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die bank 02 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 2 | Zinsergebnis

MARKT 2 | Zinsergebnis & Prämienentwicklung p.a. (in%) Unterschiedliche Zinsszenarien Zinsszenario: Konstante Zinsen Zinsszenario: „alte Welt“ 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 Ist: 2011-2016 2,83 Simuliert: Konstante Zinsen Jan. 12 Juli 12 Jan. 13 Juli 13 Jan. 14 Juli 14 Jan. 15 Juli 15 Jan. 17 Juli 17 Jan. 18 Juli 18 Jan. 19 Juli 19 Jan. 20 Juli 20 Jan. 21 GLD 10J GLD 10J, 4 Swaptions p. a. GLD 10J, 2 Swaptions p. a. GLD 10J, 6 Swaptions p. a. 2,07 1,77 1,46 1,16 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 Jan. 12 Juli 12 Ist: 2011-2016 Jan. 13 Juli 13 Jan. 14 Juli 14 2,83 Jan. 15 Juli 15 Jan. 17 Simuliert: Zinsanstieg „alte Welt“ Juli 17 Jan. 18 Juli 18 Jan. 19 Juli 19 Jan. 20 GLD 10J GLD 10J, 4 Swaptions p. a. GLD 10J, 2 Swaptions p. a. GLD 10J, 6 Swaptions p. a. Juli 20 Jan. 21 2,72 2,44 2,15 1,89 Zinsszenario: Verflachung Detailanalyse: Darstellung Ausübungswirkung 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 Jan. 12 Juli 12 Ist: 2011-2016 Jan. 13 Juli 13 Jan. 14 Juli 14 Jan. 15 2,83 Juli 15 Jan. 17 Simuliert: Zinsanstieg Verflachung Juli 17 Jan. 18 Juli 18 Jan. 19 Juli 19 Jan. 20 GLD 10J GLD 10J, 4 Swaptions p. a. GLD 10J, 2 Swaptions p. a. GLD 10J, 6 Swaptions p. a. Juli 20 Jan. 21 2,64 2,34 2,04 1,76 3,00 2,50 2,00 1,00 e: 15-16 Simuliert: Zinsanstieg „alte Welt“ Sept. 15 2,83 Jan. 16 Mai 16 Sept. 16 Jan. 17 Mai 17 Sept. 17 Jan- 18 Mai 18 Sept. 18 GLD 10J, 6 Swaptions p.a. (nur Strike) GLD 10J, 6 Swaptions p.a. (inkl. Prämie) Jan. 19 Mai 19 Sept. 19 Jan. 20 Prämienwirkung Mai 20 Sept. 20 GLD 10J Jan. 21 2,72 1,89 1,81 Das gleitende Portfolio wird dabei im Zeitverlauf auf dieser Basis aus Prämieneinnahmen aus mehreren Jahren gestützt: Beispielsweise verfügt das Portfolio im vierten Jahr bei Umsetzung über zwei Swaptions p.a. über Prämien aus acht Tranchen; bei Umsetzung über vier Swaptions p. a. über Prämien aus 16 Tranchen, etc.. Im nächsten Schritt werden die Prämienergebnisse nun in den gesamten Zinsergebnisbeitrag des gleitenden Portfolios eingeordnet und anhand unterschiedlicher Zinsszenarien bewertet. Der Ergebniszusammenführung im Portfolio liegen dabei die folgenden Annahmen zugrunde: Nach Auslauf der einzelnen, oben skizzierten Optionen erfolgt stets der strategie-konforme Aufbau der erforderlichen (im Beispiel: neunjährigen) Fälligkeiten, entweder auf Basis der Optionsausübung oder durch konsequente Eindeckung nach Verfall zum szena rio abhängigen Marktzins. Um Unterschiede im Vergleich zu den Zinsergebnisbeiträgen ohne Erwerbsvorbereitung besser beurteilen zu können, erfolgt stets eine Annualisierung der Upfront-Prämie über die wirtschaftliche Gesamtlaufzeit der Geschäfte von zehn Jahren, unabhängig von bilanziell abweichenden Ansätzen, nach denen bei Verfall auch die Vereinnahmung in einer Periode erforderlich sein kann. Weitere, den Optionspreis der Swaption bestimmende Faktoren werden im Zeitverlauf konstant gehalten. Auf ergänzende bilanzielle und aufsichtsrechtliche Bewertungen (Prämienabgrenzungen in Handels-/Steuerbilanz, Rückstellungsbildungen, Unterschiede in Abhängigkeit von möglichen Hedgebeziehungen, nationale vs. internationale GAAP, Buchzuordnung nach FRTB, o. ä.) wird zunächst verzichtet. Die Szenarioanalyse der Zinsergebnisbeiträge erfolgt analog der bereits untersuchten gleitenden Zinsbuchstrategien ohne Erwerbsvorbereitung über einen strategischen Planungshorizont von rund fünf Jahren, anhand von drei zentralen Zinsszenarien: 14 02 // 2017

MARKT 1. „Konstante Zinsen“ – als Approximation für ein länger andauerndes, aktuelles Kapitalmarktumfeld, wird eine unveränderte Zinsstrukturkurve über den gesamten Analysehorizont herangezogen; mit negativen Zinssätzen bis in den fünfjährigen Laufzeitbereich hinein, sowie Zehn-Jahres-Renditen von knapp unter 0,5 Prozent; 2. „alte Welt“ – eine sukzessive Rückkehr des Zinsumfelds vor der Staatsanleihen-Krise, die umgesetzt wird anhand einer spiegelbildlichen Entwicklung des Zinsrückgangs der letzten fünf Jahre; dabei steigen Geldmarktrenditen schrittweise wieder auf rund 1 Prozent, während am „langen Ende“ der Zinskurve wieder Renditen von 3,5 Prozent (zehn Jahre) erreicht werden; 3. „Verflachung“ – dabei erfolgt ein zügiger Zinsanstieg am „kurzen Ende“ der Zinskurve, ausgehend von einer Normalisierung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und geldpolitischer Ausrichtung der EZB; innerhalb von zwei Jahren steigen hier Geldmarktsätze wieder auf bis zu 4 Prozent an, gleichzeitig bleibt die Erholung der Langfristrenditen mit einem Anstieg auf 2 Prozent (zehn Jahre) zurück, anschließend verflacht die Zinskurve auf einem Niveau von 2 Prozent über alle Laufzeitbänder. Die Ergebnisse sind im Vergleich zur einfachen, gleitend zehnjährigen Zinsbuchstrategie in ÿ 2 zusammengefasst. Dabei zeigt sich zunächst nochmals der eingangs bereits skizzierte strukturelle Ergebnisrückgang der (ungehebelten) gleitend zehnjährigen Strategie. Die ohnehin in den letzten Jahren bereits deutlich reduzierte Verzinsung (von ca. 4 Prozent im Jahr 2012 auf derzeit 2,83 Prozent) gerät weiter unter Druck. Ein Zinsniveau entsprechend des konstanten Szenarios ist mit einem Rückgang der durchschnittlichen Verzinsung um mehr als die Hälfte auf bis zu 1,16 Prozent verbunden. Auch in den beiden Szenarien mit steigenden Zinsen liegt der durchschnittliche Kupon unterhalb von 2 Prozent. Auf Basis der beschriebenen Erwerbsvorbereitung kann dieser grundsätzliche Ergebnisdruck zwar nicht vollständig kompensiert, aber doch spürbar abgemildert werden. In den untersuchten Zinsentwicklungen liegt der durchschnittliche Zinsertrag – inklusive der annualisierten Optionsprämien – stets oberhalb der Verzinsung der einfach gleitend zehnjährigen Struktur. Bei der Umsetzung des Tranchenaufbaus mit sechs Swaptions pro Jahr wird in allen Szenarien ein durchschnittlicher Kupon oberhalb von 2 Prozent erreicht. In den Zinsanstiegsszenarien wird das derzeitige Niveau von 2,8 Prozent fast wieder erreicht. Anhand des Zinsanstiegsszenarios „alte Welt“ kann die grundsätzliche Wirkungsweise, aber auch ein zentrales Risikoszenario verdeutlich werden (siehe dazu ÿ 2, unten rechts): Hier erfolgt die Andienung von Tranchen durch Ausübung von Swaptions im Zeitverlauf, die reinen Festsätze (ohne Optionsprämien) liegen hier leicht unterhalb der Marktrenditen. In Summe mit den annualisierten Prämien wird in diesem Szenario dennoch eine Verzinsung oberhalb der einfachen, gleitend zehnjährigen Strategie (ohne Erwerbsvorbereitung) erzielt. Die Differenz entspricht den Optionsprämienanteilen wie in ÿ 1. Aufgrund des hier gestiegenen Zinsniveaus können GuV-wirksame Rückstellungsbildungen erforderlich werden. FAZIT Zusammenfassend zeigt sich, dass durch die dargestellte Erwerbsvorbereitung eine ergebnisstabilisierende Operationalisierung der grundsätzlich passiven Zinsbuchsteuerung erreicht werden kann: Das Grundvorgehen einer prognoseunabhängigen, langfristig gleitenden Strukturierung des Zinsbuch-Zahlungsstroms bleibt erhalten. Gleichzeitig kann das strukturelle Ergebnisrisiko einer langanhaltenden Niedrigzinsphase zwar nicht eliminiert, aber doch deutlich abgemildert werden. Risiken liegen dabei zum einen in deutlich steigenden Renditeniveaus: In diesem Fall zu verzeichnende Marktwertverluste entsprechen im Rahmen der passiven Steuerung dabei zwar grundsätzlich etwa dem Marktwertverlust, den die langfristig aufzubauenden Tranchen auch zu verzeichnen hätten, gleichwohl kann die Einbindung optionaler Instrumente eine abweichende GuV-wirksame Abbildung erforderlich machen, die separat zu analysieren und zu bewerten ist. Zum anderen ist auch die hier als konstant angenommene Optionsprämie zu nennen: Tatsächlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein möglicher Renditerückgang nicht auch mit rückläufigen Optionsprämien einhergehen kann. Beide Risikopotenziale sprechen dabei nicht komplett gegen eine solche Erwerbsvorbereitung. Sie machen aber deutlich, dass ein sachgerechter Einsatz nur für Teile der Tranchenbildung in Frage kommen kann. Damit verbunden ist gleichzeitig, dass die Komplexität der Zinsbuchsteuerung steigt: Vor allem aufgrund der optionsbasierten Instrumente, deren Ergebniswirkung schwieriger zu durchdringen und deren Abbildung in Risikomanagement, bilanzieller wie auch aufsichtsrechtlicher Dimension aufwendiger ist. Jedoch auch aufgrund prozessualer Erfordernisse, da bei Optionsverfall ein konsequenter, strategiekonformer Aufbau erforderlicher Restlaufzeit zu erfolgen hat. Dabei kann das dargestellte Vorgehen einen konzeptionellen Rahmen bieten, innerhalb dessen eine regelgebundene Steuerung des Zinsbuchs erfolgt, die strukturellen Ergebnisrisiken entgegenwirkt, statt sie nur hinzunehmen. Autoren: Christoph Balke ist Senior Manager, Thomas Bader ist Senior Consultant in der Practice Group Treasury & Asset-Liability-Management bei zeb, Münster. 1 „Zinsbuchsteuerung im Niedrigzinsumfeld“, die bank 7.2016. 02 // 2017 15

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