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die bank 02 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Deckert: Wenn

MANAGEMENT Deckert: Wenn Amazon, Google & Co. mit einem vertrauenswürdigen Angebot auf den Markt kommen, dann steckt mit Sicherheit eine sehr ernstzunehmende Kraft dahinter. Amazon hat ja nicht umsonst damit begonnen, Shops zu öffnen, damit auch physisch greifbar wird, was online gekauft werden soll. Daran sieht man, wie wichtig der Faktor Mensch im Finanzbereich bei aller Digitalisierung weiterhin ist. Wenn die großen Technologiekonzerne wirklich in den Private-Banking-Markt einsteigen wollten, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Konkurrenz in Zukunft aus einer ganz anderen Ecke kommt, als wir dies bisher gewohnt sind. Was wir jedoch nicht unterschätzen sollten, ist die Kraft der Marke. Für viele Vermögende sind die rein digitalen Plattformen nur eine wei- tere Website, die im Zweifel übermorgen wieder weg sein kann. Darin liegt für Häuser wie uns eine große Chance im Wettbewerb mit branchenfremden Anbietern. Strobel: Bei Themen, die man hochskalieren kann, sehe ich das genauso. Digitale Vermögensverwaltung, Algorithmen-basiertes Geschäft – wenn die Googles dieser Welt diese Felder wirklich erschließen wollen, dann haben wir mächtige neue Wettbewerber. Aber auch dann ist das immer noch erst ein einzelnes Produkt. Mit dem Verständnis für den Life Cycle eines Kunden oder dem Beurteilen seiner familiären Situation hat das noch lange nichts zu tun. Auch die unterschiedlichen steuerlichen Themen, die immer wieder eine Rolle spielen, haben diese Konkurrenten schwer im Griff. Was eine Privatbank von einem Technikanbieter differenziert, ist die Summe all dieser Services rund um den einzelnen Kunden. Zahlungsverkehr abwickeln, Apple Pay einführen und Ähnliches – das kann man global skalieren, da können wir nicht mithalten. Aber wenn es um die speziellen Belange eines Kunden geht – dafür haben wir die relevanten Daten und das passende Verständnis. Grebe: Dass die Privatbanken über jede Menge Daten verfügen, ist unstrittig. Ich bezweifele allerdings, dass die Institute mehrheitlich in der Lage sind, diese Daten richtig aufzubereiten und zielführend zu analysieren. Die Daten befinden sich doch meistens in verschiedenen Silos. Jeder für sich kennt seine Daten vielleicht noch ganz gut. Aber das alles Dr. Daniel Pehle 22 02 // 2019

MANAGEMENT Hartmut Skubch vernünftig zusammenzuführen und zu einem Bild zu verdichten, daran hapert es doch sehr häufig. Bei Julius Bär habe ich in einer selbsterstellten Datenbank verschiedene Datenkategorien verknüpfen können, da kommt man durchaus zu überraschenden Ergebnissen. Die Nutzung bestimmter Big-Data-Tools und -Methoden kann bestimmt helfen, ein noch besseres Gefühl dafür zu bekommen, was der Kunde eigentlich will. die bank: Im Zusammenhang mit der allseits erwarteten Veränderung des Geschäftsmodells gerät auch das Thema „Kooperationen“ verstärkt in den Fokus, sei es mit FinTechs oder mit Technologieunternehmen… Alsleben: Wir kooperieren derzeit mit zwei FinTechs, an einem sind wir sogar beteiligt. In dem einen Fall bieten wir die Vermögensverwaltung digital als zusätzlichen Zugangsweg an. Kunde und Berater haben jederzeit denselben Zugang darauf. Der affine Kunde kann seine Vermögensverwaltung über diesen digitalen Zugang auch ohne den Berater abschließen. Wir kooperieren hier übrigens mit einem Partner, der BaFin-lizenziert ist, was uns wichtig war. Bei der zweiten Kooperation geht es um die Digitalisierung in Portfolio-Managemententscheidungen. Zunächst ist das ein Experiment. Wir sammeln hier erste Erfahrungen mit Entscheidungen, die vollkommen von KünstIicher Intelligenz gesteuert werden. Bisher sind wir mit diesem Experiment sehr zufrieden, und die Erkenntnisse, die wir daraus bisher schon ziehen konnten, sind sehr interessant. Was wir schon jetzt sagen können: Es funktioniert. die bank: Gibt es denn im Private Banking Bereiche, die sich für Kooperationen besonders gut eignen? Deckert: Im Prinzip gibt es überall Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Zusatzservices könnte man über Provider technisch abbilden, über Robotics und entsprechende Module lassen sich im Backoffice bestimmte Prozesse automatisieren – da ist insgesamt vieles möglich. Ein echter Schritt nach vorne wäre für mich, stärker auf Themenfeldern zu kooperieren, wo der Output für alle gleich ist und man sich nicht differenziert. „General Ledger Reporting“ wäre beispielsweise ein solches Thema. Wenn es hier eine vernünftige Lösung für alle gäbe, wäre das definitiv eine gute Sache. Momentan sehe ich diese gemeinsame Lösung allerdings noch nicht – vielleicht auch, weil dies ein Geschäftsfeld ist, das keinen Business Case hergibt. Strobel: Wenn ich die Private-Banking-Industrie neu „auf der grünen Wiese“ bauen müsste, dann würde ich einen erfahrenen Dienstleister nehmen, der die kompletten Banking Operations für viele Institute übernimmt – die technische und organisatorische Verarbeitung, die Abstimmprozesse, die Verbuchung im harmonisierten General Ledger, oder wie immer wir das nennen wollen. All das, worin kein Differenzierungsmerkmal für eine einzelne Bank steckt. Dann bräuchten wir sicherlich auch jemanden, der uns die Vielzahl an Algorithmen für die Datenanalysen zur Verfügung stellt. Der bekommt den Datenhaushalt zur Verfügung gestellt, die Strukturen, das Funktionenmodell, Prozesse, Datentöpfe, angereichert womit auch immer. Und dann kann dieser Dienstleister „loslaufen“, auf Basis umfangreicher Daten aussagekräftige Ergebnisse ableiten. Die Differenzierung erfolgt erst in Anschluss. Ein solches Modell zu entwerfen, ist im Prinzip nicht schwierig. Das Schwierige ist, die Übergangsphase zu gestalten… Alsleben: In der Realität sehen wir doch eines ganz deutlich: Obwohl sich in diesem Markt mittlerweile sehr viele Anbieter tummeln, habe ich noch niemanden gefunden, der mit seinem Kernbanksystem so richtig glücklich wäre. Und vor allem darf auch nicht vergessen werden, was es für eine Bank bedeutet, eine solche Migration durchzuführen. Auch 02 // 2019 23

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