. Hierzulande leisteten die über die Plattform vergebenen Kredite zuletzt einen Beitrag zur deutschen Wirtschaft in Höhe von 103 Mio. € (Bruttowertschöpfung). Außerdem generierten die vergebenen Kredite Steuereinnahmen in Höhe von 24 Mio. €. Die Kreditvergabe über diesen Online-Marktplatz erhöhte sich 2017 mit 685 neuen Krediten gegenüber dem Vorjahr um 170 Prozent. Gleichzeitig hat sich das 2017 vermittelte Neukreditvolumen mit insgesamt 55 Mio. € gegenüber 2016 verdreifacht. Insgesamt verwaltet wurden 1.077 Kredite in einer Gesamthöhe von mehr als 65 Mio. €. Die Studie verdeutlicht zudem den Einfluss der crowdbasierten KMU-Finanzierung auf den deutschen Arbeitsmarkt. Durch die über die Plattform vermittelten Kredite konnten demnach rund 1.700 Arbeitsplätze erhalten werden. ù MITARBEITERMOTIVATION Eingehen auf individuellen Bedarf Amazon gibt seinen Mitarbeitern in den USA derzeit die Möglichkeit, zu kündigen und dafür bis zu 5.000 US-$ Abfindung zu kassieren – wenn sie sich nicht noch einmal dort bewerben. Dieser Schritt kann beispielhaft sein, sagt Sven Hennige von Robert Half. Die Personalberatung hat ermittelt, dass aktuell 42 Prozent der Arbeitnehmer einen Jobwechsel beabsichtigen. Und Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, sind weniger produktiv, machen Fehler und demotivieren eventuell sogar Kollegen, wagen es aber trotzdem nur selten, ihre Situation zu ändern. Nehmen sie aber eine Geldprämie wie im Beispiel an, könne dies den motivierten Teil der Belegschaft und damit den Arbeitgeber entlasten. Der HR-Spezialist rät dazu, stärker darauf einzugehen, welche Angebote dem einzelnen Mitarbeiter in seiner momentanen Lebenssituation wichtig sind. Wo für den einen finanzielle Anreize im Vordergrund stehen, könne das für einen anderen flexible Arbeitszeiten oder Home Office bedeuten. ù 6 06 // 2018

NEWS & TRENDS DISTRIBUTED LEDGERS Revolution im GTB Eher beiläufig hatte die HSBC im Mai die erste Abwicklung eines Akkreditivs per Blockchain-Technologie vermeldet. Doch diese Nachricht ist ein Hinweis darauf, wie stark Distributed Ledgers und andere digitale Technologien das Global Transaction Banking (GTB) künftig verändern werden. Gerade Handels- und Supply-Chain-Finanzierungen zählen laut Bain & Company zu den Hoffnungsträgern im krisengeplagten Bankgeschäft, versprechen sie doch stabile Erträge. Doch die Preise werden im zunehmenden Wettbewerb sinken. Ein weiterer Dämpfer für die hohen Erwartungen seien die neuen digitalen Lösungen. Allein die Blockchain-Technologie könne die Kosten von Handelsfinanzierungen um bis zu 80 Prozent senken und die Bearbeitungsgeschwindigkeit rasant erhöhen. Hinzu kommt: FinTechs greifen in allen Marktsegmenten an, E-Procurement-Plattformen integrieren Zahlungsfunktionen, Devisenspezialisten machen den Schritt ins Cash- und Risikomanagement, E-Commerce-Giganten etablieren sich als Finanzierer. Banken sollten deshalb, so Bain, ihre Geschäftsmodelle im GTB überdenken, ihr digitales Leistungsspektrum erweitern und Partner-Netzwerke mit IT-Unternehmen oder E-Commerce-Plattformen ins Auge fassen. ù ZAHL DES MONATS 68 Prozent der online-affinen 20- bis 35-Jährigen fühlen sich auch nach Einführung der DSGVO schlecht darüber informiert, wie ihre Bank ihre Daten verwendet, so eine Stichprobenanalyse von Simon-Kucher & Partners. AUSLANDSÜBERWEISUNGEN Kosten steigen an Hohe Gebühren, Preisspannen und Wechselkursaufschläge: Die Kosten für Auslandsüberweisungen sind bei den führenden deutschen Finanzdienstleistern in den letzten fünf Monaten sogar noch angestiegen, zeigt eine Studie im Auftrag von TransferWise. Im Schnitt zahlten die Kunden der größten deutschen Privatbanken und Sparkassen 20,54 € für die Überweisung von 1.000 € in US-$. Im November 2017 lag der Wert noch bei 14,88 €. ù AUS DER BANKENAUFSICHT Bankenabgabe bei 1,99 Mrd. € Über die Bankenabgabe, die seit dem Jahr 2015 europaweit von allen Instituten erhoben wird, sind die Banken von vornherein an der Finanzierung möglicher künftiger Stützungsmaßnahmen beteiligt. In Deutschland sammelt die BaFin als nationale Abwicklungsbehörde für den Einheitlichen Abwicklungsfonds der Bankenunion (Single Resolution Fund, SRF) diese Abgabe ein. Für das Beitragsjahr 2018 liegt der Beitrag der deutschen Institute bei insgesamt 1,99 Mrd. €, nach 1,71 Mrd. € im Vorjahr. Die Groß- und Regionalbanken tragen mit 1,24 Mrd. € den größten Anteil, gefolgt von Landesbanken und Spitzeninstituten des öffentlichen und genossenschaftlichen Sektors, Hypothekenbanken und Finanzdienstleistern, dann Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Berechnet wird die Bankenabgabe durch die einheitliche europäische Abwicklungsbehörde, die auch den SRF verwaltet. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Chance für die Wirtschaft Ob digitale Assistenten, Chatbots oder maschinelles Lernen: Lösungen auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) gehören inzwischen zum Alltag. Bis zum Jahr 2030 dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt allein wegen KI um 11,3 Prozent steigen. Das entspricht einer Summe von rund 430 Mrd. €. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von PwC. Das deutsche KI-Potenzial basiert demnach auf zwei Säulen: Unternehmen bringen neue, innovative Produkte auf den Markt, die qualitativ höherwertig und stärker auf den einzelnen Kunden zugeschnitten sind. Dies werde die Nachfrage ankurbeln und sei für fast 60 Prozent des Zuwachses ausschlaggebend. Die zweite Säule sind Effizienzgewinne, die durch KI- Technologien entstehen. Für gesamt Nordeuropa beziffert PwC das Wachstumspotenzial durch KI auf rund zehn Prozent, d. h. Deutschland steht im Vergleich zu seinen Nachbarländern gut da. Am stärksten dürften China und die USA vom KI-Boom profitieren. Für China haben die Experten errechnet, dass die Wirtschaft bis 2030 durch KI um mehr als ein Viertel wachsen könnte, das entspricht einem Potenzial von sieben Bio. US-$. ù 06 // 2018 7

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