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die bank 03 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG INTERVIEW – KRYPTOWERTE ETABLIEREN SICH „DER MARKT FÜR INVESTOREN WIRD GRÖSSER“ Patrick Karb ist Geschäftsführer von Hauck & Aufhäuser Innovative Capital, der Investmentgesellschaft für digitale Assets der alteingesessenen Privatbank. Für den Geschäftsbereich Asset Servicing betreut Karb strategische Projekte des Bankhauses im Bereich der Krypto- und Blockchain- Technologie. 50 03 // 2021

DIGITALISIERUNG die bank: Herr Karb, erste Geschäftsmodelle rund um Kryptos entstehen. Warum? Patrick Karb: Das hat mehrere Gründe. Das Aufkommen der digitalen Währungen verleiht den hierfür erforderlichen Distributed-Ledger-Technologien (DLT) einen enormen Schub. Zudem führen die Covid-19-Krise und die Zinsentwicklung dazu, dass professionelle Anleger stärker in alternative Anlageziele und -instrumente investieren möchten. Neben Rohstoff- und Immobilien-Investments sind darin nun auch Investments in Kryptowährungen inbegriffen. Digitale Währungen können aber ebenso als Recheneinheit verwendet werden. China hat digitales Zentralbankgeld bereits im offenen Test, und die Europäische Union schmiedet ebenfalls Pläne für einen digitalen Euro. DLT bieten jedoch erheblich mehr Raum für grundlegende Innovationen. die bank: Es gibt ja noch weitere Kryptowährungen, etwa Stablecoins. Welchem digitalen Vermögenswert gehört die Zukunft? Karb: Der digitale Vermögenswert der Zukunft geht für mich in Richtung des Wertpapiers. Und zwar von der Rente, über die Aktie bis hin zum Derivat als digitalem Vermögensgegenstand auf der Blockchain. Ich glaube nicht, dass sich Stablecoins auf Dauer durchsetzen werden, weil es sich hier um Kryptowährungen handelt, die an einen festen Wert gekoppelt sind. Stablecoins weisen keine Volatilität auf. Sie eignen sich eher für geschlossene Netzwerke. Dort fungieren diese als Aufbewahrungsmittel und Tauschmedium. die bank: Eignen sich Bitcoins, Ether und Tether auch für Pay- Per-Use-Ansätze? Karb: Pay-per-Use-Ansätze werden als valide Modelle bereits getestet. Autos bezahlen etwa Parkgebühren, Kühlschränke lösen Bestellungen und Bezahlvorgänge für Lebensmittel automatisch aus. In der Welt des Internet of Things ist sicherlich noch vieles möglich. Und je größer das Netzwerk einer bestimmten Kryptowährung ist, umso eher kann man mit dieser auch bezahlen. Zudem ist alles, was mit dem digitalen Transport von Werten zusammenhängt, in der DLT sehr gut aufgehoben. Erwähnenswert für die Industrie sind hier insbesondere Smart Contracts, also die digitale Abbildung bzw. Programmierung und Steuerung von Rechten und Pflichten auf einer Blockchain, die sich aus Vertragsverhältnissen ergeben. die bank: Wie und in was kann investiert werden? Karb: Sie können Kryptowährungen direkt über Plattformen, Fin- Techs oder Banken kaufen. Auch synthetische Produkte oder Zertifikate, die an Kryptowährungen gebunden sind, können am Markt erworben werden. Beispiele hierfür sind Exchange Traded Notes sowie weitere Exchange Traded Commodities auf Kryptowährungen. Eine Anlage kann auch in technische Infrastrukturen, etwa in Mining Farmen oder FinTechs, investieren. Das kann in Form einer direkten Beteiligung oder via eines VC-Fonds stattfinden. die bank: Mit dem HAIC Digital Asset Funds I gehen Sie neue Wege. Weshalb? Karb: Bislang sind Kryptos produktseitig gar nicht oder nur im Einzelfall reguliert worden. Wir glauben aber, dass es für digitale Vermögenswerte schon bald auf der investmentrechtlichen Seite eine beschleunigte Entwicklung der Regulatorik geben wird. Hierfür muss das Kapitalanlagegesetzbuch nachziehen. Sofern dies umfassend geschieht, werden auch etablierte Fondsprodukte für digitale Assets zugänglich werden. Der Markt wird also wachsen. Als First Mover können wir demzufolge (semi-)professionellen Investoren und Initiatoren von Beginn an ein Produkt, adäquate Prozesse und ein bekanntes Set-up bieten. Die Tatsache, dass wir im beaufsichtigten Rahmen aus Deutschland heraus agieren, erzeugt bei unseren Interessenten schon ein gewisses Vertrauen für diese innovative Assetklasse. die bank: Auch einige Schattenbanken investieren in Mining Farmen. Ist das eine Grauzone? Karb: Es gibt hier selbstverständlich Grauzonen. Das basiert unter anderem auch auf der hohen Volatilität und dem Fehlen einer effizienten und internationalen Regulatorik. Dennoch stellen wir gerade deshalb fest, dass für institutionelle und professionelle Investoren Transparenz, Qualität und Sicherheit zählen. Hauck Aufhäuser steht für diese Werte. die bank: Wie würden Sie den regulatorischen Rahmen für solche Investments einschätzen, und was muss hier noch getan werden? Karb: Die Distributed-Ledger-Technologie bietet viele Perspektiven: Die rechtliche Loslösung des Wertpapiers von der physischen Urkunde und die Genehmigung der optionalen oder parallelen digitalen Existenz dieser Produkte sind einige Meilensteine, die der Gesetzgeber auch weiterhin in Augenschein nehmen muss. Prozesse, die bislang noch stark am Urkundenpapier hängen, sollten in Zukunft durch die Blockchain substituiert werden können. Denn letztere ermöglicht neue Governance-Strukturen sowie effiziente Kontrollprozesse. Der Gesetzesentwurf zum eWpG bietet als wichtigen Regulierungsschritt am deutschen Kapitalmarkt eine bessere Verkehrsfähigkeit von Wertpapieren durch die Blockchain und infolgedessen mehr Rechtssicherheit. die bank: Herr Karb, vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte François Baumgartner. 03 // 2021 51

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