Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 06 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG PRIVATE

DIGITALISIERUNG PRIVATE BAUFINANZIERUNG Digitalisierung als strategische Lösung Das Segment der privaten Baufinanzierung erlebt turbulente Zeiten. Steigende Service- und Produktkosten und die starke Zinsabhängigkeit deutscher Institute erhöhen vor dem Hintergrund weiterer Herausforderungen, wie einem zunehmenden Wettbewerb oder geänderten Kundenanforderungen, den Handlungsdruck. Kann die digitale Baufinanzierung hier als strategische Lösung dienen? 54 06 // 2018

DIGITALISIERUNG Die private Baufinanzierung ist eine traditionelle und zentrale Säule des Geschäftsmodells deutscher Banken und Sparkassen. Das anhaltend niedrige Zinsniveau in Kombination mit einer flachen Zinsstrukturkurve hat in den letzten Jahren jedoch zu einer Erosion der Zinsmargen geführt und den Ertragsbeitrag dieser einstigen Cashcow in zum Teil existenzgefährdender Weise gesenkt. Die positive Entwicklung der privaten Bautätigkeit der Deutschen, die ebenso durch das niedrige Zinsniveau bedingt ist und durch die robuste Situation am Arbeitsmarkt gestützt wird, kann trotz der damit einhergehenden Steigerung der Kreditvolumina diese Ertragsbelastungen nicht mehr kompensieren. Eine weitere wesentliche Herausforderung im Geschäft mit privaten Baufinanzierungen ist die zunehmende Affinität breiter Bevölkerungsschichten für digitale Informations- und Transaktionskanäle. Heutige – und noch viel mehr zukünftige – Bankkunden erwarten von ihrer Bank ein umfassendes und durchgängiges Dienstleistungsangebot über alle digitalen Kanäle hinweg. Multichannel Excellence wird zum wichtigen Faktor für Banken und Sparkassen. Querschnitt heutiger digitaler Angebote Eine Recherche im Internet zeigt schnell, dass schon viel im Bereich der Modernisierung von Nutzeroberflächen passiert ist. Responsive Oberflächen und Device-agnostische Applikationen scheinen sich mittlerweile als Standard etabliert zu haben. Das Digitalangebot der Banken umfasst auch schon zahlreiche Teilprozesse einer privaten Baufinanzierung. Eine vollständige End-to- End-Digitalisierung gehört allerdings noch nicht zum Standard. Vielfach erschöpft sich das Angebot in einfachen Rechner-Anwendungen zur Abschätzung der finanziellen Tragbarkeit einer Hypothek bei hypothetischen Zinswerten. Diese stehen siloartig neben Kalkulationen der Kategorie „Was kann ich mir leisten“ – oft noch dazu versteckt auf fachlich überladenen Microsites der Anbieter. Weder die Präsentation der Rechner noch deren technischer Reifegrad oder die Art der Integration in den gesamten Beratungsprozess sind State of the Art, gemessen an den von US-amerikanischen digitalen Taktgebern definierten Standards. In vielen Fällen mündet die ohnehin rudimentäre Online-Beratungsstrecke in ein Kontaktformular zur Terminanfrage. Enttäuschende Konversionsraten sollten hier nicht überraschen. Erste Veränderungen zeichnen sich jedoch bereits ab. So kann beispielsweise die Deutsche Bank mit einem benutzerfreundlichen Frontend und der Möglichkeit des Online-Antrags für bestimmte Finanzierungskonstellationen punkten und bietet ihren Onlinekunden damit bereits einen deutlichen Mehrwert. Auch die Postbank ist mit dem eigenen Onlineportal in der Lage, Teile der Finanzierung sowohl online als auch unter Einbindung von persönlichen Beratern abzubilden. Die ING-DiBa stellt insbesondere mit dem Angebot der Selbstauszahlung eine innovative digitale Lösung bereit, die unter anderem auf die Senkung der Abwicklungskosten in der Auszahlungsphase abzielt. Als einer der ersten Anbieter in Deutschland implementierte die Commerzbank eine eigene Baufi-App für Privatkunden. Der Funktionsumfang der App wurde nach ihrer Einführung sukzessive erweitert und soll nun die vollständige Abwicklung der Finanzierung über die App ermöglichen. Alle notwendigen Unterlagen können wahlweise als vollständiger Antrag an das Kreditcenter oder – bei komplexeren Finanzierungen – auch an einen Wunschberater weitergeleitet werden. Dank der gemeinsamen technischen Plattform von Online- und Offlinekanal greifen Kunden und Bankmitarbeiter stets auf die gleiche Datenbasis zu. Einen vergleichbaren Ansatz verfolgen Immobilienportale, wie sie zum Beispiel die Sparkassen-Organisation oder auch die HVB in Kooperation mit Immobilienmaklern und -vermittlern entwickelt und eingeführt haben. Diese Onlinekompendien bemühen sich um verständliche Vermittlung aller notwendigen Informationen rund um das Thema Baufinanzierung. Die Einbindung von Immobilienangeboten von Partnern ermöglicht zudem die Suche nach einem geeigneten Objekt. Digitale Baufinanzierung als Ziel Der Blick auf den deutschen Markt für Immobilienfinanzierungen zeigt eine Vielzahl an teildigitalisierten Prozessen und führt unweigerlich zu der Frage, warum der Weg zu einer vollständig digitalen Baufinanzie- 06 // 2018 55

die bank