Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 03 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

NACHFRAGE NACH

NACHFRAGE NACH BÜRGSCHAFTEN STEIGT Banken erweitern Angebot ó Die deutschen Bürgschaftsbanken vergaben im letzten Jahr Bürgschaften und Garantien in Höhe von fast 1,1 Mrd. € an über 6.600 kleine und mittelständische Betriebe. So konnten die Unternehmen Kredite und Beteiligungen über mehr als 1,6 Mrd. € aufnehmen. Das waren rund vier Prozent mehr als im Vorjahr, wie der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB) mitteilte. Die Bürgschaftsbanken hätten ihr Angebot erweitert, um passgenaue Finanzierungen anbieten zu können, erläuterte der VDB-Vorsitzende Guy Selbherr. Ein Beispiel dafür sind die neuen Agrar-Bürgschaften, die seit letztem Herbst Finanzierungen für Landwirtschaft und Gartenbau erleichtern. Zahlreiche Bürgschaften wurden bereits zugesagt. Die Mittel kommen aus dem EU-Programm COSME, das vom Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) der Europäischen Kommission gefördert wird. Der Europäische Investitionsfonds (EIF) übernimmt eine Rückbürgschaft. So können in den nächsten drei Jahren Bürgschaften über insgesamt 400 Mio. € vergeben werden, was wiederum ein Kreditvolumen von rund 670 Mio. € ermöglicht. Die Bürgschaftsbanken machen sich unter anderem für die Energiewende stark. Energieeinsparungen über mindestens 25 Prozent durch Contracting-Vorhaben können seit Anfang des Jahres mit Contracting-Bürgschaften besichert werden. Dafür wurde der Bürgschaftshöchstbetrag von 1,25 auf 2 Mio. € angehoben. TREASURER MÜSSEN ABSICHERN Risiko Wechselkurse ó Gut ein Jahr nach der Entscheidung der Schweizer Nationalbank, die Wechselkursbindung des Franken an den Euro aufzuheben, steht die Absicherung gegen Währungsrisiken weiter klar oben auf der Risiko-Agenda deutscher Unternehmen. Für mehr als die Hälfte der Unternehmens-Treasurer und Banker stehen neben dem professionellen Management von Währungsrisiken entsprechende Hedging- Strategien im Fokus des Risikomanagements. Zinsrisiken spielen in Unternehmen eine geringere Rolle als in Banken. Auch Unternehmen sollten aber die Zinsentwicklung genau im Auge behalten und Modelle zur Berechnung des Zinsrisikos implementieren, raten die Autoren der diesen Erkenntnissen zugrunde liegenden Studie von Schwabe, Ley und Greiner (SLG). Fast jedes zweite Unternehmen und die meisten Banken nennen an zweiter Stelle die Steuerung des Kontrahenten-Risikos als wichtigstes Thema im Asset Management. Im Bereich Treasury beschäftigt zwei Drittel der befragten Unternehmen vor allem die Dauerbrenner-Frage nach der richtigen Liquiditätsplanung und dem damit verbundenen Berichtswesen. Als vordringlich werden auch die Themen Cash Management und sicherer Zahlungsverkehr betrachtet. Die zuletzt bekannt gewordenen Hackerangriffe auf Finanzabteilungen von Unternehmen haben die Anforderungen an sicheren Zahlungsverkehr noch verstärkt, heißt es in der SLG-Studie. TRENDS UND HANDLUNGSBEDARF IM BANKING: DIE „COO-AGENDA 2020“ Kostenmanagement ist eine Daueraufgabe ó Der Chief Operating Officer (COO) ist eine der zentralen Figuren der modernen Bankorganisation. Vor dem Hintergrund von Digitalisierung, Regulatorik und Rentabilitätsdruck lastet auf seinem Tätigkeitsfeld großer Handlungsdruck. Gefragt sind vor allem Einsparungen, also setzen viele COOs auf eine erhebliche Optimierung und Professionalisierung des Kostenmanagements. Das auf die Finanzindustrie spezialisierte Beratungshaus Zeb hat für seine „COO-Agenda 2020“ 50 Chief Operating Officer namhafter europäischer Banken befragt und daraus Trends sowie Handlungsbedarf im Banking abgeleitet. Natürlich steht auch darin das Thema Digitalisierung wieder ganz weit vorne. Während andere Branchen schon lange die Vorteile z. B. von Self-Service-Angeboten nutzen, haben zwar fast alle Banken deren Bedeutung für den Kunden erkannt, hinken bei der Realisierung aber hinterher. Zur Erhöhung dieser Quoten fehlt nach den Ergebnissen der Studie die Basis. Prozesse müssen automatisiert werden, papierhafte Formulare abgeschafft. Jedoch scheuen Banken bislang die für die Erneuerung ihrer technologischen Plattformen notwendigen Investitionen. Mittelfristig sind sie aber unumgänglich, um im Wettbewerb zu be- stehen, Kunden zu gewinnen und diese zu binden. Die Übernahme von Teilen der Wertschöpfungskette durch den Kunden substituiert Aufgaben, die zuvor im Middle- oder Back Office angesiedelt waren. Das verändert die Perspektiven der Mitarbeiter: Wo einfache Tätigkeiten künftig automatisch ablaufen oder durch den Kunden selbst vorgenommen werden, bleiben nur komplexe Prozesse, Spezialfälle und der 2nd-Level-Support von Kundenanfragen als Tätigkeitsfeld bestehen. Zeb rechnet damit, dass die Bankenindustrie einen massiven Rückgang des Mitarbeiterbedarfs in diesen Bereichen verzeichnen wird. Potenziale zur Kostensenkung sehen die COOs auch in einem verbesserten Kapazitäts- und Providermanagement sowie in einer Optimierung der Aufbauorganisation. Ein weiterer interessanter Punkt ist die wachsende Dynamik. Die Zahl der Initiativen und Projekte, für die sie verantworlich sind, ist bei 90 Prozent der befragten COOs in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die Anforderungen des „immer mehr und immer schneller“ stelle COOs wie andere Führungskräfte vor enorme Herausforderungen. 80 Prozent gehen davon aus, dass sich die Situation sogar noch verschärfen dürfte. 36 diebank 03.2016

Betriebswirtschaft Kompakt BERATUNGSQUALITÄT FÜR FIRMENKUNDEN Noch Potenzial nach oben ó Die allgemein bekannten Schwierigkeiten stellen die Bankenbranche vor große Herausforderungen. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss sich beispielsweise an veränderte Kommunikations- und Vertriebswege anpassen. Mehr noch: Die Bank der Zukunft müsse es schaffen, diese Anpassungen zu leisten und gleichzeitig das wesentliche Differenzierungsmerkmal zu bieten, das Banken im Wettbewerb besitzen: eine kunden- und bedarfsgerechte Beratungsqualität, heißt es in einer Analyse des Instituts für Vermögensaufbau. Das IVA untersucht seit Jahren die Beratungsqualität deutscher Institute im Retailbereich und hat seine dabei erworbene Expertise nun auf das Firmenkundengeschäft ausgeweitet. Die Beratungsqualität im Firmenkundengeschäft wurde flächendeckend in zahlreichen Geldinstituten mithilfe qualifizierter Testkunden untersucht. Diese bescheinigten den Bankberatern durchweg gute Erstgespräche – verglichen mit der Privatkundenberatung. Bemängelt wurde aber, dass nur selten Empfehlungen erfolgten, die über den Zahlungsverkehr hinausgehen. Schon eine Terminvereinbarung gestalte sich schwierig und im Vorfeld nähmen die Banken nur wenige Daten auf, um sich auf den Termin vorzubereiten. Die Gespräche selbst würden nur selten einem roten Faden folgen. Visualisierungshilfen fehlten häufig. Den meisten Beratern ginge es anscheinend nur um die Kontoeröffnung, stellten die IVA-Tester fest. DEUTSCHLAND BELIEBT FÜR M&A-DEALS Chinesische Shoppingtour ó Deutschland bleibt das bevorzugte Investitionsziel chinesischer Unternehmen in Europa. 36 deutsche Unternehmen wurden 2015 von chinesischen Investoren gekauft, mit 34 Transaktionen liegt Großbritannien knapp dahinter. Der Verkauf der britischen Telefonica-Tochter O2 an Hutchison (Wert: 15,4 Mrd. US-$) war zugleich der größte M&A-Deal des Jahres. Zweitgrößter Zukauf in Europa war nach Informationen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY die Übernahme des italienischen Reifenkonzerns Pirelli durch ChemChina, gefolgt vom Kauf des Schweizer Flugzeug- und Airportdienstleisters Swissport durch die HNA Group. Nur für zwölf der in Deutschland getätigten Käufe gibt es Angaben zum Kaufpreis. Die größte Transaktion 2015 war die Übernahme der Privatbank Hauck & Aufhäuser durch den Mischkonzern Fosun. Dieser Deal steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden. Anfang dieses Jahres fand die bislang größte Komplettübernahme eines deutschen Unternehmens durch einen chinesischen Käufer statt: Der Maschinenbauer Krauss-Maffei ging für 925 Mio. € an ChemChina. MEHRHEIT GEGEN EINE BEGRENZUNG Freier Umgang mit Bargeld ó Sechs von zehn Deutschen sind gegen eine Obergrenze für Bargeldzahlungen, ergab eine Umfrage im Auftrag des Bankenverbands. 91 Prozent der Befragten lehnen eine vollständige Abschaffung des Bargelds ab. Auf die Frage, wie sie es fänden, wenn größere Geldbeträge – etwa ab 1.000 € – nicht mehr bar bezahlt werden könnten, antworten 58 Prozent „nicht so gut“ oder „schlecht“. 37 Prozent stehen dem Vorschlag positiv gegenüber. Das Ergebnis zeige deutlich, wie viele Emotionen die Bürger mit dem Bargeld verbinden, erklärte BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Obwohl bereits seit Jahrzehnten bargeldlose Bezahlverfahren zur Verfügung stünden, würde auch heute noch mehr als die Hälfte aller Waren und Dienstleistungen in Deutschland bar bezahlt. Gerade viele kleine Unternehmen bevorzugten für die Abwicklung ihrer Geschäfte weiterhin Bargeld. Dabei ist nicht jede Form des Bargelds gleich beliebt. Auf die Frage, ob sie für oder gegen eine Abschaffung der 500-Euro-Banknote seien, spricht sich eine relative Mehrheit von 45 Prozent für die Abschaffung aus. Nur ein Drittel ist dagegen. Noch deutlicher ist das Ergebnis bei den 1- und 2-Cent Münzen: 62 Prozent der Bundesbürger befürworten eine Abschaffung der kleinen Münzen mit quasi keiner Kaufkraft. 03.2016 diebank 37

die bank