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die bank 03 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BERUF & KARRIERE 2

ó BERUF & KARRIERE 2 Instrumentierter Bonusanteil und Handelsergebnis Relatives Handelsergebnis (unerklärter Anteil) Variabilität des realtiven Handelsergebnisses (unerklärter Anteil) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 0,0 0,2 0,4 0,6 Bonusanteil (instrumentiert) 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 Bonusanteil (instrumentiert) ist mit durchschnittlich acht Prozent eher gering. Demgegenüber weisen die Kapitalmarktsparten einen durchschnittlichen Bonusanteil von 23 Prozent auf. In fast allen Banksegmenten sind vereinzelt jedoch auch Werte von über 90 Prozent zu beobachten. Die Vergütung in den Kapitalmarktbereichen gehört im Durchschnitt zu den höchsten innerhalb einer Bank. Neben der durchschnittlichen Höhe des Bonusanteils ist auch dessen Schwankung in den Kapitalmarktsparten besonders hoch. Ein Vergleich der Höhe der Bonuszahlungen vor und während der Krise zeigt, dass die Bonuszahlungen an Mitarbeiter der Kapitalmarktsparten erwartungsgemäß im Vorkrisenzeitraum deutlich höher waren. Im Krisenzeitraum fielen die Bonuszahlungen im Durchschnitt um rund 40 Prozent niedriger aus. Alles in allem hat die Krise somit zu erheblichen Anpassungen in den Vergütungsniveaus der Bankangestellten geführt. Dies ist umso überraschender, da sich die Handelserträge im Krisenzeitraum 2008 bis 2011 gegenüber dem Vorkrisenzeitraum 2004 bis 2007 nicht verringert haben. Da die operativen Erträge die Rückgänge in den Bonuszahlungen folglich nicht erklären können, sind externe Eingriffe in das Bonussystem im Krisenzeitraum eine wahrscheinliche Ursache für die gesunkenen Bonuszahlungen. Um Rückschlüsse darüber ziehen zu können, inwiefern diese Anpassungen sinnvoll waren, müssen jedoch zunächst die Auswirkungen der Anreizstruktur auf die Handelsergebnisse eingehender betrachtet werden. Höhe und Variabilität der Erträge steigen aufgrund hoher Bonuszahlungen Die klassische Regressionsanalyse bildet lediglich Wechselwirkungen ab, hat jedoch keine eindeutig kausale Interpretation: So führen z. B. höhere Handelsprofite in der Regel zu höheren Bonuszahlungen, was einer umgekehrten Kausalität entspricht. Um die Auswirkungen von exogen höheren Bonuszahlungen auf Profitabilität und Risiko korrekt zu erfassen, bedarf es einer Instrumentenvariablen-Schätzung. Diese erklärt im ersten Schritt die Bonusvariation durch exogene Variablen und stellt erst in einem zweiten Schritt den Zusammenhang mit den Handelsergebnissen und deren Variabilität her. Als sogenanntes Instrument wird die Höhe der Bonuszahlungen in anderen Bankbereichen wie z. B. dem Retail-Banking (siehe S.69) verwendet, die als Maß für die Stärke der bankspezifischen Bonuskultur dient. Die kausale Analyse zwischen der Bonuskultur einer Bank und den Erträgen im Kapitalmarktgeschäft zeigt, dass höhere Bonuszahlungen im Durchschnitt ein höheres Handelsergebnis zur Folge haben. Bei höheren Bonuszahlungen steigt aber gleichzeitig die Variabilität des Handelsergebnisses. Grafisch verdeutlicht wird dies in ” 2 durch den positiven Anstieg der Punktwolken. Der Zusammenhang lässt sich sowohl für die Vorkrisenperiode als auch für den gesamten Untersuchungszeitraum beobachten, wenngleich der Effekt im Vorkrisenzeitraum besonders stark ausfällt. Während ein höheres Handelsergebnis im Interesse der Bankeigentümer liegt, gilt dies nicht für eine höhere Schwankung des Handelsergebnisses – insbesondere, wenn der relevante Ertrag ein systematisches Risiko enthält. Aus der getrennten Betrachtung der dargestellten Ergebnisse lassen sich folglich noch keine Rückschlüsse auf optimale Vergütungsstrukturen ziehen. Maximale Wertschöpfung und optimales Bonussystem Um den Ertragseffekt und den Risikoeffekt gegeneinander abzuwägen, müssen somit beide Kenngrößen zusammengeführt werden, wozu der klassische NPV (net present value) oder Wertschöpfungsbegriff der Investitionsrechnung dient. Anders als bei normalen Unternehmen bedeutet jedoch die extrem hohe Fremdfinanzierung von bis zu 98 Prozent im Handelsgeschäft der Banken, dass die Maximierung der Wertschöpfung identisch mit ei- 68 diebank 3.2015

BERUF & KARRIERE ó ner Maximierung der sogenannten Sharpe-Ratio ist. Diese ist definiert als Quotient der Höhe der Handelserträge und der Schwankung der Handelserträge (gemessen anhand der Standardabweichung). Dieses Maß setzt somit die Höhe der Erträge ins Verhältnis zu den diesen Erträgen zugrunde liegenden Risiken. Aus ökonomischer Sicht ist das Bonussystem einer Bank dann optimal, wenn es die Sharpe-Ratio der Handelserträge maximiert, d. h. im Optimum sollte kein messbarer systematischer Effekt der Bonuskultur der Banken auf die Sharpe-Ratio zu beobachten sein. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch: Lassen sich signifikante Einflüsse der Bonuskultur auf die Sharpe-Ratio beobachten, ist die Vergütungsstruktur im Bankensystem nicht optimal. ” 1 stellt die untersuchten Kombinationen von Bonusanteil und Sharpe-Ratio in einem Koordinatensystem dar. Die schwarzen Rhomben repräsentieren dabei den Vorkrisenzeitraum, die grauen Punkte den Krisenzeitraum. Es wird deutlich, dass sich für den Vorkrisenzeitraum ein deutlich negativer Zusammenhang zwischen der Höhe der Bonuszahlungen (bzw. dem Bonusanteil) und der Sharpe-Ratio beobachten lässt. Dies bedeutet, dass ein höherer Bonusanteil mit einer niedrigeren Sharpe-Ratio einhergeht; folglich war die Vergütung in diesem Zeitraum exzessiv hoch. Wird hingegen der Krisenzeitraum betrachtet, so lässt sich ein leicht positiver Anstieg beobachten. Da dieser jedoch nicht signifikant von null verschieden ist, lassen sich für diese Periode keine Rückschlüsse auf eine suboptimale Anreizstruktur ziehen. Insgesamt führen diese Befunde zu dem Schluss, dass die gesunkenen Bonuszahlungen im Krisenzeitraum 2008 bis 2011 den negativen Einfluss exzessiver Bonusanreize im Vorkrisenzeitraum 2003 bis 2007 weitgehend eliminiert haben. Fazit Aus der Analyse lassen sich vier zentrale Erkenntnisse ableiten: Erstens, die Bonuszahlungen in den Kapitalmarktbereichen sind im Krisenzeitraum deutlich zurückgegangen, während sich die Handelserträge der Banken im gleichen Zeitraum kaum verändert haben. Zweitens, sowohl die Höhe als auch die Variabilität des Handelsergebnisses korrelieren positiv mit den Anreizstrukturen. Dieser Effekt ist im Vorkrisenzeitraum besonders stark ausgeprägt. Drittens, der beobachtete Zusammenhang hat eine kausale Interpretation, wenn man die Stärke der Anreize in anderen Bankbereichen als Ausdruck einer bankweiten Bonuskultur interpretiert: Sowohl die Höhe als auch die Variabilität des Handelsergebnisses steigen in den (instrumentierten) Bonuszahlungen im Kapitalmarktbereich. Viertens, die höheren Anreize im Vorkrisenzeitraum liefen dem Ziel der Maximierung der Wertschöpfung zuwider, da sie die Sharpe-Ratio des Handelsergebnisses nicht maximierten. Im restriktiveren Bonusregime während der Krisenjahre waren die Anreizstrukturen hingegen einer Maximierung der Wertschöpfung deutlich näher. Anreizsysteme sollten so gestaltet werden, dass sie den Trade off zwischen Profitabilität und Risikonahme optimieren. Da der Trade off jedoch in der Praxis schwierig zu quantifizieren ist, sind regulatorische Eingriffe als problematisch zu werten. Ob beispielsweise die von der EBA verfolgte Deckelung der Boni ab einem arbiträren Schwellenwert von 100 Prozent für alle Banken optimal im Sinne der Wertschöpfung ist, bleibt höchst fraglich. fl Alles in allem hat die Krise zu erheblichen Anpassungen in den Vergütungsniveaus der Bankangestellten geführt. Die Vorschläge der Bank of England, die variablen Zahlungen stärker an der langfristigen Profitabilität von Banken auszurichten, sind grundsätzlich positiv zu bewerten. Doch wird hier die Frage nach der Höhe der variablen Leistungsvergütung vollständig den Banken und deren Anteilseignern überlassen, was ein erneutes Auftreten von exzessiven Boni nicht unbedingt verhindern kann. Alternativ zu direkten Eingriffen in die Vergütungssysteme der Banken bieten sich zwei regulatorische Maßnahmen an, die einfacher umzusetzen und erfolgversprechender sind. Aufsichtsbehörden könnten höhere Eigenkapitalanforderungen an Banken stellen, denn nur wenn Anteilseigner maßgeblich am Bankenkapital beteiligt sind, kann erwartet werden, dass diese ein Anreizsystem implementieren, das auch im Einklang mit dem gesellschaftlichen Interesse steht. Ein weiteres Ziel sollte die Offenlegung aller Bilanzpositionen in nicht-aggregierter Form sein, wie dies schon bei Fondsgesellschaften der Fall ist, um eine umfassende Transparenz zu garantieren, die vom Bilanzierungsrecht nicht einmal annähernd erbracht wird. Solche Offenlegung aller einzelnen Bankpositionen würde zu einer stärkeren öffentlichen (externen) Kontrolle und Beurteilung von Bankrisiken führen, was langfristig zu einer korrekteren Bewertung am Markt, besserer Governance und auch zu besseren Anreizsystemen führen dürfte. Autoren: Matthias Efing (Universität Genf und Swiss Finance Institute), Florian Frank (Towers Watson), Harald Hau (Universität Genf und Swiss Finance Institute), Patrick Kampkötter (Universität zu Köln), Johannes Steinbrecher (ifo Institut, Niederlassung Dresden). 1 Die Ergebnisse gehen auf eine Studie zu den Bonuszahlungen in Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zurück, vgl. Efing, M./Hau, H./Kampkötter, P./Steinbrecher, J.: Incentive pay and bank risk-taking: Evidence from Austrian, German, and Swiss banks, Journal of International Economics (im Erscheinen). 2 Siehe z. B. FCIC: Financial Crisis Inquiry Report: Final Report of the National Commission on the Causes of the Financial and Economic Crisis in the United States oder FSA (2010): Effective Corporate Governance, Financial Service Authority Consultation Paper, Nr. 10/03, 2011. 3 Larkin, I.: The cost of high-powered incentives: Employee gaming in enterprise software sales, Journal of Labor Economics, 32 (2, 2014), S. 199-227. 3.2015 diebank 69

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