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die bank 05 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT STRUKTURELLES

MARKT STRUKTURELLES LIQUIDITÄTSRISIKOMANAGEMENT Fristentransformation mit dem Modell der Gleichgewichtsposition Die Erzielung von Strukturbeiträgen aus der Fristentransformation unterliegt im Liquiditätsrisikomanagement strengeren Restriktionen als im Zinsrisikomanagement. Dies ist dem unmittelbar existenzgefährdenden Charakter des Liquiditätsrisikos geschuldet. Dennoch sollte auch der Liquiditätsmanager seine Steuerungsmaßnahmen auf eine strukturelle Zielposition mit einem risikoadäquaten Wertbeitrag ausrichten. Diese lässt sich mithilfe des hier dargestellten Gleichgewichtsmodells ermitteln. 18 05 // 2019

MARKT Sowohl betriebswirtschaftlich als auch aufsichtsrechtlich wird das Liquiditätsrisiko mittlerweile als eigenständige, wesentliche Risikoart betrachtet und häufig separat durch die Treasury gesteuert. Insbesondere mit Beginn der Finanzmarktkrise wurde deutlich, dass Liquidität nicht unbegrenzt verfügbar ist, einen individuellen Preis besitzt und ein adäquates Liquiditätsrisikomanagement folglich einen entscheidenden Erfolgsfaktor für Kreditinstitute darstellt. Während das klassische Liquiditätsrisiko das unmittelbar existenzgefährdende Insolvenzrisiko beschreibt, wird mit dem strukturellen Liquiditätsrisiko die Gefahr bezeichnet, dass Änderungen der Liquiditätsspreads den Erfolg des Instituts negativ beeinflussen. Dieses Liquiditätsspreadrisiko resultiert aus Fristeninkongruenzen, die Kreditinstitute aufgrund ihrer Funktion unweigerlich eingehen, und es ist vorwiegend bonitätsinduziert. Die Erzielung von Strukturbeiträgen aus fristigkeitsbedingten, marktweiten Zinsunterschieden gehört zur gängigen Praxis des Bankgeschäfts. Die Positionierung im Marktpreisrisiko erfolgt dabei zumeist sensitivitätsorientiert auf Basis der erwarteten Zinsentwicklung. Durch den Einsatz von Derivaten ließe sich die entsprechende Risikoposition jederzeit teilweise oder vollständig schließen. Bewertungsergebnisse könnten so täglich realisiert werden. Für das Liquiditätsrisiko gilt dies nicht uneingeschränkt, da ein vergleichbarer Derivatemarkt nicht existiert. Zudem sind die Anlagemotive der Investoren und der Refinanzierungsbedarf des Instituts i. d. R. sowohl bezüglich des Volumens als auch der Laufzeit nicht deckungsgleich. Maßnahmen zur Änderung des strukturellen Liquiditätsrisikos werden erst mit einem teils deutlichen Zeitversatz wirksam; die Risikoposition ist träge. Gerade deshalb müssen aus dem Geschäftsbetrieb resultierende Strukturungleichheiten aktiv gesteuert werden. Dies gilt umso mehr für strukturelle Liquiditätsgaps mit geringerer Restlaufzeit, da diese sukzessive in das klassische Liquiditätsrisiko übergehen. Wenngleich das Liquiditätsrisikomanagement vorrangig der Liquiditätserhaltung dient und dadurch strengen Restriktionen unterliegt, sollte eine bewusste Positionierung auch hier mit einem Wertbeitrag für das Institut verbunden sein. Aus Sicht einer wertorientierten Banksteuerung geht die Allokation von Risikokapital im Rahmen des Risikotragfähigkeitsmodells mit einem Performance- Anspruch einher. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Zielposition der Liquiditätsmanager anstreben soll, um einerseits einen adäquaten Erfolg zu erwirtschaften, aber andererseits den strengen Nebenbedingungen an eine angemessene Liquiditätsausstattung zu genügen. Eine Antwort auf diese Frage kann das folgende Gleichgewichtsmodell geben. Definition der Gleichgewichtsposition Die Gleichgewichtsposition stellt eine über die Zeit stabile, strukturelle Liquiditätsposition dar. Die geforderte Stationarität lässt sich in einer Langfristbetrachtung dadurch erreichen, dass die mit der Zeit ablaufenden Altgeschäfte regelmäßig durch Neugeschäfte mit konstanter Liquiditätsstruktur ersetzt werden. Typischerweise werden die strukturellen Liquiditätsgaps durch die Liquiditätsablaufbilanz aufgedeckt. Gaps entsprechen saldierten Volumenüberhängen aus liquiditätsverbrauchenden und -bereitstellenden Geschäften, die durch Fristeninkongruenzen verursacht werden. Berücksichtigt werden neben deterministischen Positionen, deren Fälligkeitsprofil bekannt ist, auch stochastische Positionen, deren Fälligkeitsstruktur modellbasierten Ablauffiktionen folgt. Üblicherweise werden stochastische Bestände in mehrere gleich große Tranchen unterteilt, die rollierend ablaufen und zeitgleich prolongiert werden. Die auf diese Weise in einer Periode zu prolongierenden Tranchen können grundsätzlich wie neue Geschäfte behandelt werden. Das sich auf diese Weise einstellende Gleichgewicht kann als langfristige Strukturposition interpretiert werden, welche der Neugeschäftsplanung innewohnt, und stellt damit die Planwerte in einen strategischen Kontext. Der Prozess, der zum Gleichgewicht führt, wird in der Abbildung ÿ 1 schematisch dargestellt. Die zentralen Annahmen sind: Z Sowohl die Laufzeitbänder als auch Planperioden für das Modell basieren auf Jahresintervallen. Das erste Jahr wird auch als Geldmarkt bezeichnet. 05 // 2019 19

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