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die bank 04 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT BENCHMARKING

MANAGEMENT BENCHMARKING DEUTSCHER BANKEN Ertragspotenziale erkennen und nutzen Die deutschen Banken und Sparkassen durchleben seit einigen Jahren stürmische Zeiten und leiden unter sinkenden Erträgen. Dabei ist die Ertragsentwicklung im Zins- und Provisionsgeschäft heterogen. Ein Blick auf die aktuelle Ertragslage zeigt, dass die meisten Banken durchaus noch Ertragspotenziale im Zins- oder Provisionsgeschäft besitzen. Im Folgenden eine Analyse unter 1.400 deutschen Bankinstituten. Der Rückgang der Erträge ist bei vielen Banken deutlich zu spüren. Belegschaften schrumpfen, Filialen werden abgebaut, und die Stimmung ist vielerorts schlecht. In den nächsten Jahren wird sich die Situation bei vielen Häusern noch verschärfen, da mehr Finanzierungen auslaufen werden, die relativ hoch verzinst sind, was die Zinsmarge weiter schmälert. Reagiert wird darauf häufig mit weiteren Kostensenkungen, was die Servicequalität und damit das Potenzial, künftig Erträge zu generieren, erneut verringert. So ergibt sich ein Teufelskreis, der zu immer stärkerer Konsolidierung, „Commoditisierung“ und damit Schwierigkeiten führt, nachhaltig Geld zu verdienen. Die Potenziale für Kostensenkungen sind dabei vielfach schon nahezu oder vollständig ausgeschöpft. Wie schaffen es Banken, ihr Zins- und Provisionsergebnis zu steigern oder zumindest zu stabilisieren? Welche Empfehlungen ergeben sich für unterschiedliche Ausgangslagen und welche Best Practices gibt es? Darauf soll in diesem Beitrag eingegangen werden. Ausgangslage deutscher Banken Die Deutsche Bundesbank unterteilt Banken in zwei Sektoren: Die Universalbanken (Anzahl: 1.547) 1 und die Spezialbanken (52). Universalbanken werden unterschieden in Kreditbanken (246), Landesbanken (5), Sparkassen (391) und Genossenschaftsbanken (905), die Spezialbanken sind Realkreditinstitute (13), Bausparkassen (20) oder Banken mit Sonderaufgaben (19). Wegen der teilweise deutlich anderen Geschäftsmodelle klammern wir in der folgenden Analyse alle Spezialinstitute aus, ebenso die Zweigstellen ausländischer Banken, da diese schlecht vergleichbar sind. Bleiben also die Großbanken, Regional- und sonstigen Kreditbanken, Landesbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die vier Großbanken sind die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Postbank und die UniCredit/HypoVereinsbank. Zu den Regional- und sonstigen Kreditbanken zählen klassische Privatbanken, Banken von Automobilherstellern sowie regional oder thematisch fokussierte Banken, darunter so bekannte Namen wie die Deutsche Kreditbank, die ING oder die Aareal Bank. Es handelt sich also um eine sehr heterogone Gruppe. Bei den Landesbanken haben wir die Hamburg Commercial Bank (ehemals HSH Nordbank) aufgrund ihrer kürzlichen Privatisierung und besonderen Umbruchsituation von der Analyse ausgeschlossen. Die Landesbank Berlin haben wir als Berliner Sparkasse den Sparkassen zugeordnet. Die Sparkassen umfassen die öffentlich rechtlichen und die freien Sparkassen. Die Gruppe der Genossenschaftsbanken enthält neben den VR-Banken auch die Sparda- und PSD-Banken sowie weitere Banken in dieser Rechtsform. Insgesamt umfasst die Analyse mit diesen fünf Bankengruppen rund 90 Prozent aller deutschen Banken, wobei wir einige hundert 26 04 // 2019

MANAGEMENT dieser Institute in den vergangenen Jahren bei Konditionsanpassungen begleitet haben. Betrachtet man die Veränderung der Zinsüberschüsse der fünf Bankengruppen im Jahr 2017 im Vergleich zu 2012, zeigt sich erwartungsgemäß insgesamt ein rückläufiges Bild. Jedoch bilden die Regional- und sonstigen Kreditbanken eine Ausnahme. Bei ihnen stiegen die Zinsüberschüsse insgesamt, wobei rund die Hälfte dieser Institute Steigerungen im Zinsüberschuss erzielen konnte. Ursachen für dieses Wachstum sind eine generelle Ausweitung des Geschäftsvolumens oder in einigen Fällen sogar steigende Zinsmargen. Der generelle Trend sinkender Zinsüberschüsse dürfte jedoch auch diese Gruppe bald einholen. Im Gegensatz zu den Zinsüberschüssen sind die Provisionsüberschüsse stabil oder nehmen zu (mit Ausnahme der Landesbanken). Besonders stark sind hier die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die einen Zuwachs von über 20 Prozent aufweisen. Viele der Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben in den vergangenen Jahren ihre Preise im Provisionsgeschäft erhöht und dabei kaum Kundenverluste erlitten, teilweise sogar deutliche Zuwächse in der Kundenzahl verzeichnet. Besonders diese beiden Bankengruppen zeigen also, dass es möglich ist, die Erträge auch im derzeitigen Marktumfeld nachhaltig zu steigern. Ertragspotenziale im Vergleich zur Peer Group Um Banken hinsichtlich des Ertrags im Verhältnis zur durchschnittlichen Bilanzsumme vergleichen zu können, haben wir für alle in dieser Analyse betrachteten Banken den Zinsund Provisionsüberschuss im Verhältnis zur jeweiligen durchschnittlichen Bilanzsumme ermittelt. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass die Bilanzsummen von Großbanken und Landesbanken im Betrachtungszeitraum stark rückläufig waren, weshalb dieses Maß für diese beiden Bankengruppen nicht aussagekräftig ist. Die Abbildung ÿ 1 zeigt die sich ergebende Ertragspotenzialmatrix für alle 391 betrachteten deutschen Sparkassen. Im rechten oberen Bereich der Matrix finden sich Institute mit hohem Zins- und Provisionsüberschuss, im Bereich links unten Institute mit niedrigen Zinsund Provisionsüberschuss 2 sowie in den beiden übrigen Quadranten Institute mit hohem Überschuss in einem und niedrigem Überschuss im jeweils anderen Bereich. Obwohl alle Sparkassen über sehr ähnliche Geschäftsmodelle verfügen und damit gut vergleichbar sind, unterscheiden sich die Ergebnisse des stärksten und schwächsten Instituts auf beiden Dimensionen um mehr als den Faktor drei. Bei Genossenschaftsbanken ergibt sich ein ähnliches Bild, auch wenn diese wegen ihrer geringeren Größe etwas weiter streuen. Daraus lässt sich schließen, dass die individuellen Anstrengungen zur Ertragssteigerung jedes einzelnen Instituts ein starker Treiber für den Erfolg auf der Ertragsseite sind. Außerdem sollte jede Bank entsprechend ihrer individuel- 04 // 2019 27

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