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die bank 04 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT agiert, im

MANAGEMENT agiert, im weniger wettbewerbsintensiven B2B-Markt die besseren Wachstumschancen sieht und sich seitdem als Partner von Banken positioniert. In diversen Finanzierungsrunden hat CrossLend bislang laut Schimek rund 30 Mio. € eingesammelt, fast die Hälfte davon im September 2018. Da stießen mit der niederländischen Bank ABN Amro sowie Earlybird zwei namhafte Mitglieder der Finanzszene zum Kreis der Geldgeber. „Der Einstieg des Risikokapitalgebers Earlybird, der auch bei N26 und Smava beteiligt ist, war auf jeden Fall ein Ritterschlag für uns“, sagt Schimek. Für ihn bringen die Beteiligung des bekannten Investors nicht nur Geld und wertvolles Know-how, sondern demonstrieren Vertrauen in das Geschäftsmodell, was auch seine Mitarbeiter gefreut haben dürfte. Denn diese sind am Kapital beteiligt. Kapital für eine gute Idee zu bekommen, sei jedoch gar nicht so schwierig, zumal in Deutschland die FinTechs meist noch niedrig bewertet seien. „Einen guten Investor erkennt man vor allem daran, ob er auch bereit ist, in schwierigen Zeiten den Weg mitzugehen. In Europa fehlt es jedoch oft an Mut.“ Ein guter Investor kämpfe für das Geschäftsmodell. „Ich muss nicht jeden Fehler machen“, bringt es Schimek auf den Punkt. Das Geld aus der jüngsten Finanzierungsrunde will der CEO in die internationale Expansion stecken. Gerade ist der Gründer aus den USA zurückgekehrt. Auch dort will das junge Unternehmen von diesem Jahr an Kunden gewinnen. Hilfreich dürften dabei auch die Kontakte zu den beiden amerikanischen Anteilseignern sein, der CME Group in Chicago, der weltgrößten Terminbörse, sowie Promus Ventures. Noch im ersten Halbjahr 2019 will CrossLend zudem mit der Berliner solarisBank, die im März 2018 als Minderheitsgesellschafter bei dem FinTech eingestiegen war, eine digitale und vollautomatisierte Verbriefung der Kredite als Dienstleistung anbieten. Das neue Produkt soll es ermöglichen, Kredite bereits bei der Vergabe so anzulegen, dass sie unmittelbar oder mit zeitlichem Verzug an Investoren weitergegeben werden können, ohne langfristig die eigene Bankbilanz zu belasten. Dank niedriger Transaktionskosten sei die Kreditverbriefung bereits in Größenklassen zwischen 20 und 100 Mio. € (statt, wie üblich, erst ab rund 500 Mio. €) und über europäische Grenzen hinweg möglich. Im zweiten Halbjahr 2019 solle zudem eine Europäische Kreditbörse an den Start gehen, an der Finanzinstitute die Wertpapiere, hinter denen sich die Kredite verbergen, untereinander handeln können. Anders als viele Start-ups präsentiert Schimek keine Belegschaft, die sich binnen kürzester Zeit verdoppelt oder gar verdreifacht hat. Im Gegenteil. Die Zahl der Mitarbeiter sank vorübergehend von rund 80 auf etwa 50 und wird auch im laufenden Jahr nur leicht auf etwa 60 steigen. „Wegen der Umstellung des Geschäftsmodells von B2C auf B2B kommen wir heute mit einer viel kleineren Mannschaft aus“, sagt der Geschäftsführer. Spezialisten für Vertrieb und IT zu gewinnen, sei jedoch nicht leicht. „Die Personalplanung und -rekrutierung stellen die größte Hürde für Start-ups im Raum Berlin dar“, bilanziert auch eine im September 2018 erschienene Studie des Beratungsunternehmens PwC. Die größten Hemmnisse: zu hohe Gehaltsforderungen und Fachkräftemangel. „Es ist vor allem schwierig, nicht-europäische Fachkräfte in die Stadt zu holen“, sagt Schimek. 20 04 // 2019

MANAGEMENT Das belegt auch der Berlin Start-up Monitor, wonach die Hälfte der Jungunternehmen die bürokratischen Hürden vor allem für ausländische Mitarbeiter kritisiert. Immerhin kommt bei ihnen jeder zweite Beschäftigte aus dem Ausland, so auch bei CrossLend. Im Schnitt seien die Angestellten 33 Jahre alt. Zum Chillen und Chatten können sich die Finanzexperten an einen Kicker zurückziehen und dabei auch eine gute Tasse Kaffee genießen. Gehört Tischfußball schon fast zur regulären Ausstattung eines Start-up- Büros, dürfte eine teure Barista-Kaffeemaschine eher selten sein. Doch als Mitarbeiter immer wieder die schlechte Qualität von Cappuccino, Espresso und Co. bemängelten, zögerte der CEO nicht lange. Von der Einstellung eines in der Szene beliebten „Feel Good Managers“ hält er hingegen nichts. „Wir haben hier keine Bespaßungskultur und müssen die Balance wahren.“ Auch Banker würden sich immer wieder bewerben, berichtet der CEO. Diese teilt er in zwei Gruppen. Die einen scheiterten schnell an von ihnen unterschätzten Anforderungen an Arbeitsumfang und -inhalt. „Die anderen brennen darauf, etwas zu verändern und voranzutreiben und sind deshalb bei CrossLend genau am richtigen Ort.“ Welcher Spirit dort herrscht bzw. herrschen soll, haben die Mitarbeiter in Unternehmenswerte gegossen. Im Herbst vergangenen Jahres hatte der Chef dazu die gesamte Belegschaft befragt. „Was läuft gut? Was läuft schlecht? Was soll uns antreiben?“, wollte er wissen. Einige der Aussagen wie „Innovation – We’re changing the game, so everyone wins“ ließ Schimek schließlich auf farbige Postkarten drucken. Die Botschaften können sich die Mitarbeiter – ganz analog – „schicken“, wenn sie finden, dass ein Kollege einen Wert besonders gut gelebt hat. Start-ups wie CrossLend passen für Dr. Christian Nagel, Partner beim Wagniskapitalgeber Earlybird, gut in sein Portfolio. Wichtigste Kriterien für eine Beteiligung sind aus seiner Sicht die Größe des Markts, die Möglichkeit der Internationalisierung und somit das Wachstumspotenzial. Aufgrund der mangelnden Effizienz und des langsamen und schlechten Services bei Banken gebe es viel Nachholbedarf bei den Instituten und deshalb gute Chancen für FinTechs, die zu den wichtigsten Beteiligungen im Earlybird-Portfolio gehören. „Banken müssen Prozesse optimieren und beschleunigen. Genau dabei kann sie CrossLend unterstützen, indem das Unternehmen hilft, das Kreditportfolio effizient zu strukturieren.“ Neben dem Markt schaut sich Nagel vor einer Investitionsentscheidung mit seinen Kollegen sehr genau das Team an. „Unabdingbar ist der Wille, die Vision umzusetzen und das auch, wenn mal Sturm aufkommt. CrossLend hat bereits einen Strategiewechsel erfolgreich vollzogen und bewiesen, dass das Team nicht so schnell aufgibt.“ Autorin Eli Hamacher ist Diplom-Volkswirtin und arbeitet seit knapp 30 Jahren als Wirtschaftsjournalistin. Die Freelancerin schreibt für „die bank“ vor allem über die Branche und Porträts über einzelne Unternehmen. Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit sind Auslandsmärkte. 04 // 2019 21

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