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die bank 05 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG DIGITAL

DIGITALISIERUNG DIGITAL BANKING PSD2 – Differenzierung über Schnittstellen (APIs) Die Payment Systems Directive in ihrer zweiten Fassung (PSD2) ist in Deutschland geltendes Recht – im Jahr 2019 ist sie auch technisch umzusetzen. Das bedeutet für Banken und Finanzdienstleister einen gravierenden Einschnitt: Sie müssen ihren Datenschatz – Kundendaten, Kontodaten, Transaktionen sowie Zahlungsverkehrs-Funktionen – für Dritte zugänglich machen. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich die Banken aktuell aufgestellt haben und wie sie versuchen, sich am Markt zu differenzieren. Seit Januar 2018 gilt in Deutschland und Europa die PSD2 – ein Regulierungswerk, das den Zahlungsverkehr für neue Dienstleister öffnen und den Verbraucherschutz verbessern soll. Dabei soll der Zahlungsverkehr elementarer Bestandteil von übergreifenden und digitalen Wertschöpfungsketten werden, Datensilos aufbrechen und eine nahtlose Kundenerfahrung ermöglichen. Prominente Anwendungsbeispiele reichen von Ski-Anzügen mit eingebauten digitalen Ski-Pässen mit Bezahlfunktion über Bord-Computer in Fahrzeugen, mit denen die Treibstoffe direkt aus dem Fahrzeug heraus bezahlt werden können, ohne an der Kasse anstehen zu müssen, bis hin zu Financial-Home-Apps, die Transaktionen der Kunden kategorisieren, Verträge erkennen und bessere Angebote suchen. Banken spielen in diesen Szenarien allenfalls die Rolle von Infrastruktur-Dienstleistern, die am Ende der Wertschöpfungskette den eigentlichen Geldfluss abwickeln, die Datensicherheit gewährleisten und die regulatorische Compliance sicherstellen müssen. Differenzierung erforderlich Kreditinstitute müssen sich so aufstellen, dass sie trotz offener Schnittstellen zu Kundendaten und Funktionen einen Mehrwert bereitstellen können, der es ihnen erlaubt, früher einen größeren Beitrag in den digitalen Wertschöpfungsprozessen zu leisten. Als Analogie kann hier der hochgradig standardisierte Mobilfunkmarkt dienen, in dem die großen Player längst mit Zusatzangeboten den eigentlichen Umsatz erwirtschaften. Die reinen Infrastruktur-Produkte (z. B. der DSL-Anschluss) sind dagegen weitgehend kommoditisiert und unterliegen einem hohen Preisdruck. API Strategie Nach der erforderlichen Compliance mit den regulatorischen Anforderungen können Banken und Finanzdienstleister ihre Schnittstellen-Strategie ( ÿ 1) in unterschiedliche Richtungen weiterentwickeln. Dabei gibt es drei grundsätzliche Stoßrichtungen: Z Monetarisierung von Daten und Analysen: Verbesserung des bisherigen Geschäftsmodells unter Nutzung der Kundendaten bei Dritt- 52 05 // 2019

DIGITALISIERUNG 1 | PSD2-Studie Mehrwert-orientierte Ansätze Monetarisierung von Daten und Einsicht » Nutzen des Zugangs zu Kundeninformationen oder -erkenntnissen, um zusätzliche Produkte und Dienstleistungen anzubieten » Identifizieren zuverlässiger Kooperationen für technische, geschäftliche und Innovationszwecke Finanz-Ökosystem » Entwickeln eines Full-Service-Leistungsversprechens durch die Schaffung und aktive Verwaltung eines umfassenden Ökosystems erstklassiger Drittanbieter von Produkten » Erzielen von Einnahmen durch direkte und indirekte Netzwerkeffekte und Lock-in Account-orientierte Ansätze Grundlegende Infrastrukturdienste » Erleichtern des Zugangs, wie vom Regulator gefordert » Handeln als einfacher Infrastrukturanbieter Erfüllung der Vorgaben Banking als Dienstleistung » Bieten eines Zugangs zu regulatorischen Rahmenbedingungen und eines breiten Spektrums von Finanzdienstleistungen über ein definiertes Set an APIs » Erhalten von Gebühren für die Bereitstellung von strukturierten Kundendaten und Produktnutzung Verbesserung des Business-Modells Neugestaltung des Business-Modells Z Z Banken: dadurch lassen sich zusätzliche Erkenntnisse generieren, die zu besseren Risiko-Bewertungen und/oder zum Cross-Selling genutzt werden können. Banking als Dienstleitung: Erweiterung des Geschäftsmodells um die Bereitstellung von Bank-Dienstleitungen für Dritte und/oder Nicht-Banken, z. B. für FinTechs. Finanz-Ökosystem: Aufbau eines Finanz-Ökosystems, um eigene und fremde Dienstleistungen im Sinne eines Full-Service-Leistungsversprechens zu kombinieren. Differenzierung über erweiterte Daten und Funktionen Die Übersicht ÿ 2 zeigt den aktuell verfügbaren Daten- und Funktionsumfang der PSD2-Schnittstellen der untersuchten Banken. Dabei lassen sich drei Kategorien unterscheiden: Z Statische Informationen ergänzen den Daten- und Funktions-Umfang um kundenunabhängige Daten, wie z. B. Filial-Standorte, ATM- Standorte, FX-Raten etc.; Z erweiterte personenbezogene Daten ergänzen den regulatorisch definierten Datenkatalog um zusätzliche Daten zu dem jeweiligen Bankkunden, z. B. Legitimations-Daten oder Scoring-Kennzahlen, Z transaktionsbasierte Zusatzdaten und Funktionen bieten vielfältige Analyse-Funktionen, wie z. B. Zahlungsmuster- und Vertrags-Erkennung, Identifikation von Bestellungen, Spending-Forecasts etc. Zusätzlich bieten einige Banken erweiterte Funktionen an und erschließen Anwendungsgebiete außerhalb der PSD2, etwa mit Funktionen des Corporate Bankings (z. B. Austausch von Nachrichten im EBICS-Format), Kredit-Rechner, Verwaltung von Kreditkarten, Spezifisches Reporting, Wertpapier-Funktionen etc. Entwickler als Kunden Ein entscheidender Unterschied zum klassischen Bankgeschäft besteht darin, dass die Communities der Software-Entwickler bei neuen Schnittstellen und Ökosystemen eine entscheidende Rolle spielen: Sind die APIs der Bank nicht attraktiv genug – also schwierig zu verstehen und zu nutzen, nicht in bestehende Entwickler-Werkzeuge integrierbar und nur mit hohem Aufwand zu testen – dann wird sich die jeweilige Bank schwertun, interessante Partner zu identifizieren, die die Schnittstellen in ihre digitalen Angebote aufnehmen möchte. Ein gutes Entwickler-Portal stellt neben einer obligatorischen Dokumentation aller angebotenen Services mindestens einen „API-Explorer“ zur Verfügung, mit dem die Services direkt im Browser ausprobiert werden können. Zur Unterstützung der Tests können Test-Kundenprofile bereitgestellt werden, die mit anonymisierten Daten aus den Produktivsystemen befüllt werden, um z. B. realistische Transaktionsdaten mit Verwendungszweck und Mandatsreferenz zu erhalten. Zusatzfunktionen können beispielsweise die Team-Verwaltung oder die Analyse der erfolgten Autorisationen und Transaktionen in der Testumgebung sein. Entwickler-Support Neben den technischen Qualitäten spielt der fachlich-technische Support für die Entwickler eine zentrale Rolle: Will man verstehen, welche Parameter eine Funktion benötigt oder wie die verschiedenen Datenstrukturen zusammenhängen, schaut der Entwickler zunächst in die Dokumentation, um dann per Mail eine kurze Detailfrage abzusetzen. Die Reaktionszeit und die Kompetenz der Support-Mitarbeiter ist hier entscheidend für den Erfolg des Produkts. 05 // 2019 53

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