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die bank 03 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

Geldwäsche- und

Geldwäsche- und Straftaten-Risiken minimieren. Schon heute stehen Software-Lösungen zur Verfügung, die integriert in ein umfassendes Konzept eine automatisierte Überwachung von Kryptowährungstransaktionen möglich machen, wie das für Bargeldverkehr undenkbar wäre. Die langfristige Perspektive: Macht die Blockchain Banken überflüssig? Abgesehen von den eher kurzfristigen Erwägungen, ob Banken jetzt in das Krypto-Geschäft einsteigen sollten, gilt es die langfristigen Auswirkungen der Blockchain-Technologie auf die Finanzindustrie als Ganzes abzuschätzen, vor allem die Auswirkungen auf ihren technologischen Kern. Sowohl das Geld- als auch das Kapitalmarktsystem können durch die Blockchain grundlegend verändert werden. Sie hat das Potenzial, die Art und Weise, wie (monetäre) Werte erzeugt, verarbeitet und verteilt werden, so stark zu verändern wie dereinst die Elektrizität die Erzeugung, Verteilung und Verarbeitung von Energie, oder wie die „erste“ Digitalisierung die Erzeugung, Verteilung und Verarbeitung von Informationen verändert haben. Aus technischer Sicht macht die Blockchain in vielen Bereichen Banken überflüssig. Deren Aufgabe, Gelder zu verwahren, zu versenden, den Zahlungsverkehr abzuwickeln und insgesamt als neutrale, vertrauenswürdige Partei zu wirken, deren Konten- und Depotbuchhaltung von allen anerkannt wird, kann prinzipiell eine Blockchain vollständig mit dezentraler Kontoführung und maschinellen Konsensverfahren übernehmen. Auch wenn die Blockchain Banken aus technischer Sicht überflüssig macht, bleiben sie unverzichtbar als Regulierungshubs und makroökonomische Transmissionsriemen, über die sich das gesamte Finanzsystem kontrollieren und steuern lässt. Staaten benötigen Banken weiterhin als Geldwäsche-Verpflichtete, die dafür sorgen, dass Geldwäsche, Terrorismus-Finanzierung und sonstige Straftaten im Sinn des GWG verhindert werden. 42 03 // 2020

Genauso werden sie von Zentralbanken benötigt, die durch das Setzen von geldpolitischen Parametern die Geldschöpfung und Kreditvergabe von Geschäftsbanken beeinflussen und damit für die Stabilität von Wirtschaft und Geld sorgen. Deshalb wird die Bank als in Deutschland im KWG definierte Unternehmensinstitution die technische Revolution überstehen. Nur die Erlaubnistatbestände werden dann vielleicht andere sein – etwa das Verwalten von Kunden-Wallets oder der Betrieb von Euro-Blockchain-Knoten. Die technischen Systeme, mit denen Banken diese Aufgaben bislang ausführen, werden komplett überflüssig. Ähnliches lässt sich für den Kapitalmarktbereich prognostizieren, der heute von aufwendigen und ineffizienten Abstimmungsprozessen zwischen den Beteiligten und deren Systemen bestimmt wird. Eine Blockchain-Infrastruktur, von der alle Beteiligten annehmen, dass sie aktuelle Besitzverhältnisse von Wertpapieren konstatiert, macht auch hier die aktuellen Systeme, Prozesse und einige Beteiligte überflüssig. Die technische Infrastruktur von Banken wird in jedem Fall radikal anders aussehen: Statt Core-Banking- und Wertpapier-Handelssystemen betreiben sie Blockchain-Knoten und bieten die dazu passenden Wallets. Die Parameter für die Geldschöpfung und Kreditvergabe werden von Zentralbanken in die Protokolle der entsprechenden Blockchains programmiert. Kapitalmarkt-Akteure sind über Blockchains vernetzt, die Schnittstellen zu den Geld-Blockchains besitzen. Die Vergabe von Krediten oder der Handel von Wertpapieren werden durch Smart Contracts automatisiert ausgeführt. FAZIT: FRÜHER EINSTIEG IN KRYPTOINDUSTRIE IST SINNVOLL Ob Banken heute in den Kryptomarkt einsteigen, sollte nicht nur vor dem Hintergrund aktueller Chancen und Risiken abgewogen werden, sondern auch im Kontext der langfristigen Entwicklung der Blockchain-Technologie. Selbst wenn die aktuelle Chancen-Risiko-Abwägung für das jeweilige Haus negativ ausfällt, muss es sich überlegen, wie es sich für eine tokenisierte Finanzindustrie rüstet. Der frühe Einstieg in die schon jetzt existierende Kryptoindustrie kann deshalb auch Sinn machen, weil man dort jetzt lernen kann, was eine Bank langfristig technisch an die Spitze bringen kann. Autor Hartmut Giesen, Business Development FinTech, Sutor Bank. 1 Vgl. „die bank“ 07/2015. 03 // 2020 43

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