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die bank 02 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

TREIBER:

TREIBER: UNTERNEHMENSÜBERNAHMEN Rekordjahr am Schuldscheinmarkt ó Mit einem Volumen von rund 19 Mrd. € erreichte der Schuldscheinmarkt im Jahr 2015 einen neuen Rekord. „Der Anstieg von 65 Prozent gegenüber 2014 wurde vor allem von Unternehmensübernahmen getrieben“, erklärt Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden- Württemberg (LBBW). Für das laufende Jahr erwarten die Analysten des LBBW Research laut einer aktuellen Studie eine ruhigere Marktentwicklung mit einem Emissionsvolumen von 14 bis 15 Mrd. €. Der Schuldschein spielt seit einigen Jahren eine zunehmend wichtige Rolle bei Übernahmefinanzierungen (M&A). Die Unternehmen schätzen vor allem die Kompatibilität des Schuldscheins mit anderen Finanzierungsinstrumenten sowie dessen Flexibilität hinsichtlich Finanzierungsvolumina, Laufzeiten und Dokumentationsanforderungen. 2015 brachten es die sechs größten M&A-getriebenen Schuldscheinemissionen zusammen auf 4,7 Mrd. € und sorgten damit alleine für mehr als die Hälfte des Anstiegs gegenüber 2014. Im laufenden Jahr beurteilt das LBBW Research die Rahmenbedingungen weiter positiv. Von der Zinswende in den USA erwarten die Analysten noch keine nennenswerten Auswirkungen auf die Bond- und Kreditmärkte. Aber Megadeals wie das 2,2-Mrd.-€-Schuldscheindarlehen von ZF Friedrichshafen dürften sich nicht jedes Jahr wiederholen, meint Burkert. Wahrscheinlich sei ein hohes Marktvolumen von 14 bis 15 Mrd. €. MIFID II-READINESS Verschiebung würde helfen ó Die Mehrheit der deutschen Banken ist mit der Umsetzung der Finanzmarktrichtlinie MiFID II beschäftigt, 70 Prozent der Institute haben bereits Projekte begonnen. Dennoch laufe das Gros der Banken dem Zeitplan hinterher. So der Stand, den die Unternehmensberatung PPI AG Ende 2015 in der dritten Auflage ihrer Studie zur MiFID II-Readiness erhoben hatte. Im letzten Frühjahr war gerade einmal ein Drittel der Banken in den Startlöchern gewesen. Aber auch die EU-Kommission steht dieser Erhebung zufolge unter Zeitdruck, und eine mögliche Verschiebung der Finanzmarktreform auf den Januar 2018 würde viele Banken mit Nachholbedarf entlasten. „Die Institute erfahren im Frühjahr 2016 verbindlich, worauf sie sich einstellen müssen und müssten diese Anforderungen dann nicht innerhalb weniger Monate realisieren“, sagt Christian Appel, Experte für Banken-Compliance bei PPI. Auf Basis des finalen Berichts der ESMA über technische Regulierungs- und Durchführungsstandards rechnen etwa drei Viertel der Institute mit Gesamtkosten von nicht mehr als einer halben Million €, um die MiFID-II-Auflagen zu erfüllen. 82 Prozent sehen zudem erheblichen Handlungsbedarf, ihre IT-Systeme MiFID-II-konform umzurüsten. Ein Hauptaufwandstreiber sind die neuen Regeln zur Aufzeichnung von Telefongesprächen oder elektronischen Mitteilungen in Bezug auf Kundenaufträge. EU UNTERSUCHT PRIVATKUNDENMARKT FÜR FINANZPRODUKTE Bessere und günstigere Kredite und Konten für alle Bürger ó Viele Menschen haben Probleme, Finanzdienstleistungen in einem anderen EU-Mitgliedstaat in Anspruch zu nehmen. Die Europäische Kommission ermittelt deshalb derzeit, wie ein europaweit ausgerichteter Finanzdienstleistungsmarkt für Verbraucher verwirklicht werden kann. Sie will herausfinden, wie die Verbraucher Zugang zu den für sie optimalen Finanzdienstleistungsangeboten erhalten können, d. h. zu einer größeren Auswahl geeigneter, besserer Produkte mit wettbewerbsorientierten Preisen. Gegenstand der Konsultation ist der europaweite Privatkundenmarkt für Finanzprodukte wie Versicherungen, Hypothekarkredite, Kredite, Zahlungen und Bankkonten. Die Kommission will es für die Unternehmen einfacher machen, Privatkunden in anderen EU- Mitgliedstaaten Finanzdienstleistungen anzubieten. Ferner sollten die Verbraucher diese Produkte weiterhin in Anspruch nehmen können, wenn sie in einen anderen EU-Mitgliedstaat ziehen, um dort zu arbeiten, zu studieren oder ihren Ruhestand zu verleben. Zudem werden die Auswirkungen der digitalen Technologien auf den Markt untersucht. Digitale Dienstleistungen wie Online Banking, Peer-to-Peer-Kredite oder Preisvergleichswebsites halten für Anbieter und Verbraucher viele Chancen bereit, können aber auch Risiken in Bezug auf Regulierung und Verbraucherschutz darstellen. „Die privaten Banken unterstützen einen wettbewerblichen und effizienten Binnenmarkt für Finanzdienstleistungen. Hiervon profitieren sowohl Verbraucher als auch Banken: Privatkunden können neue Produkte nutzen, der Finanzbranche eröffnen sich neue Märkte“, sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Doch müsse das Timing der Kommission hinterfragt werden. Derzeit befinde man sich in der nationalen Umsetzung diverser umfänglicher EU-Richtlinien, z. B. MiFID II oder Zahlungskontenrichtlinie. Diese sollten erst abgeschlossen sein, bevor über weitere neue europäische Vorgaben gesprochen werde, so Kemmer. Auch solle die Kommission im Rahmen der sebst auferlegten Better Regulation Initiative überprüfen, ob die beabsichtigten Regulierungsziele im Einklang mit dem Oberziel Wachstum und Beschäftigung stünden. Die EU-Kommission sollte sich deutlicher als bisher an den Erfahrungen der Banken orientieren und deren Expertise bei der weiteren Ausgestaltung der Kunde-Bank-Beziehung stärker nutzen. 6 diebank 02.2016

Finanzmarkt Trends VERBÄNDE GEGEN FINANZTRANSAKTIONSSTEUER Projekt am besten einstellen ó Die führenden deutschen Wirtschaftsverbände befürchten negative Auswirkungen auf Wachstum, Beschäftigung und Altersvorsorge und fordern deshalb in einer gemeinsamen Stellungnahme die europäischen Finanzminister auf, die Pläne zur Finanztransaktionssteuer aufzugeben. Mit keinem der bisher diskutierten Modelle sei es gelungen, die Befürchtungen zu zerstreuen oder die drohende Fragmentierung des europäischen Finanz- und Investitionsstandorts zu vermeiden. Wenn die Europäische Kommission Wachstum und Beschäftigung in Europa stärken wolle, müsse sie die Idee der Finanztransaktionssteuer verwerfen. Auch andere Bereiche müssten unter der Steuer leiden, z. B. die private und betriebliche Altersvorsorge. Hier käme es zu ungerechtfertigten Belastungen, weil auch Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds etc. betroffen wären und sich die Erträge und damit die Rentenansprüche der Arbeitnehmer erheblich verringerten. Insgesamt summierten sich die Belastungen der Finanztransaktionssteuer auf mehrere Milliarden € jährlich und träfen Wirtschaft und Bürgern massiv. Auch nach mehr als zweieinhalb Jahren Arbeit an dem aktuellen Kommissionsentwurf lägen noch keine Lösungen für die zahlreichen seitens der Wirtschaft aufgezeigten Probleme vor. Im Interesse eines stabilen europäischen Wirtschaftsraums wäre es daher am sinnvollsten, das Projekt einzustellen, so die Verbände. ROHSTOFFZYKLUS BLEIBT SPANNEND Den Affen überlisten ó Im chinesischen Horoskop ist 2016 das Jahr des Affen. „Laut meinen Internetrecherchen bedeutet das, dass wir uns in diesem Jahr mit mehr Finanzereignissen beschäftigen müssen“, schlussfolgert Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Der Affe ist ein intelligentes, freches, schlaues und wachsames Tier. Wer in diesem Jahr erfolgreich investieren will, muss ihn überlisten.“ Zu Jahresbeginn habe sich die „Weltuntergangsstimmung“ an den Märkten fortgesetzt. Die Geldpolitik in den USA normalisiere sich, China passe sein Wachstumsmodell an. Die Folge seien fallende Rohstoffpreise, erweiterte Credit Spreads und Aktien, die Mühe hätten, ihre aktuellen Bewertungen zu rechtfertigen. Den Boden des Rohstoffpreiszyklus vorherzusehen ist für Iggo die größte Investmententscheidung des Jahres. Nun schrieb der Schriftsteller Theodor Zell schon vor gut 100 Jahren, wer den Affen überlisten wolle, müsse sehr vorsichtig zu Werke gehen. Ob Iggos nicht so ganz innovativer Vorschlag „Günstig kaufen und teuer verkaufen!“ da ausreicht, bleibt abzuwarten. FINANZMARKTNOVELLIERUNG Beratungsprotokolle bald Geschichte ó Die Rechte und der Schutz privater Kleinanleger werden erneut gestärkt, das Finanzmarktnovellierungsgesetz zur Umsetzung europäischer Richtlinien und Verordnungen in deutsches Recht soll bis Juli 2016 in Kraft treten. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die überarbeitete Marktmissbrauchsrichtlinie (MAD) und -verordnung (MAR), die EU-Verordnung über Zentralverwahrer sowie die EU-Verordnung über Basisinformationsblätter für verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte. Anpassungen sind im Wertpapierhandelsgesetz, im Kreditwesengesetz und im Börsengesetz erforderlich, ebenso Änderungen im Versicherungsaufsichtsgesetz und Kapitalanlagegesetzbuch. Unter anderem wird das erst vor wenigen Jahren eingeführte Beratungsprotokoll bei Geldanlagen bald Geschichte sein. Stattdessen sollen Anlageberater ihren Privatkunden künftig eine „Geeignetheitserklärung“ vorlegen, die die erbrachte Beratung nennt und bestätigt, dass der Berater die Präferenzen, Anlageziele und sonstigen Merkmale des Kunden beachtet hat. Der Entwurf sieht außerdem vor, die Straf- und Bußgeldvorschriften zu verschärfen und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht mit weiteren Aufsichtsbefugnissen auszustatten. 02.2016 diebank 7

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