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die bank 03 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

REGULIERUNG bieten

REGULIERUNG bieten jedoch nicht alle Korrespondenzbanken, und unter Umständen können auch nur bestimmte Umsätze in dieser Form bestätigt werden. Alternativ können zeitliche Informationen aus innertägig versendeten vorläufigen Kontoauszügen (MT942) approximiert werden. Diese sind in der Regel vollständig, da sie meist wie die Tagesendkontoauszüge aus dem Hauptbuch generiert werden. Falls beides zur Wahl steht, ist meist eine klassische Abwägung zwischen Genauigkeit (MT900/910) und Vollständigkeit (MT942) erforderlich. Da einige Korrespondenzbanken durchaus einen Listenpreis von ein € pro MT-Nachricht verlangen, sollte man sich auf Preisverhandlungen einstellen. Sind alle Daten verfügbar, fehlt nur noch eine Anwendung, die die Daten zu fertigen Berichten verarbeiten kann. Selbstredend behaupten etliche Anbieter, ihre Anwendungen würden die Anforderungen vollumfänglich abdecken. In Abwesenheit einer verbindlichen regulatorischen Vorgabe bedeutet das aber in der Regel nur, dass die Interpretation der Anforderungen durch die bisherigen Kunden des Anbieters vollumfänglich abgedeckt wird. Hier lohnt es sich also genau hinzuschauen, ob sich die eigenen Anforderungen und die Möglichkeiten der angebotenen Softwarelösungen decken. Der erste Blick Ist eine Anwendung dann schließlich vorhanden und sind die Liefersysteme angebunden, eröffnet sich der Blick in die Innertageswelt. Allerdings hat der erste Blick auf den innertägigen Saldoverlauf auf Korrespondenzbankkonten das Potenzial, unangenehm zu sein. Denn auch, wenn sich die fälligen Verbindlichkeiten und fälligen Forderungen eines Tages gegenseitig aufheben, wäre es ein außerordentlicher Zufall, wenn sich die damit verbundenen Zahlungen gleichmäßig über den Tag verteilten. Eher ist es so, dass entweder Ausgänge tendenziell zeitlich vor den Eingängen liegen und der Saldo zwischendurch deutlich ins Minus rutscht. Oder umgekehrt die Eingänge tendenziell vor den Ausgängen liegen und der Saldo deutlich ins Plus rutscht. Wenn Minus-Stände nur aufgrund von unverbindlichen, nicht zugesagten Kreditlinien möglich sind, bedeutet das nichts anderes, als dass die Ausführung der eigenen Zahlungen im Ermessen der Korrespondenzbank liegt. Die naheliegende Idee, solche unverbindlichen Kreditlinien gegen einen Obolus in eine verbindlich zugesagte Linie umzuwandeln, weicht schnell der bitteren Erkenntnis, dass dies – zumindest im angelsächsischen Raum – von keiner Korrespondenzbank angeboten wird. Risiko fürs Risikomanagement Damit ist das Risikomanagement in der misslichen Situation, dass die Höhe der verfügbaren Liquidität – und damit auch das Innertagesliquiditätsrisiko – im Wesentlichen von der guten Beziehung der Steuerungseinheiten mit der jeweiligen Korrespondenzbank abhängen. Dies führt zurück zu einer der Eingangsfragen, ob es ein Problem ist, sich auf unverbindliche Kreditlinien für die Ausführung von Zahlungen zu verlassen. In normalen Zeiten wird die Antwort darauf vermutlich eine andere sein als in Krisenzeiten, wenn die Liquidität knapper und das Misstrauen zwischen Banken größer wird. Geht man davon aus, dass in Krisenzeiten alle unverbindlichen Kreditlinien gestrichen werden, gelangt man zur nächsten der Eingangsfragen: Ist es ein Problem, wenn Zahlungen nicht direkt ausgeführt werden können, sondern erst am Tagesende? Die Antwort hier ist allerdings nicht ja oder nein. Vielmehr geht es darum zu identifizieren, für welche Zahlungen dies ein Problem ist und für welche nicht. 32 03 // 2019

REGULIERUNG der Eingangsfragen: Ist es ein Problem, wenn sich innertägig ein Überschuss an Liquidität bei einer Korrespondenzbank ansammelt? Aus Sicht des Liquiditätsrisikos sicherlich nicht. Alle Zahlungen – ob zeitspezifisch oder nicht – können jederzeit ausgeführt werden und man ist nicht auf das Ermessen der Korrespondenzbank angewiesen. Andererseits entspricht ein hoher positiver Saldo einer großen Forderung gegenüber der Korrespondenzbank, an der ein entsprechend hohes Kreditrisiko hängt. Ist der Saldo bis zum Tagesende wieder abgebaut, schlummert hier ein innertägiges Kreditrisiko, das sich in den üblichen Betrachtungen nicht widerspiegelt. Diese Konstellation tritt in der aktuellen Liquiditätssituation zum Beispiel dann auf, wenn für die überschüssige Liquidität in einer Fremdwährung am Tagesende eine weitestgehend kreditrisikolose Over Night Facility der entsprechenden Zentralbank genutzt wird, während die Liquidität innertägig auf dem Konto bei einer Korrespondenzbank in der entsprechenden Währung liegt. Betritt man die Innertageswelt, scheint man nur die Wahl zwischen einem innertägigen Liquiditätsrisiko oder einem innertägigen Kreditrisiko zu haben – einem Thema, dem die Aufsicht bislang noch keine Aufmerksamkeit geschenkt hat. FAZIT Die Betrachtung der innertägigen Liquidität ist ein spannendes und für die meisten Institute neues Gebiet und wird von der Aufsicht zunehmend erwartet. Die Erfüllung von BCBS 248 ist hierbei das Eingangstor. Welche Schlüsse und Konsequenzen aus den gewonnenen, durchaus interessanten Erkenntnissen zu ziehen sind, sollte sowohl Banken als auch die Aufsicht in den kommenden Jahren beschäftigen. Ein wichtiger Fokus der Monitoring Tools ist daher auch die Identifikation der zeitspezifischen und anderweitig kritischen Zahlungen – also jener Zahlungen, die nach Markt-Usancen vor einem bestimmten Zeitpunkt am Tag ausgeführt werden müssen (z. B. CLS-payins vor 12 Uhr MEZ). Das Ausbleiben solcher Zahlungen kann bei anderen Marktteilnehmern zu dem Eindruck führen, die entsprechende Bank sei in Liquiditätsnöten. Infolgedessen könnten sie selbst Zahlungen an diese Bank zurückhalten und den Liquiditätsengpass vergrößern. Das gilt im Übrigen unabhängig davon, ob die Bank initial tatsächlich in Liquiditätsnöten war. Die Liquidität muss also innertägig zu bestimmten Zeitpunkten für bestimmte Zahlungen verfügbar sein. Die entgegengesetzte Situation, dass die Eingänge vor den Ausgängen liegen und sich ein hoher positiver Saldo aufbaut, führt zur letzten Autoren Dr. David Lamouroux ist Senior Consultant bei der Basycon Unternehmensberatung GmbH und aktuell als Projektleiter eines BCBS 248-Projekts bei einer deutschen Großbank tätig. Der promovierte Physiker ist auf regulatorische und aufsichtliche Projekte im Risikocontrolling von Banken spezialisiert. Stefan Mainz ist Partner im gleichen Unternehmen. Der studierte Informatiker ist seit über 20 Jahren in der Managementberatung tätig und begleitet Banken und Großunternehmen bei der Digitalisierung ihrer Prozesse und der Einführung komplexer Softwaresysteme. 03 // 2019 33

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