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die bank 03 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

davon überzeugen, dass

davon überzeugen, dass sein Plan sinnvoll ist – einschließlich der Komplettveräußerung in einigen Jahren. An dieser Stelle zögern viele Unternehmer, die eigene Hausbank ins Boot zu holen – nicht nur aufgrund der bereits geschilderten strategischen Erwägungen hinsichtlich der Kompetenz der Bank, sondern auch, weil solche Situationen sehr privat sind. Eine Privatbank mit ihrer eigenen, durch Familienbesitz geprägten Tradition der Diskretion ist in einem solchen Fall oftmals auch emotional näher. Das Beispiel demonstriert, wie bei einer kompetenten Unternehmerbank letztlich die Funktionen des Beraters mit seinem strategischen Input und die eines Finanzinstituts verschmelzen. Das kann auch deshalb gelingen, weil eine gut aufgestellte Unternehmerbank nicht nur über Kompetenz im Corporate Ban- king verfügt, sondern im Zweifel auch bei Fusionen, Übernahmen oder Kapitalmarkttransaktionen Unterstützung anbietet, also im Corporate-Finance-Geschäft. Als Bank unternehmerisch denken Schnittstellenkompetenzen sind auch bei anderen Transaktionen nötig. Eine weitere im gegenwärtigen Umfeld zu besetzende Lücke ist etwa die Zwischenfinanzierung von Immobilien, bei der ebenfalls ein Verständnis des zu finanzierenden Projekts, die Bereitschaft zum Eingehen von unternehmerischem Risiko sowie die Fähigkeit, die tatsächlich existierenden Risiken korrekt einzuschätzen und abzusichern, zusammenkommen müssen. Ein typischer Fall aus diesem Bereich kann etwa der Erwerb eines freien Grundstücks durch eine Gesellschaft sein, mit dem Ziel, die Genehmigung zum Bau von Wohneinheiten zu erhalten. Gelingt dies, steigt der Wert des Grundstücks unmittelbar; die langfristige Finanzierung der zu bauenden Objekte ist ein Standardgeschäft, das viele Institute anbieten. Die Zwischenfinanzierung für den Erwerb des unbebauten Grundstücks jedoch muss nicht nur oft sehr kurzfristig zur Verfügung stehen, das mit ihr verbundene Risiko ist auch durch Standardverfahren schwerer einzuschätzen. An dieser Stelle entsteht die von einer unternehmerischen Bank zu füllende Lücke. Eher regional relevant, aber dennoch aus der Sicht einer unternehmerisch denkenden Bank sehr interessant, ist die maritime Wirtschaft: Schiffsfinanzierungen haben eine jahrhundertealte Tradition, und sie waren stets mit Wagnissen verbunden. Gerade in der jüngsten Zeit leidet die maritime Wirtschaft daher stark unter der 50 03 // 2020

schwindenden Bereitschaft von Kapitalgebern, gemeinsam mit ihr unternehmerische Risiken einzugehen. Diese Entwicklung trifft allerdings weniger die großen globalen Player als vielmehr mittelständische Reedereien, die oft kleinere Finanzierungsvolumina in Höhe von 4 bis 20 Mio. € benötigen – bei dennoch hohem Bedarf an Branchen-Know-how aufseiten der finanzierenden Bank. Diesen mittelständischen Unternehmern ist aber nicht nur der Zugang zur Finanzierung über Banken massiv erschwert, sondern auch der Zugang zur klassischen, für sie aber notwendigen Bankinfrastruktur. Nur wenige Marktteilnehmer der Finanzbranche erbringen noch Finanzdienstleistungen für die Schifffahrt, die wohl internationalste aller Branchen. Das umfasst insbesondere das Aufsetzen von Konten, den Zahlungsverkehr sowohl für das Crewing als auch für die übrigen Zahlungsströme aus dem Ship Management sowie das Cash Management und Anlagegeschäft der Reedereien. Auch hier sind also Spezialisten prädestiniert dafür, Lücken zu füllen, die andere Marktteilnehmer gerissen haben. Von dieser Konstellation können gleich mehrere Seiten profitieren. „Mehrere“, und nicht lediglich zwei Seiten deshalb, weil Schiffsfinanzierungen sich – genau wie Zwischenfinanzierungen – gut für Co-Investments mit institutionellen Investoren wie etwa Pensionskassen eignen. In einer solchen Konstellation stellen der externe Investor und die Bank gemeinsam das benötigte Kapital, die Bank nimmt die Risikoeinschätzung vor und setzt auf dieser Basis etwa Beleihungsgrenzen und eventuell benötigte Zusatzsicherheiten fest. Die Reederei wird anschließend in die Lage versetzt, durch die eigene Unternehmung Werte zu schaffen. FAZIT Sondersituationen in Familienunternehmen, nicht alltägliche Finanzierungen für Immobilien, die maritime Wirtschaft – dies sind nur drei Beispiele, die verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass gerade in komplexen Situationen auch bei der finanzierenden Bank unternehmerisch handelnde Entscheider am Ruder stehen, die in der Lage sind, ihr Gegenüber zu verstehen. Nur so ist gewährleistet, dass auch die Bank verinnerlicht hat, worum es beim Unternehmertum zuallererst geht: Chancen zu erkennen und wahrzunehmen, Risiken zu beherrschen und einen Nutzen für die Gesellschaft zu erwirtschaften, für den der Unternehmer entlohnt wird. Autor Dr. Philip Marx ist Leiter des Bereichs Corporate Banking beim Bankhaus M.M.Warburg & CO in Hamburg. 03 // 2020 51

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