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die bank 03 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó IT & KOMMUNIKATION

ó IT & KOMMUNIKATION Revolution durch Industrie 4.0 Die nächste große technologische Welle lässt also nicht lange auf sich warten und wird insbesondere von großen IT-Dienstleistungsunternehmen aktiv mitgestaltet. So hat beispielsweise die GFT Technologies AG im Jahr 2011 mit CODE_n eine internationale Plattform für digitale Innovatoren und wegweisende Start-ups mit dem Ziel aufgesetzt, außergewöhnliche Geschäftsideen zu fördern, die Gründer mit etablierten Unternehmen in Dialog zu bringen und in diesem Kraftfeld Innovationen anzuregen. Für den nächsten Innovationswettbewerb, der traditionell im Rahmen der CeBIT stattfindet, wurden Start-ups gesucht, die Geschäftsmodelle für das Internet der Dinge entwickelt haben. „Die digitale Wirtschaft hat die Anforderungen an Unternehmen, wie sie mit dem Thema Innovation umgehen, grundlegend verändert. Es entstehen völlig neue Konstellationen, neue Innovations- Ökosysteme“, sagt Ulrich Dietz, Initiator von CODE_n und Vorstandsvorsitzender der GFT Group. Gerade die Schnittstelle zwischen jungen und etablierten Unternehmen verspreche enorme Potenziale. Start-ups bringen Dynamik, Mut und neue Impulse in die Innovationsbeziehung mit ein. Bei den großen Konzernen sind es Know-how, Finanzkraft und professionelle Strukturen zur Skalierung der Geschäftsideen. „All das bleibt aber graue Theorie, wenn sie nicht voneinander erfahren“, so Dietz. Diese Maxime verfolgt auch Frank Schwab, CEO der Fidor TecS AG und Grünvernetzt und können über das Internet untereinander Informationen austauschen und verarbeiten. Diese Vernetzung und Kommunikation internetfähiger Geräte – von Fabrikmaschinen bis zum Kühlschrank – hat ein gewaltiges Potenzial. Die Zahl der Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, wird voraussichtlich schon 2015 auf rund fünf Milliarden anwachsen. Bis 2020 werden es schätzungsweise sogar 25 Milliarden vernetzte Dinge sein. „Unterstützt wird die Entwicklung durch sinkende Hardware-Preise, steigende globale Vernetzung, wachsende Computerkapazitäten und Cloud Computing. Wichtigster Treiber dürfte aber die enorme Ausbreitung internetfähiger Smartphones sein sowie die Bereitschaft der Menschen, ständig erreichbar zu sein“, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktexperte bei Fidelity Worldwide Investment. Die meisten Smartphones sind heutzutage deutlich leistungsstärker als der durchschnittliche PC vor einem Jahrzehnt. Zu den Profiteuren des Internet of Things zählen zum einen die Hardware- Hersteller, zum anderen aber vor allem jene Unternehmen, die dank spezieller Anwendungen und innovativer Entwicklungen in ihrer jeweiligen Branche Vorteile gegenüber den Wettbewerbern haben. Der koreanische Konzern Samsung spielt bereits heute eine zentrale Rolle beim Industrial Internet. Er ist nicht nur einer der führenden Smartphone-Hersteller, sondern auch konkurrenzlos in der Vielfalt seiner Technikprodukte. Das Unternehmen hat gerade die erste Waschmaschine mit WLAN-Zugang entwickelt, geriert sich bei der Entwicklung von „Smart Devices“, die sich miteinander vernetzen lassen und damit den technologischen Fortschritt deutlich vorantreiben, als richtungsweisend. Untersuchungen von Parks Associates zum Internet der Dinge gehen bereits für das laufende Jahr 2015 von einem rapiden Wachstum im Smart-Home-Segment aus. Demnach beabsichtigen 37 Prozent der US-amerikanischen Haushalte mit Breitbandanschluss, in diesem Jahr ein oder mehrere intelligente Geräte zu kaufen. Die zunehmende Akzeptanz von intelligenten Geräten wird auch die Wichtigkeit von Interoperabilität und schnellerer Bereitstellung von Innovationen verstärken, da die Verbraucher erwarten, dass alle Geräte kompatibel sind und stets die modernsten Funktionen bieten. der des FinTech Forum DACH. Im Rahmen dieser Plattform können Start-ups in wenigen Minuten ihr Produkt und ihr Unternehmen präsentieren, um anwesende potenzielle Kapitalgeber und Kooperationspartner für sich zu gewinnen. Inhaltlich wird eine Unterscheidung der FinTechs zwischen disruptiven Start-ups und solchen Geschäftsideen vorgenommen, bei denen es eher um Enablement geht, also FinTechs, die eine Leistung erbringen, die Banken nicht erbringen können, und die von klassischen Kreditinstituten genutzt und gewinnbringend zum Einsatz gebracht werden können. Bei diesen inkrementellen oder evolutionären Innovationen wird eine bestehende Technologie oder ein Produkt in der Regel verbessert, effizienter oder günstiger gemacht. Noch etwas breiter aufgesetzt als das FinTech Forum DACH ist ein neues Joint Venture von Roland Berger und Rocket Internet. Im Rahmen einer digitalen Unternehmensplattform namens Terra Numerata sollen Inkubatoren, Investoren, Technologieanbieter und andere Akteure der digitalen Welt zusammengebracht werden, damit sie neue Partnerschaften eingehen und die digitale Innovation treiben können, z. B. durch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. „Von den 20 weltweit führenden Internetunternehmen, gemessen an ihrer Marktkapitalisierung, ist keines europäischen Ursprungs: 13 dieser Firmen stammen aus den USA und sieben aus Asien. Dies zeigt, wie dringend es einer solchen Plattform bedarf“, sagt Charles-Edouard Bouée, CEO von Roland Berger. Europa einen größeren Marktanteil zu verschaffen, sei die primäre Zielsetzung von Terra Numerata. Nicht immer lässt sich allerdings eine klare Trennung zwischen disruptiven und inkrementellen Geschäftsmodellen ziehen. Am Beispiel des vergleichsweise erfolgreichen Start-ups Kreditech sind beide Strömungen erkennbar. Einerseits gibt sich das FinTech-Unternehmen gegenüber der klassischen Kreditwirtschaft 60 diebank 3.2015

IT & KOMMUNIKATION ó fl Über 1.500 Start-ups haben mit ihren Geschäftsmodellen am CODE_n-Wettbewerb 2015 teilgenommen. revolutionär und wirbt mit dem Zitat von Bill Gates aus der Mitte der 1990er Jahre: „Banking is necessary, banks are not“. Auf der anderen Seite verfügt Kreditech über eine starke Consumer-Finance- Technologie, die einen selbstlernenden Kredit-Scoring-Algorithmus mit Big Data aus 20.000 Datenpunkten versorgt. Diese Technologie dürfte auch bei traditionellen Kreditinstituten auf großes Interesse stoßen, ermöglicht das Scoring-Modell doch, auch neue Kunden in Schwellenländern anzusprechen, die lediglich über eingeschränkten Zugang zu einer Bank verfügen. Beim Mitbewerber Lendico wird dagegen eine klare Abgrenzung zum klassischen Bankwesen vorgenommen. Im Selbstverständnis des Berliner Non-Bank- Start-ups schneiden digitale Kreditmarktplätze die Bank als Mittelsmann aus dem Prozess heraus. Kreditinstitute werden überflüssig. Mit Innovation und Technologie will Lendico die Kosten traditioneller Banken unterbieten und – ohne Filialen oder Bankschalter – Anleger und Kreditnehmer an den Kostenersparnissen partizipieren lassen. Das Unternehmen versteht sich als eine Alternative zu Banken. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Michael Kemmer, den Kreditinstituten nicht umsonst, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen. Gefahr droht vor allem bei jenen Services, die die kreditwirtschaftliche Wertschöpfungskette an neuralgischen Punkten attackieren, beispielsweise beim direkten Kontakt zum Kunden. Nur wer Digitalisierung versteht, kann in differenzierten Servicemodellen Chancen für Neugeschäft im Bankensektor identifizieren. Dies bedeutet aber nicht, jeder technologischen Innovation nachzulaufen − zumindest nicht im industrialisierten Bankkundengeschäft. Vielmehr gilt es, erprobte Technologien in den breiten Markt zu tragen. „Banking ist für Kunden Alltagsgeschäft. Sie wünschen sich so einfach und komfortabel wie möglich auf nahezu alle Banking-Funktionalitäten zuzugreifen, von überall und zu jeder Zeit“, erklärt Dirk Lamprecht, Bankenexperte bei Sopra Steria Consulting. Daneben eignet sich auch Videoberatung zur kundenindividuellen Ansprache. Insbesondere kommt es darauf an, alle Vertriebskanäle zu professionalisieren und mit Leben zu füllen. Am Ende steht eine volldigitalisierte Retailbank, deren Finanzprodukte ausnahmslos multikanalfähig sind. Die Entwicklung der digitalen Technologien auf der einen Seite und die damit verbundenen Änderungen im Kundenverhalten auf der anderen Seite determinieren Entwicklungen im Bankensektor, die zur Erschließung verborgener Ertragspotenziale geeignet sind. Hier sei beispielsweise der Zahlungsverkehr im Internet erwähnt. Auch die Zusammenarbeit mit Drittanbietern tritt dabei für den Verkauf von Bankdienstleistungen mehr und mehr in den Vordergrund, um ganz nah am Kunden zu sein. Daneben gibt es weitere interessante Ansätze, zum Beispiel die Entwicklung DIN-normierter Finanzanalysen. „Diese sind nicht nur geeignet, um Transparenz und Vertrauen zu steigern, sondern auch latent vorhandenen Beratungsbedarf zu wecken“, meint Experte Lamprecht. So wie in der Vergangenheit eine persönliche Beratung und ein ausgeprägtes Filialnetz ein gewisses Gebührenmodell gegenüber Direktbanken rechtfertigte, verschiebt sich der Fokus derzeit auf weiter differenzierte Servicemodelle. Letztlich lassen sich im preissensiblen Bankgeschäft nur durch Transparenz, die Anpassungsfähigkeit des Geschäftsmodells, die richtig interpretierte Innovationsgeschwindigkeit sowie einen klaren Kundenfokus Akzente setzen. Deswegen bleibt auch die Honorarberatung in Zeiten nach der Finanz- und Vertrauenskrise im breiten Privatkundengeschäft eine Herausforderung. 3.2015 diebank 61

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