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die bank 03 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT fi ANZAHL

ó FINANZMARKT fi ANZAHL WIKIFOLIOS UND INVESTIERTES VOLUMEN STEIGEN DEUTLICH ” 1 3.500 450 3.000 400 350 Investierbare Wikifolios 2.500 2.000 1.500 1.000 300 250 200 150 Investiertes Kapital in £m 100 500 Investierbare Wikifolios Investiertes Kapital in € 50 0 0 7/1/2012 9/1/2012 11/1/2012 1/1/2013 3/1/2013 5/1/2013 7/1/2013 9/1/2013 11/1/2013 1/1/2014 3/1/2014 5/1/2014 7/1/2014 9/1/2014 11/1/2014 1/1/2015 3/1/2015 5/1/2015 7/1/2015 9/1/2015 Quelle: Wikifolio.com. 8 diebank 03.2016

FINANZMARKT ó Neue Anlagekonzepte dank der Weisheit der Masse SCHWARMINTELLIGENZ Social-Trading-Plattformen entwickeln sich zu einem neuen Anlagesegment und ermöglichen es Kapitalanlegern, von der Weisheit der Masse anderer Investoren zu profitieren. Banken, Plattform-Betreibern und Asset Managern bietet sich im wettbewerbsintensiven Fondsgeschäft die Chance, durch die Entwicklung geeigneter, auf der Weisheit der Masse basierender Produktlösungen einen breiten Anlegerkreis anzusprechen. Dadurch können womöglich auch diejenigen Anleger von der verteilten Intelligenz der Social-Trading-Portfolios profitieren, die bisher keinen aktiven Zugang zum Kapitalmarkt finden, jedoch über große Anlagesummen verfügen, die es in der aktuellen Niedrigzinsphase anzulegen gilt. Timo Defren | Gösta Jamin | Manuel Zieger Keywords: Social Trading, Anlageprodukte, Produktinnovation Die Digitalisierung und die Entwicklung sozialer Medien schaffen die Voraussetzungen dafür, dass eine große Zahl von Menschen miteinander in Kontakt treten, sich austauschen und zusammenarbeiten kann.Dadurch ergibt sich die Chance, dass potenziell alle Teilnehmer sozialer Plattformen vom verteilten Wissen aller anderen Teilnehmer profitieren können und nicht mehr ausschließlich vom exklusiven Wissen von Experten abhängen. Dieses Prinzip wurde in den letzten Jahren in vielen Lebensbereichen umgesetzt. Beispiele sind das Online-Lexikon Wikipedia, Bewertungsportale von Hotels oder Produkten sowie Crowdinvesting-Plattformen zur Finanzierung neuer Geschäftsmodelle. Soziale Medien konnten sich in vielen Bereichen deshalb so schnell durchsetzen, weil die Nutzer einen klaren Vorteil erkannten, nämlich vom Wissen, den Erfahrungen und dem Urteilsvermögen anderer User profitieren zu können. Die sozialwissenschaftliche Forschung konnte bereits vor dem Entstehen des Internets das Phänomen der Weisheit der Masse nachweisen. Dieses besagt, dass große Gruppen von Laien in vielen Fällen bessere Entscheidungen und Prognosen treffen können als Experten. Wichtig ist die Einschränkung, dass dies nicht für jeden Einzelnen gilt, sondern nur für den Durchschnitt großer Gruppen. Internet und soziale Medien vereinfachen in erheblichem Umfang die Vernetzung großer Gruppen und ermöglichen daher die Übertragung dieses Prinzips auf zahlreiche Anwendungsbereiche. Social Trading Im Bereich der Kapitalanlage entwickeln sich seit einigen Jahren Social-Trading-Plattformen. Diese bieten die Möglichkeit, Portfolios nachzubilden, die von professionellen Vermögensverwaltern, von Börsenverlagen, aber auch von erfahrenen Privatinvestoren gemanagt werden. Anleger haben auf diesen Plattformen die Möglichkeit, in die aufgelegten Portfolios zu investieren und auf diese Weise von der Expertise des Portfolio-Verwalters zu profitieren. Für Kapitalanleger stellt sich die Frage, ob sie durch eine Anlage in solche Portfolios von der Weisheit der Masse profitieren können. Dies wäre der Fall, wenn eine große Gruppe von Portfolios auf einer solchen Plattform im Durchschnitt ein besseres Anlageergebnis als relevante Vergleichsindizes erzielen kann bzw. wenn Anleger im Aggregat in der Lage sind, überlegene Anlagestrategien zu identifizieren. Für Asset Manager stellt sich die Frage, ob sich neue Anlagelösungen schaffen lassen, die es möglichst vielen Anlegern ermöglichen, von der Weisheit der Masse anderer Kapitalanleger zu profitieren. Für die Branche wäre das eine bedeutende Produktinnovation, da in den vergangenen Jahren große Anlagesummen in passiv gemanagte Anlagelösungen wie ETFs geflossen sind und die Mehrheit der Fondsmanager seit langem dafür kritisiert wird, mit aktiv gemanagten Produkten eine – gemessen an Vergleichsindizes – unterdurchschnittliche Performance zu erzielen. Beide Fragestellungen untersuchten wir am Beispiel Wikifolio. Funktion der Plattform Diese Social-Trading-Plattform wird von Österreich aus betrieben und ermöglicht es erfahrenen Privatanlegern, professionel- 03.2016 diebank 9

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