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die bank 02 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT FINTECHS:

MANAGEMENT FINTECHS: DEPOSIT SOLUTIONS Das Ziel: „Wir wollen mehr vom Gleichen machen“ Sparen soll Spaß machen, unkompliziert sein und das Geld sicher angelegt sein, fand Tim Sievers – und wurde in der Branche nicht fündig. 2011 gründete er deshalb Deposit Solutions und schuf eine Open-Banking-Plattform für Spareinlagen, die einerseits von Privatkunden genutzt wird, andererseits aber auch Geldinstitute wie die Deutsche Bank und die MünchenerHyp anbindet. „die bank“ sprach mit Sievers über die Geldanlage in der Niedrigzinsphase. An Chuzpe und Selbstvertrauen mangelt es Tim Sievers nicht. Als der Geschäftsführer des Hamburger FinTechs Deposit Solutions die Deutsche Bank als Kunden gewinnen wollte, suchte der Gründer zunächst vergeblich nach einem geeigneten Ansprechpartner im weit verzweigten Konzern. „In meiner Verzweiflung habe ich dann einen Brief direkt an den damaligen CEO Jürgen Fitschen geschrieben“, erinnert sich der 42-Jährige. Fitschen meldete sich zwar nicht, aber immerhin der Global Head of Deposits, Andreas Kramer. Sechs Monate nach dem ersten Gespräch stand schließlich fest: Die Sache läuft. Dann kam Geduld ins Spiel. Viel Geduld. Bis der Zwerg und der Riese ihr Bündnis besiegelten, vergingen weitere zwölf Monate. Doch Hartnäckigkeit und Geduld haben sich für die Hamburger ausgezahlt. „Durch die Kooperation mit der Deutschen Bank haben wir bewiesen, dass wir mit einer großen Bank zusammenarbeiten können und dass wir die hohen Standards für deren Zulieferer erfüllen“, unterstreicht Sievers, der sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat. „Wir wollen das Open Banking als neuen Standard für das Einlagengeschäft etablieren.“ Der Deal mit dem Marktführer kam da sehr gelegen. Wenn sich ein konservativer großer Partner für Deposit Solutions entscheidet, hilft das natürlich auch bei der Akquise neuer Kunden. Die Geschäftsidee entstand – wie so oft – weil der Gründer eine Marktlücke entdeckte. „Nach meinen ersten Jobs hatte ich Geld zur Seite gelegt und wollte es möglichst sicher anlegen.“ Sievers hatte aber keine Lust, bei jeder Bank mit attraktivem Anlageangebot ein eigenes Konto zu eröffnen. Seine Idee: Banken sollten es ihren Kunden ermöglichen, auch bei anderen Geldhäusern Erspartes anzulegen. Und dazu sollte die Eröffnung eines bzw. die Nutzung eines bereits bestehenden Kontos ausreichen. Was aus Sicht des Anlegers reizvoll klingt, ist für die Bank auf den ersten Blick eher unattraktiv. Wer unterstützt schon gern die Konkurrenz und riskiert den Verlust des Kunden? Für Sievers ist jedoch das Gegenteil der Fall. „Wir glauben, dass sich unser Angebot positiv auf die Kundenbeziehung auswirkt. Die Bank agiert wie ein Knotenpunkt, bei dem alle Bankgeschäfte des Kunden zusammenlaufen.“ Bis aus dem Wunsch Wirklichkeit wurde, hat Sievers auch die wichtigste Lektion für Gründer gelernt: Mit Rückschlägen umzugehen und trotzdem weiterzumachen. Manchmal habe er sechs Monate auf eine Antwort von der BaFin gewartet. Zwischen der Gründung im Jahr 2011 und dem Start des operativen Geschäfts vergingen so drei Jahre. Seitdem können Banken mittels der Plattform von Deposit Solutions ihren Kunden ausgewählte Einlageprodukte anderer Finanzinstitute anbieten und ihnen so eine Auswahl an unterschiedlichen Zinssätzen bieten (B2B). Zusätzlich betreiben die Hamburger die B2C- Plattformen Zinspilot und Savedo, über die Sparer direkt bei zurzeit 30 deutschen und europäischen Instituten Geld anlegen können. Sie müssen sich dafür einmalig registrieren und ein Konto bei der Partnerbank, der Sutor Bank Hamburg, eröffnet haben, um dann alle Angebote des Portals nutzen zu können. Zu den B2B-Kunden gehört seit dem Frühjahr 2018 die Münchner Hypothekenbank, die bundesweit mit rund 700 Volksund Raiffeisenbanken sowie Sparda-Banken in der Immobilienfinanzierung zusammenarbeitet. Ihren genossenschaftlichen Partnern bietet sie ein nach eigenen Angaben überdurchschnittlich verzinstes Festgeldprodukt an und steigt mit diesem Schritt ins Einlagengeschäft ein, um die Refinanzierungsbasis zu erweitern. Für diese Partnerbanken hat Deposit Solutions das Webportal entwickelt, über das die Berater den Privatkunden das „Geno- Festgeld“ anbieten können. Bereits seit Juli 2017 gehört die Deutsche Bank zur Klientel, die ihren Kunden auf ihrem „ZinsMarkt“ Anlagen bei derzeit vier anderen Banken ermöglicht: der jüngst privatisierten HSH Nordbank (jetzt: Hamburg Commercial Bank), die sich künftig stärker über die Spareinlagen von Privatkunden finanzieren möchte, der ppb Direkt (eine Marke der Deutschen Pfandbriefbank), der französischen Direktbank My Money Bank SA und der Stuttgarter CreditPlus Bank AG. Um ihren im Online-Angebot integrierten Einlagen-Marktplatz „ZinsMarkt“ zu pushen, bietet die Deutsche Bank neuen Kunden ein Gratis-Girokonto an, das diese sowohl als Verrechnungskonto für den Zinsmarkt nutzen können als auch für den normalen Zahlungsverkehr. Laut Andreas Kramer, dem Leiter der Einlagenplattform, wächst das über 30 02 // 2019

MANAGEMENT den Zinsmarkt verwaltete Einlagevolumen um monatlich 10 bis 15 Prozent (Stand: Mai 2018). Ebenfalls 10 bis 15 Prozent des am Zinsmarkt eingesammelten neuen Einlagevolumens entfalle im Schnitt auf neue Kunden, sagte Kramer dem Handelsblatt. Auch Bestandskunden legten auf der Plattform neue Gelder an, die sonst nicht bei der Deutschen Bank gelandet wären. Bei den an die Drittbanken vermittelten Einlagen verdienen der Branchenprimus wie auch alle anderen B2B-Kunden von Deposit Solutions über eine Provision mit. Diese zahlt die einlagennehmende Bank. Den Zugriff auf die wertvollen Kundendaten behält die Deutsche Bank, da sie die Kundengelder treuhänderisch bei der Konkurrenz anlegt. Sievers betont, dass die sogenannte Conversion Rate bei den Plattformen von Deposit Solutions im Vergleich zu anderen Bankprodukten höher sei. Die Rate misst, wie viele Kunden, die sich ein Angebot ansehen, dieses dann auch tatsächlich nutzen. Maximal kann ein Kunde so viel bei einer Bank anlegen, wie die Einlagensicherung der betreffenden Bank schützt: Das sind bei ausländischen EU-Banken in der Regel 100.000 €, 02 // 2019 31

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