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die bank 06 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT EINFLUSSFAKTOREN

MARKT EINFLUSSFAKTOREN BEI DER PRIVATEN GELDANLAGE Investieren Migranten anders? Zunehmend engagieren sich deutsche Privatanleger am Kapitalmarkt, indem sie Aktien und Fondsanteile erwerben. Dieser Sachverhalt bringt den Banken zusätzliches Geschäft. Doch wie gut kennen Banken ihre Kunden? Welche Einflussfaktoren bewegen Privatkunden dazu, mehr in Aktien und Fonds anzulegen, und hat ein Migrationshintergrund eventuell Einfluss auf das Anlageverhalten? 22 06 // 2018

MARKT 2 | Zusammenfassung der Einflussfaktoren Nominal Ordinal Metrisch » Migrationshintergrund » Beratungsaffinität » Anlageaspekt » Geschlecht » Familienstand » Finanzthemenverständnis » mathematisches Finanzverständnis » höchster Berufsschulabschluss » akademischer Abschluss » Bisheriger Anlageerfolg » Alter » Einkommen » monatliche Sparmöglichkeit Kürzlich wurde an anderer Stelle untersucht, inwieweit sich das Geldanlageverhalten der Elterngeneration vererbt. 1 Insofern kann die in diesem Beitrag aufgeworfene Frage nach der Bedeutung von Migrationshintergründen als eine Fokussierung betrachtet werden, die ebenfalls Aufmerksamkeit verdient. Wie auch in der zitierten Studie müssen weitere Variablen mit einbezogen werden, um zu differenzierten Erkenntnissen über Einflussfaktoren bei der Geldanlage gelangen zu können. Begrenzt wird diese Variablenauswahl durch die Verfügbarkeit. Wir nutzen einen Datensatz aus dem Jahr 2016, bei dem Informationen von 1.548 Personen erhoben wurden. Die Erhebung erfolgt jährlich online durch das Institute for Strategic Finance an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Die zu erklärende Variable ist ein Indikator, der anzeigt, ob die befragte Person Aktien oder Fonds hält oder nicht. Wir werten den Zusammenhang zwischen den Kundenattributen und dem Indikator mit einer logistischen Regression aus. 2 Neben der rein wissenschaftlichen Erkenntnis hat die Beantwortung dieser Fragestellung auch eine praktische Dimension. Sollte es gelingen, ein Modell zu entwickeln, das einen hohen Prozentsatz korrekt klassifiziert, so könnte es auch bei der Kundenberatung helfen. Die Gefahr von Fehlberatung könnte etwa dahingehend reduziert werden, dass die Empfehlung von Aktien oder Fonds nicht vorgenommen wird, sobald das Modell prognostiziert, dass ein Kunde mit vergleichbaren Attributen von sich aus eher keines dieser Assets halten würde. Abhängige und unabhängige Variablen Für unsere Auswertung haben wir abhängige und unabhängige Variablen definiert. Die zu erklärende Variable (Regressand) ist das Geldanlageverhalten (GAV). Sie ist binär kodiert und nimmt den Wert eins an, sobald Aktien oder Fonds vom Befragten gehalten werden. Die im Rahmen der Forschungsfrage relevanten erklärenden Variablen (Regressoren) sind das Bildungsniveau und der Migrationshintergrund. Das Bildungsniveau wird gemessen mithilfe von vier Indikatoren: Finanzthemenverständnis (FTV), mathematisches Finanzverständnis (MFV), höchster Berufsabschluss (HBA) und akademischer Abschluss (HAA). Finanzthemenverständnis basiert auf einer Selbsteinschätzung des Befragten anhand einer Schulnotenskala. Mathematisches Finanzverständnis wird auf der Basis korrekt gegebener Antworten auf einfache Finanzfragen, wie der Berechnung eines Zinssatzes, errechnet. Bei realistischer Selbsteinschätzung müssten die beiden Regressoren FTV und MFV somit hoch korrelieren. Der höchste berufliche Abschluss HBA rangiert von eins bis vier, wobei eins für "kein Abschluss" steht. Der akademische Abschluss HAA nimmt Werte von eins bis fünf an, wobei die Fünf für eine Promotion steht. Das latente Konstrukt Bildungsniveau spielt keine explizite Rolle bei der weiteren Analyse, da die beobachtbare Größe Geldanlageverhalten (GAV) direkt durch die Regressoren erklärt wird. Der Migrationshintergrund (MH) wird mit den Ausprägungen eins bis drei kodiert. Dabei bedeutet eins „Vater und Mutter sind in Deutschland geboren“ und drei, dass kein Elternteil in Deutschland geboren wurde. 06 // 2018 23

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