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die bank 06 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

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© 2015 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. DAS IST Ulrich Pukropski T Bereichsvorstand Financial Services WENN ER ULRICH IST. THE SQUAIRE T 069 9587-1717 Am Flughafen M 0172 6767096 60549 Frankfurt am Main upukropski@kpmg.com KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ulrich hegt und pflegt seine Bonsais. Mit seinem Auge fürs Detail schafft er aus Kiefer, Ahorn oder Wacholder kleine Kunstwerke, die sich immer weiterentwickeln. Genau darum geht es ihm auch bei der Beratung seiner Mandanten. Er hilft jedem, sein ganz persönliches Optimum zu erreichen. Eine Philosophie, mit der vieles anders wird: Einfach. KPMG. Besuchen Sie uns doch mal auf persoenlich.kpmg.de

STANDPUNKT ó Gut gebrüllt, Löwe! fl Bargeldloses Zahlen ist mit weniger Kosten und geringeren Risiken verbunden, denn elektronische Zahlungsvorgänge lassen sich besser kontrollieren. In Schweden, dem Vorzeigeland der digitalen Payment-Fans, lieben angeblich nur noch Kriminelle Bargeld. Dr. Stefan Hirschmann, Chefredakteur „diebank“ Liebe Leserin, lieber Leser, die Horde von Mobile Payment Start-ups und Lösungsanbietern digitaler Bezahlverfahren frohlockt: Die EU-Kommission plant ein generelles Bargeldverbot ab 2018. Das Verbot wird begründet mit Geldwäsche und zunehmender Kriminalität. Angeblich begrüßen alle Finanzminister der EU-Mitgliedstaaten die neue Regelung ausdrücklich. Die bargeldlose Gesellschaft rückt in greifbare Nähe. In drei Jahren soll dann nur noch mit Karten oder Wallets bezahlt werden – auch bei Minibeträgen. In der Tat sprechen etliche Argumente für die Vision einer Cashless Society. So ist die Bereitstellung von Bargeld mit erheblichen Kosten verbunden. Allein in Deutschland werden die volkswirtschaftlichen Kosten für das Bezahlen mit Scheinen und Münzen auf über 12 Mrd. € jährlich taxiert. Die Gesamtkosten des kartenbasierten Zahlungsverkehrs liegen dagegen nur bei etwa 800 Mio. € und damit deutlich unter denen des Bargeldsystems. Dies ist für alle Ökonomen ein schlagendes Argument. Bargeldloses Zahlen ist zudem mit weniger Risiken verbunden, denn elektronische Zahlungsvorgänge lassen sich besser kontrollieren und rekonstruieren. Kassenangestellte arbeiten sicherer, weil sich Raubüberfälle nur lohnen, wenn Bargeld zu erbeuten ist. In Schweden, dem Vorzeigeland der digitalen Payment-Fans, sanken Raubüberfälle zuletzt angeblich gen Null. Ergo: Bargeld, das Drogenhandel, Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung überhaupt erst möglich macht, ist das Blut in den Adern der Kriminalität. Mit einem Bargeldverbot macht die Kommission Europa sicherer und gebietet der Geldwäsche endlich Einhalt. „Gut gebrüllt, Löwe“, möchte man da auf die Bühne rufen, denn das Vorhaben verkennt die Realität und die Eigenarten europäischer Zahlungsgewohnheiten. Man mag es vielleicht gut finden oder nicht, aber zumindest die Deutschen lieben Bargeld. Gemäß einer Studie von Bain & Company nutzen nur etwa 13 Prozent der Deutschen ihr Smartphone oder ihr Tablet zum Bezahlen ihres Einkaufs. Die Deutsche Bundesbank geht sogar nur von zwei Prozent aus. 79 Prozent aller Transaktionen werden dagegen in bar getätigt. Und mehr: Es fehlt schlicht an komfortablen Alternativen. 2015 ist die bargeldlose Gesellschaft (noch) eine Utopie. Zugegeben, mit einem Bargeldverbot ließe sich eine neue Realität womöglich erzwingen. Doch der Widerstand in der Bevölkerung wird größer, je kleiner sich das Vertrauen in die Notenbanken entwickelt. Denn der Geldschein ist für viele Menschen die letzte Bastion der Sicherheit in einer hochkomplexen Finanzwelt. Solange es Bargeld, aber keine Inflation gibt, fühlen sich die Geldhalter sicher. Nicht nur für liberale Finanzpolitiker ist die bargeldlose Gesellschaft eine Schreckensvision. „Wem die Freiheit am Herzen liegt, der muss das Bargeld verteidigen“, so lautet die Parole. Die Lösung scheint ebenso banal wie einfach: Wem sich der positive Nutzen des digitalen Bezahlverfahrens erschließt, wem der Mehrwert gegenüber dem Bargeld ersichtlich wird und wer erkennt, dass das Bezahlen mit dem Handy einfacher ist als die Barzahlung, der wird Scheinen und Münzen nicht nachweinen. Die entscheidenden Kriterien sind Einfachheit, Sicherheit und Schnelligkeit. So könnte aus der Utopie doch noch Realität werden. Ihr 6.2015 diebank 3

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