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die bank 03 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIE TRANSFORMATION

DIE TRANSFORMATION GESTALTEN Für eine nachhaltige und klimagerechte Zukunft Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft kann nur gelingen, wenn die Menschen hinter den Klimazielen stehen und der Wandel sozial gerecht abläuft. Die KfW hat den Anspruch, dafür Verantwortung zu übernehmen. Europa soll bis 2050 klimaneutral werden, also keine Treibhausgase mehr ausstoßen, die nicht kompensiert werden. Deutschland unterstützt das ehrgeizige Ziel, unter anderem mit dem Ende 2019 verabschiedeten Klimaschutzprogramm. Der Förderbank KfW kommt darin eine wichtige Rolle zu. Sie soll nicht nur Vorreiter fördern, die treibhausgasneutrale Technologien entwickeln, sondern den Klimaschutz auch dort voranbringen, wo noch keine großen Erfolge vorzuweisen sind. Die Transformation gelingt nur, wenn Menschen in Deutschland hinter den Klimazielen stehen und der Wandel sozial gerecht abläuft. Die KfW hat den Anspruch, dafür Verantwortung zu übernehmen. Rahmensetzung durch UN, EU und Deutschland Mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und dem Pariser Klimaabkommen hat die Staatengemeinschaft im Jahr 2015 einen verbindlichen internationalen Rahmen für nachhaltige und auf Klimaschutz ausgerichtete Politik gesetzt. Der jüngste Meilenstein auf EU-Ebene ist der European Green Deal, den Ursula von der Leyen im Dezember 2019 als neue EU-Kommissionspräsidentin vorstellte. Ziel des rund 50 Strategien und Maßnahmen umfassenden Plans ist vor allem ein klimaneutrales Europa bis 2050. Ab diesem Jahr sollen netto keine zusätzlichen Treibhausgase mehr in die Erdatmosphäre ausgestoßen werden. Diese europäische Zielsetzung wird von der Bundesregierung ausdrücklich unterstützt. Das Bundeskabinett hatte bereits im Oktober 2019 das Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen und darin zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele über 60 Maßnahmen aufgenommen. Vor allem durch CO2-Bepreisung, Fördermaßnahmen und gesetzliche Standards sollen die deutschen Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zum Jahr 1990 um 55 Prozent sinken. Aus KfW-Sicht ist von besonderer Bedeutung, dass die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzprogramm auch die „Weiterentwicklung der KfW zur transformativen Förderbank zur Unterstützung der Transformation von Wirtschaftssektoren und Finanzmarkt für eine THG-neutrale Zukunft“ skizziert. Dabei werden die Begriffe „Transition“ und „Transformation“ maßgeblich die Diskussionen um Strategien und Instrumente für eine nachhaltige und klimagerechte Zukunft prägen. Was ist hierunter genau zu verstehen? 30 03 // 2020

Transformation und Transition Eine „Transformation“ bezeichnet tiefgreifende strukturelle, paradigmatische Veränderungen, die gleichermaßen technologische, infrastrukturelle, wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Dynamiken umfassen können. Ausgelöst werden Transformationsprozesse u. a. durch neue technische Möglichkeiten (z. B. industrielle Revolution, künstliche Intelligenz) und Veränderungen im Umfeld (besonders weitreichend der Klimawandel). Die damit verbundene Nachfrage nach neuen Lösungen bietet den Ausgangspunkt dafür, dass sich Innovationen aus einzelnen Nischen herausentwickeln und in der Transformation von Wirtschaft (z. B. Photovoltaik im Energiesektor) und Gesellschaft (z. B. soziale Medien) zu tragenden Säulen werden. Typischerweise gewinnen Transformationsprozesse im Zeitablauf an Intensität und gehen mit gesellschaftspolitischen Konflikten einher. Verlauf und Erfolg hängen deshalb wesentlich davon ab, ob sich im Zuge der Transformation eine gesamtgesellschaftlich akzeptierte Zukunftsvision herausbildet. Die wirtschaftlichen und sozialen Chancen müssen dazu in den Mittelpunkt gestellt, Interessengegensätze zwischen Stakeholdern konstruktiv gemanagt und sogenannte „Modernisierungsverlierer“ wirksam in ihrer Weiterentwicklung unterstützt werden. Bis die tiefgreifenden Veränderungen am Markt bzw. in der Gesellschaft etabliert sind, spielen deshalb in der Übergangsphase transitionale Technologien und Politiken eine wichtige Rolle. Dabei gilt es u. a. soziale Härten abzumildern und zukunftsfähige Beschäftigungsalternativen zu schaffen, um alle gesellschaftlichen Gruppen mitzunehmen bzw. die Transition sozial gerecht zu gestalten (Just Transition). Im Hinblick auf die angestrebte Treibhausgas-Neutralität bis zum Jahr 2050 hat die Bundesregierung beispielsweise Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger beschlossen, mit denen die schrittweise Erhöhung des CO2-Preises abgefedert werden soll. Mit ähnlichem Ziel setzt der European Green Deal auf einen Just Transition Mechanism, um die Bevölkerung in den von der Transformation besonders stark betroffenen Regionen zu unterstützen. Aus technologischer Sicht nehmen z. B. erdgasbetriebene Schiffe eine „transitionale“ Rolle ein, weil diese in der Übergangsphase vergleichsweise geringe Treibhausgas-Emissionen verursachen bzw. signifikante Treibhausgas-Minderungen ermöglichen. Transformativ sind hingegen z. B. Photovoltaik und „grüner“ Wasserstoff, der auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird, weil beide Technologien mit der angestrebten Treibhausgas-Neutralität bereits heute vollständig vereinbar sind. Transformation in Richtung Treibhausgas-Neutralität Die Bundesregierung bekennt sich u. a. mit dem deutschen Klimaschutzgesetz vom 12. Dezember 2019 dazu, Treibhausgas-Neutralität bis 2050 als langfristiges Ziel zu verfolgen. Um die Erderwärmung gemäß Pariser Klimaabkommen auf deutlich unter 2°C (bzw. möglichst auf 1,5°C) zu begrenzen, muss Treibhausgas-Neutralität bis 2050 auch weltweit erreicht werden. 03 // 2020 31

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