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die bank 02 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Peter Thiel

MANAGEMENT Peter Thiel In der deutschen FinTech-Szene taucht ein Name immer wieder auf: Peter Thiel. Der US-amerikanische Investor deutscher Herkunft ist neben Deposit Solutions zum Beispiel auch an der Berliner Smartphone-Bank N26, an der Hamburger Kreditech, am Berliner Online-Versicherer Coya sowie an der Berliner Wissenschaftsplattform Research Gate beteiligt. Der 51-jährige Partner des Risikokapitalunternehmens Founders Fund in San Francisco und Präsident des Hedgefonds Clarium Capital in New York wanderte schon mit eineinhalb Jahren mit seinen Eltern in die Staaten aus. Thiel, der bekannt ist für seine polarisierende Meinung und sich durch seine Unterstützung für US- Präsident Donald Trump nicht nur Freunde im eher liberalen Silicon Valley gemacht hat, legte 1998 den Grundstein für seinen Reichtum mit der Gründung des Online-Bezahldiensts Paypal. Getreu seiner Überzeugung „Wo alle einer Meinung sind, lohnt sich das Engagement nicht“, brachte er den Finanzdienst mit dem heutigen Tesla-Chef Elon Musk und dem LinkedIn-Gründer Reid Hoffmann 2002 an die Börse – ausgerechnet zu einer Zeit, als die Internet-Branche am Boden lag. Der Mut zahlte sich aus. Zwei Jahre später, beim Verkauf von Paypal an ebay, kassierte Thiel 55 Mio. US-$. Der Mann, der in Stanford Philosophie und Mathematik studiert hat, ist u. a. an Facebook beteiligt, sponsert aber auch ungewöhnliche Ideen, etwa ein britisches Start-up, das halluzinogene Pilze gegen Depressionen einsetzen will, oder den Bau schwimmender Städte. Forbes schätzt Thiels Vermögen auf 2,5 Mrd. US-$ (2018). Und wie kommt ein junges deutsches FinTech in Kontakt mit dem Starinvestor? Er habe Thiel auf einer Veranstaltung in Wien kennengelernt, erzählt Tim Sievers, und die Chance bekommen, ihm bei einem Kaffee kurz sein Geschäftsmodell vorzustellen. Aus einem kurzen Gespräch wurde dann ein langes. Und offenbar ein überzeugendes, denn im Anschluss meldeten sich Thiels Investmentteams, um das Konzept unter die Lupe zu nehmen. Thiels Reichtum scheint allerdings nicht unbedingt glücklich zu machen. „Die Aussicht, einsam zu sein, aber recht zu haben und sein Leben dem zu widmen, woran niemand sonst glaubt, ist schon schwer", schreibt er in seinem 2014 veröffentlichten Buch „Zero to One". 2017 den Hamburger Konkurrenten Savedo, der zum Berliner Seriengründer FinLeap gehörte. Savedo-Gründer Christian Tiessen blieb an Bord. Fortsetzen wollen die Hamburger die Internationalisierung. Heute können Sparer in Deutschland, den Niederlanden und Österreich die Zinsplattform der Hamburger nutzen. Bald kommt die Schweiz hinzu. Im letzten November hat Deposit Solutions zudem eine Expansion in die USA angekündigt. Philipp von Girsewald, der zuvor in verschiedenen leitenden Positionen bei der Deutschen Bank AG tätig war, wird von New York aus das US-Geschäft des FinTechs führen, eine amerikanische Partnerbank für die eigene Plattform wurde bereits gefunden. Steigen soll auch die Zahl der Banken, die Tages- und Festgeld offerieren. Derzeit bieten 30 Institute aus 16 Ländern (Stand: November 2018) auf Zinspilot und Savedo ihre Einlagenprodukte an. Für die Expansion, aber auch die technische Weiterentwicklung der Plattform, hat Sievers Ende November 2017 eine Finanzierungsrunde abgeschlossen und rund 17 Mio. € eingesammelt. Im August 2018 folgte eine weitere Funding-Runde über 100 Mio. US-$, wobei das Unternehmen offenließ, wieviel von dieser Summe im Wege einer Kapitalerhöhung in die Firma floss beziehungsweise auf den Erwerb bestehender Unternehmensanteile früherer Investoren entfiel. Immer neue Rekord-Fundings In der FinTech-Community machten zuletzt immer wieder Rekord-Finanzierungen Schlagzeilen. Die Smartphone-Bank N26 hatte im Januar 2019 rund 260 Mio. € von Investoren erhalten, der Hamburger Online-Kreditvermittler Kreditech im Herbst 2015 gut 82 Mio. € und 2017 weitere gut 75 Mio. €. Die Berliner SolarisBank schloss im März 2018 eine Funding- Runde über rund 57 Mio. € ab. Deposit Solutions sammelte insgesamt bislang rund 50 Mio. US-$ bei den Investoren ein. Sievers hält aktuell 23 Prozent der Anteile, der Rest entfällt auf die Technologie-Investoren Vitruvian Partners, e.ventures, Greycroft, Valar Ventures, den börsennotierten deutschen Unternehmensentwickler FinLab AG sowie den US-amerikanischen Investor Peter Thiel (siehe Kasten) und den deutschen Business Angel Dr. Stefan Wiskermann. Über mangelnde Geschäftschancen macht sich Sievers keine Sorgen. „Der europäische Einlagenmarkt umfasst mehr als zehn Billionen Euro.“ Autorin Eli Hamacher ist Diplom-Volkswirtin und arbeitet seit knapp 30 Jahren als Wirtschaftsjournalistin. Die Freelancerin schreibt für „die bank“ vor allem über die Branche und Porträts über einzelne Unternehmen. Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit sind Auslandsmärkte. 34 02 // 2019

MANAGEMENT Der Chef Ein Mitglied der großen Sievers-Familie lernen Besucher schon im Büro des Chefs kennen. Dort hat es sich der Havaneser Pudel-Mischling Rocky in einer Ecke gemütlich gemacht. Die anderen fünf – Ehefrau und vier Kinder – lachen dem Gründer vom Gruppenfoto auf seinem Schreibtisch entgegen. Gemeinsam leben sie im beschaulichen Sülldorf im Westen Hamburgs. Besser als am ersten Wohnsitz im quirligen Schanzenviertel, in dem es der Familie dann doch zu bunt wurde, kann sich Sievers hier auch einem seiner Hobbies widmen: der Pferdezucht. Daneben liebt der 42-Jährige Fußball. Nach dem Abitur hat Sievers, geboren auf der schönen Halbinsel Eiderstedt an der Nordseeküste in Nordfriesland, erst einmal das Weite gesucht. Seinen Master in Politik, Philosophie und Wirtschaft machte er in Oxford, es folgten Stationen an der London School of Economics sowie an der Université de Toulouse, bevor er an der Uni Hamburg in Wirtschaftswissenschaften promovierte. Vor seiner Selbstständigkeit arbeitete Sievers gut fünf Jahre lang als Investmentmanager bei der Arcadia Unternehmens-Beteiligungen GmbH in Hamburg und blieb damit Norddeutschland verbunden. Keine Frage war es deshalb für ihn, wo er sein Start-up 2011 gründen würde. „Ich habe da gegründet, wo ich zuhause war. Das trifft auf viele Gründer zu, die ich kenne.“ Dafür nimmt er in Kauf, nicht in einer der Hochburgen der FinTech-Szene zu sitzen. Laut einer Studie der Investitionsbank Berlin von 2017 steht die Hauptstadt mit 1.076 aktiven FinTech-Unternehmen in deutschen Städtevergleich an der Spitze. Dahinter folgen München (42), Frankfurt (42), Hamburg (25) und Köln (12). Das Gros der Hamburger FinTechs ist im Teilbereich Vermögen unterwegs gefolgt von Zahlungsverkehr und Finanzierung. 02 // 2019 35

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